WENN JEDER SCHRITT ZUR QUAL WIRD
Falsches Training kann Überlastung verursachen
Eine Entzündung oder Verletzung der Achillessehne ist oft mit großen Schmerzen und Funktionseinschränkungen verbunden. Gezieltes Training kann das Risiko reduzieren.
BRAKE Die Achillessehne ist neben der Kniescheibensehne die größte und am meisten belastete Sehnenstruktur des menschlichen Körpers. Vor allem bei extremen Bewegungen muss sie mitunter ein Vielfaches des Körpergewichts abfangen und tragen. Als Verlängerung des Wadenmuskels ermöglichst sie eine zugleich flexible wie im wahrsten Sinne des Wortes tragfähige Verbindung des Unterschenkels mit dem Fersenbein im Fuß. Eine gesunde und voll belastbare Achillessehne kann die Kraft des Wadenmuskels problemlos auf das Fersenbein übertragen und ist mitentscheidend für das Geh- und Laufvermögen.
Der beim Gehen automatisch vollzogene Wechsel von Anspannung und Entspannung der Wadenmuskulatur sorgt dafür, dass das Fersenbein – und damit auch der Fuß – in Bewegung gerät, was eine entscheidende Grundlage für die Fortbewegung auf zwei Beinen bzw. Füßen ist.
Durch eine schmerzhafte Entzündung oder sogar einen Riss der Achillessehne wird die Beweglichkeit des Fußes erheblich beeinträchtigt. Im schlimmsten Fall geht bei einem kompletten Riss die Verbindung zwischen dem Unterschenkel und dem Fuß verloren, so dass dieser seine Bewegungsfunktion nicht mehr erfüllen kann. Eine Reizung kann man in der Regel mit Schonung in der AkutPhase sowie einer den Erfordernissen angepassten Trainingsund Bewegungsumstellung weitgehend überwinden.
Schuhwerk ist wichtig
Auch das im Alltag oder beim Sport genutzte Schuhwerk kann eine wichtige Rolle spielen. Das gilt insbesondere dann, wenn das bevorzugte Modell der natürlichen Stellung der Achillessehne von 180 Grad beim Aufsetzen des Fußes entgegenwirkt. Die Achillessehnenreizung nimmt nach Angaben von Fachge-
sellschaften den fünften Platz unter den häufigsten ärztlich behandelten Überlastungsverletzungen ein – gleich hinter Schädigungen am Knie, an den Füßen, dem Schienbein und dem unteren Rücken.
Probleme mit der Achillessehne machen sich meistens kurz vor dem 50. Lebensjahr bemerkbar, wobei bewegungsaktive Frauen und Männer in etwa gleich häufig betroffen sind. Aktuelle wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass neben einem natürlichen altersbedingten Verschleiß meistens Überlastungen für schmerzhafte Reizungen oder Entzündungen verantwortlich sind.
Gerade bei sportlich aktiven Menschen treten im mittleren Alter oft Beschwerden auf, erklärt Dr. Lars Heide, Chefarzt der Chirurgie und Unfallchirurgie im St. Bernhard-Hospital in Brake: „Von einer Überlastungsreaktion
oder Verletzung der Achillessehne sind besonders häufig ambitionierte Freizeit-Laufsportler zwischen 45 und 50 Jahren betroffen. Das gilt vor allem dann, wenn sie sich zu viel zumuten, nicht ausreichend auf das Training vorbereitet sind oder eine falsche Lauftechnik mit unpassendem Schuhwerk anwenden.“
Verkürzte Muskulatur
Für die nur wenig durchblutete Achillessehne ist es sehr wichtig, dass die umgebenden Muskelstrukturen vor einer sportlichen Beanspruchung genügend gedehnt und aufgewärmt werden. Eine mangels Training verkürzte und wenig geschmeidige Wadenmuskulatur erzeugt eine erhöhte Belastung der Sehne und der sie umgebenden Gewebewand. Daraus kann sich ein ernsthaftes Problem entwickeln – bis hin zu einer
chronischen Reizung, wenn die Sehne beim Laufen immer wieder gegen die Gewebewand scheuert.
Die aus einer Reizung oder Entzündung resultierenden Schmerzen entstehen meistens am Fersenbein sowie in der Achillessehne selbst. In einem frühen Stadium treten sie nur morgens bei den ersten Schritten nach dem Aufstehen auf. Wenn sich die benachbarte Muskulatur durch Bewegung erwärmt hat, verschwinden sie von selbst wieder. In einem fortgeschrittenen Verlauf verbleiben die Beschwerden auch nach längerem Gehen oder beim Lauftraining. Eine entzündete Achillessehne fühlt sich zudem erwärmt an und ist verdickt und gerötet. In einem späten Stadium kann jeder Spaziergang zur Qual werden. Wenn es so weit gekommen ist, muss man mit einer langwierigen Therapie rechnen.