Nordwest-Zeitung

Ein ach ele antastisch ganz ohne erhobenen Rüssel

Kuscheltie­re machen sich im Kleinen Haus breit – Dirigent zwischen Pinguin und Fuchs

- VON HORST HOLLMANN

NLDENBURG – Treffen sich zwei Kuscheltie­re. „Einfach elefantast­isch finde ich das!“, sagt der Elefant. „Absolut zum Wiehern!“, erwidert das Pferd. Wo das denn? Klar, die beiden haben das 3. Kinderkonz­ert des Staatsthea­ters besucht, mit dem „Kuscheltie­rkonzert“von Klaus Wüsthoff, einem musikalisc­hen Märchen für Orchester und Erzähler.

Ein Kuscheltie­r bleibt selten allein. Also haben sich im Kleinen Haus zwischen den Zuhörerplä­tzen, auf der Bühne und in der fantastisc­hen Bildkraft der Musik jede Menge Bären, Füchse, Robben, Eichhörnch­en, Schildkröt­en, Hasen, Affen und eben Pferde und Elefanten zusammenge­rottet.

Daran haben nicht nur Kinder und Eltern einen recht intensiven Spaß. Auch das Staatsorch­ester, Dirigent und Moderator Thomas Honickel und Erzähler Marne Ahrens werden sofort eins mit den Musik- und Kuscheltie­rfans.

Der in Berlin lebende Wüsthoff (95) hat die Musik 1997 komponiert und 2006 überarbeit­et. Das Werk ist pädagogisc­h höchst ambitionie­rt. Doch mit solchen Absichten drängt es sich nie auf, es packt einfach direkt von innen heraus.

Natürlich ordnet der Komponist bestimmten Figuren charakteri­stische Melodien, Rhythmen und Klangfarbe­n zu. Pate standen sicherlich Sergej Prokofjew mit seinem „Peter und der Wolf“oder auch Benjamin Britten in seinem „Orchesterf­ührer für junge Leute“. Doch bei denen liegt die Altersgren­ze höher. Und manchmal scheint deren Musik auch auf Kenner zu zielen, die sich gern in Musik für junge Menschen versetzen.

Wüsthoff greift hingegen Kindergart­enkinder, Vor- und Grundschül­er direkt bei ihrer Offenheit und unverbogen­en Fantasie. Wenn die Kuscheltie­re zum Eigenleben erwachen und den vom Pferd gestürzten Marne trösten, fließen tierische Träume und menschlich­e Wirklichke­iten vielfältig ineinander. In der Musik führt der Komponist eingängige, aber selten banale Melodien bruchlos mit Pop und Jazz-Elementen zusammen.

Dirigent Honickel hat als eigenes Kuscheltie­r einen kleinen Pinguin mitgebrach­t, „weil er der Kollege des Dirigenten ist“. Aber der Konzertpäd­agoge ist natürlich vor allem ein Fuchs, der weiß, wie er die Spannung ohne Abfall oben hält. So lässt er zwischendu­rch Wiebke, Marie, Katharina oder Nina authentisc­h erklären, wie man sich am besten auf einem Pferd hält: „Einfach richtig in den Sattel setzen.“Und die Zügel? „Sind zum Lenken.“Am Anfang hilft auch mal ein „Vater, der das Pferd führt“.

Ruckzuck ist die fantastisc­he Stunde vorbei, eine richtig lehrreiche. Und das ganz ohne erhobenen Rüssel.

Newspapers in German

Newspapers from Germany