Zamperoni sieht Trump-Wahl als historische Zäsur
6egesthemen-Moderator stellt sein Buch „Fremdes Land Amerika“vor
OLDENBURG – Allein sein Name genügt um ihn vor Augen zu haben, den 1,95 Meter-Mann aus den ARD-Tagesthemen, sympathisch und mit charmantem Lächeln, derzeit ohne Bart. Nun war er live zu erleben. Der Freundeskreis des Oldenburgischen Staatstheaters hatte den Publizisten Ingo Zamperoni (44) nach Oldenburg geholt. Im ausverkauften Kleinen Haus traf er sich zu einem Gespräch mit NDR-Studioleiter Holger Ahäuser, las aus seinen Büchern und schilderte seine Eindrücke aus einem wechselvollen Amerika. Vor dem Beginn seiner Lesung stellte sich Ingo Zamperoni dem Oldenburger Publikum ganz persönlich vor. Er absolvierte nämlich seinen ersten Fernsehbeitrag im Volontariat beim NDR in Oldenburg. Das war Anfang 2001. Und weil um diese Zeit der Grünkohl regiert, wurde Zamperoni damals die Königskrone aufgesetzt. Sowas bleibt eben auch im Gedächtnis.
Ingo Zamperoni war stets fasziniert von den USA. Er absolvierte ein Auslandsstudium in Boston, moderierte die „Tagesthemen“, arbeitete von 2014 bis 2016 im ARD-Auslandsstudio in Washington und später als ARD-Auslandskorrespondent in der amerikanischen Hauptstadt. Dort lernte er auch seine Frau kennen, hat drei Kinder und erlaubt sich durch eigene Erfahrungen und Familienzusammenhänge einen besonderen Blick auf die politischen Ereignisse. Kenntnisreich und gleichzeitig verständlich vermittelt er sein umfangreiches Wissen, sprudelt förmlich vor lauter Fakten und Geschichten. Und weil es so viel zu erzählen gäbe, so sagt er, habe er gerade sein zweites Buch im Sinne einer Fortsetzung fertiggestellt. „Anderland“heißt es und trägt den Untertitel „Die USA unter Trump – ein Schadensbericht“.
Der Chefmoderator der Tagesthemen befindet sich derzeit auf einer Lesereise. Immer sind seine Veranstaltungen stark begehrt, denn die Besucher kommen, um Ingo Zamperonis Einschätzung zu hören. Über die Eigenarten des US-Präsidenten existieren Ingo Zamperoni (links) schilderte im Staatstheater seine aktuellen Eindrücke aus den USA.
mittlerweile unzählige Ansichten, Kritiken, Vermutungen und Beschuldigungen. Ebenso über seine Freundund Feindschaften. Es bleibt die Empörung über Trumps unberechenbares Auftreten, seine launenhaften Eingebungen in den sozialen Medien oder die populistischen Demonstrationen von Stärke. Der Ton ist rauer geworden. Und dennoch sei eine zweite Amtszeit nicht unrealistisch.
Als Journalist und Fernsehmoderator
kennt Zamperoni das Land in all seinen Facetten. Vieles an den USA ist seiner Meinung nach zu bewundern, aber auch zu hinterfragen oder zu bemängeln. Mit der Wahl von Trump, die Zamperoni als Zäsur in der Geschichte Amerikas bezeichnet, fragt er sich als kritischer Beobachter: Wie stabil kann dieses Gemeinwesen bleiben, wenn sein oberster Repräsentant immer wieder unsozial und aggressiv agiert, Twitter als Sprachrohr für seine Anhänger offensiv nutzt und in einem Jahr ein Drittel seines unliebsamen Führungspersonals austauscht? Trotz großer Demonstrationen der Jugend gegen die Waffengewalt scheint eine Verschärfung des Waffenrechts weiter fraglich. Was passiert, wenn einem Staatsoberhaupt Toleranz, gesellschaftliche Werte und Rücksichtnahme so wenig zu bedeuten scheinen? Wird es mit diesem Präsidenten eine Fortsetzung des „Amerikanischen Traums“geben? Für welche Teile der Gesellschaft?
In „Fremdes Land Amerika“beschreibt Ingo Zamperoni seine berufliche Zeit in Washington, bereichert dabei seine gesellschaftspolitischen Analysen mit vielerlei launigen persönlichen Geschichten und kommentiert während seines Vortrags das Gelesene mit humorvollen Anekdoten. So bleiben auch die komplizierten Zusammenhänge leicht verständlich. Zum Abschluss des Gesprächs wurden auch die Fragen aus dem Publikum ausführlich beantwortet, ehe stürmischer Beifall den Abend beendete.