Zoll-Streit nährt Konjunktur-Sorgen
US-Handelspolitik könnte ausstrahlen – Strafzölle zunächst nur gegen China
China und die USA sind wichtige Handelspartner. Bisher bleiben die Prognosen unverändert.
BERLIN – Mit dem Streit zwischen den USA, Europa und China über milliardenschwere Strafzölle wächst die Sorge über die Zukunft des globalen Handelssystems. Wirtschaftsverbände und Ökonomen warnten am Wochenende vor einer Eskalation und nachhaltigem Schaden für die Welthandelsorganisation WTO. Zugleich gibt es Befürchtungen, dass ein sich verschärfender Handelsstreit die Konjunktur in Deutschland bremsen könnte.
Die Drohung der USA, Strafzölle gegenüber der EU zu erheben, stehe weiter im Raum, warnten Bank-Volkswirte in einer Umfrage. Grund für Schwarzmalerei gebe es aber nicht, betonen die Ökonomen. Sie sehen bisher keinen Anlass, ihre Prognosen für das Wachstum der deutschen Wirtschaft zu senken, die für 2018 ein Plus von über zwei Prozent vorhersagen.
Seit Freitag erheben die USA Strafzölle auf Aluminium und Stahl. Die 28 EU-Staaten wurden von den Abgaben noch kurzfristig ausgenommen – ebenso wie Kanada, Mexiko, Australien, Argentinien und Südkorea. Die Ausnahme ist aber befristet bis zum 1. Mai. So erwartet USPräsident Donald Trump Entgegenkommen der Europäer an anderer Stelle.
Trump hat zudem Schutzzölle auf Einfuhren aus China im Umfang von 60 Milliarden Dollar angekündigt – wegen angeblichen Diebstahls geistigen Eigentums und wettbewerbswidriger Praktiken. Die Regierung in Peking will mit Vergeltungsabgaben auf USWaren im Umfang von 3 Mrd. US-Dollar dagegenhalten.
China warnte vor einer Eskalation. Sein Land sei „bereit und in der Lage“, in einem möglichen Handelskrieg „seine nationalen Interessen zu schützen“, sagte Chinas Vizepremier Liu He.
„Die Ankündigungen der US-Administration bereiten uns große Sorge“, sagte Friedolin Strack vom Asien-Pazifik-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft. Die meisten der von der Agentur dpa befragten Volkswirte fürchten, dass ein Handelskrieg zwischen den USA und China auch auf die europäische und deutsche Wirtschaft durchschlagen wird. „USA und China sind wichtige Handelspartner für Deutschland“, gibt Michael Holstein von der DZ-Bank zu bedenken.