Nordwest-Zeitung

Vergnüglic­hes aus Lummerland

Dennis Gansel verfilmt „Jim Knopf und Lu9as der Lo9omotivf:hrer;

- VON ANTJE WESSELS

Der Regisseur erf:llt sich mit der <erfilmung des Kinderbuch­es von Michael Ende einen langgehegt­en Traum. Sein Film bringt nicht nur Kinderauge­n zum Leuchten.

HAMBURG – Michael Endes Kinderbuch „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivf­ührer“gehört längst zum deutschen Kulturgut. Und wie das mit Kulturgut nun mal so ist, sind die Möglichkei­ten, es filmisch zu adaptieren, schier unendlich. Für den deutschen Regisseur und Hollywood-Export Dennis Gansel ist „Jim Knopf“nicht die erste Verfilmung einer bekannten Vorlage: Bereits den erschütter­nden Jugendroma­n „Die Welle“setzte er kongenial um.

Mit der Geschichte rund um Lukas und Jim erfüllt er sich einen Kindheitst­raum und weiß offenbar genau, an was für eine Verantwort­ung das gekoppelt ist. Schließlic­h verbindet nicht nur er wundervoll­e Stunden mit Jim Knopf und seinen vielen Freunden in und um die Insel Lummerland.

Wunderbar altmodisch

Als der Postbote eines Tages ein großes Paket an ihr Festland bringt, trauen die Bewohner der Insel Lummerland ihren Augen nicht: In Windeln gehüllt liegt darin ein kleiner dunkelhäut­iger Junge, der sie mit großen Augen anstrahlt. Die gutmütige Lebensmitt­elverkäufe­rin Frau Waas (Annette Frier) tauft ihn kurzerhand Jim (Solomon Gordon) und nimmt ihn unter ihre Fittiche. Auch mit dem Rest der Inselbewoh­ner schließt er bald Freundscha­ft – besonders im Lokomotivf­ührer Lukas (Henning Baum) hat er einen Zuhörer gefunden, der ihm außerdem die Faszinatio­n für Lokomotive­n näherbring­t.

Doch je älter Jim wird, desto mehr sehnt er sich nach der Antwort auf die Frage, wo er eigentlich herkommt. Als dann auch noch König Alfons der Viertel-vor-zwölfte (Uwe Ochsenknec­ht) aufgrund der Überbevölk­erung fordert, dass entweder Jim oder Lukas’ geliebte Lokomotive Emma die Insel verlassen muss, brechen die beiden Freunde mitsamt Emma zu einem aufregende­n Abenteuer auf.

Gerade an Kinder- und Jugendfilm­en geht die Technisier­ung der Welt heutzutage nicht spurlos vorbei – weder auf inhaltlich­er noch auf inszenator­ischer Ebene. Dennis Gansel geht einen anderen Weg: Seine Variation von „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivf­ührer“(Kinostart an diesem Donnerstag) ist im besten Sinne altmodisch und baut auf einen Look, der gleicherma­ßen

an den Charme der Augsburger Puppenkist­e erinnert und dem Publikum trotzdem einen ganz neuen Einblick in Lummerland und die drumherum liegenden Welten ermöglicht.

Handgemach­te Szenen

Computeref­fekte sind rar gesät und nur vereinzelt wirklich als solche zu erkennen. Stattdesse­n setzt Gansel auf gleicherma­ßen abwechslun­gsreiche wie handgemach­te Szenen, die zum Großteil im Berliner Studio Babelsberg entstanden sind. Gespickt mit kreativen Einfällen entfaltet sich auf der Leinwand ein Potpourri sämtlicher Elemente des fantastisc­hen Kinos, das Jung und Alt bis zuletzt in Staunen versetzen wird.

Erzähleris­ch orientiert sich das Drehbuch stilsicher an

der Vorlage, hebt allerdings immer mal wieder Details hervor, die in den vielen anderen Adaptionen des Stoffes nicht ausführlic­h beleuchtet wurden. So erhält der von Milan Peschel gespielte Scheinries­e eine etwas ausführlic­here (und äußerst rührende) Episode innerhalb der roadmovie-artigen Inszenieru­ng.

Es ist schon eine Leistung, die vielen Figuren, Handlungso­rte und Ideen der Vorlage in einem einzigen Film unterzubri­ngen, ohne ihn aufgebläht oder hektisch wirken zu lassen. Gansel ist das gelungen. Sein Familienab­enteuer ist ein mit viel Liebe zum Detail inszeniert­es, handwerkli­ch astreines Vergnügen auf dem Niveau internatio­naler Großproduk­tionen.

Der Trailer zum Film unter https://bit.ly/lokomotivf­ührer

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DPA-BILD: ILZE KITSHOFF Unterwegs: Henning Baum als Lokomotivf­ührer Lukas (rechts) und Solomon Gordon als Jim Knopf in einer Szene des Films „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivf­ührer“"

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