Polizei nach Messerattacken alarmiert
Immer mehr Jugendliche bewaffnet – 24-Jährige weiter in Lebensgefahr
HANNOVER – Angesichts einer Vielzahl an Messerattacken von Jugendlichen fordert die Gewerkschaft der Polizei (GdP) eine statistische Erfassung dieser Angriffe. Es sei zu beobachten, dass zunehmend Jugendliche und Heranwachsende Messer bei sich trügen, sagte der niedersächsische GdP-Landeschef Dietmar Schilff. „Wir sehen darin einen neuen gefährlichen Trend, da sich in Sekundenbruchteilen lebensgefährliche Situationen entwickeln können.“Anders als Schusswaffen werden Messer als Tatwerkzeuge in den meisten Statistiken der Polizei in den Bundesländern nicht erfasst.
Am Wochenende war eine 24-jährige Frau nach einem Streit im Supermarkt in Burgwedel bei Hannover niedergestochen worden. Sie schwebt weiterhin in Lebensgefahr. Der mutmaßliche Täter schweigt zum Vorwurf der gefährlichen Körperverletzung. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft handelt es sich bei ihm um einen 17 Jahre alten Syrer.
Die Ermittler arbeiten unter Hochdruck daran, die Hintergründe der Attacke zu ermitteln. Nach den bisherigen Erkenntnissen habe das Opfer einen Streit schlichten wollen, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Hannover, Thomas Klinge, am Montag. Zunächst waren die Frau und ihr 25 Jahre alter Lebensgefährte am Samstagabend mit zwei 13 und 14 Jahre alten Jugendlichen in dem Einkaufsmarkt verbal aneinander geraten. Auf dem Heimweg traf das Paar die Jungen wieder, allerdings hatte der 14-Jährige seinen 17 Jahre alten Bruder dabei. Der Streit flammte wieder auf, in einer Rangelei soll der 17-Jährige die Frau lebensgefährlich verletzt haben. Laut Staatsanwaltschaft wohnte er nicht in einer Flüchtlingsunterkunft, sondern zusammen mit seiner Familie. Auch gegen den 14Jährigen wird ermittelt, der 13 Jahre alte Cousin der beiden wird als Zeuge eingestuft.
FRAGE: Ca n Messerangriffe in Niedersachsen zugenommen? SCHILFF: Ja, wir haben den Eindruck, dass die Anzahl solcher Angriffe zugenommen hat. Konkrete Zahlen liegen uns nicht vor, da es keine statistischen Erhebungen dazu gibt. FRAGE: In Burgwedel wurde eine 24-Jährige durch einen Messerstich lebensgefährlich verletzt. Mutmaßlicher Täter ist ein 17-jähriger Syrer. Sind junge Migranten häufiger mit Messern bewaffnet? SCHILFF: Das wissen wir nicht. Es ist aber zu beobachten, dass zunehmend Jugendliche und Heranwachsende Messer bei sich tragen. Wir sehen darin einen neuen gefährlichen Trend, da sich in Sekundenbruchteilen lebensgefährliche Situationen entwickeln können. Die Frage ist, ob den jungen Leuten bewusst ist, dass sie damit auch töten können. FRAGE: Anders als Schusswaffen werden Messer als Tatwaffe in den meisten +olizeistatisti,en nicht gesondert erfasst- eine Ausnahme ist die Berliner .riminal/olizei. Sollte es in Niedersachsen auch eine gesonderte Auswertung von Messern geben? SCHILFF: Auch für Niedersachsen sollten Messerangriffe statistisch erfasst werden. Wir müssen wissen, wo vermehrt solche Taten begangen werden und von wem, um reagieren zu können. So könnte zum Beispiel das Training für das Verhalten bei Einsätzen besser angepasst werden. Auch die Justiz ist gefragt, da unserer Auffassung nach mit entsprechenden Urteilen eine abschreckende Wirkung erzielt werden kann. FRAGE: Sollte das Tragen von Messern in der 0ffentlich,eit ,om/lett verboten werden?
SCHILFF: Esistklargeregelt, welche Messer verboten sind. Weitere Verbote, zum Beispiel von Taschenmessern, würden an der Realität vorbeigehen. Auch das Mitführen von Küchen- oder Gartenmessern lässt sich schwerlich verbieten. Es muss vielmehr viel früher angesetzt und hinterfragt werden, warum insbesondere junge Menschen Messer mit sich führen. Schulen, Sportvereine und weitere gesellschaftliche Akteure sind aufgefordert, sich Gedanken darüber zu machen, wie man hier entgegenwirken kann.