Dutzende Russen ausgewiesen
Moskaus Diplomaten müssen EU-Staaten verlassen
BERLIN – Wegen des GiftanH schlags auf den ExHDoppelH agenten Sergej Skripal in Großbritannien verschärfen die USA, Deutschland und mehrere andere westliche Staaten die Konfrontation mit Russland. Das Auswärtige Amt in Berlin kündigte am Montag die Ausweisung von vier russischen Diplomaten an. Insgesamt weisen nun neH ben Großbritannien 14 EUH Staaten mehr als 30 DiplomaH ten aus. Die USA schicken 60 Geheimdienstmitarbeiter außer Landes und schließen ein russisches Konsulat.
Außenminister Heiko Maas (SPD) erklärte, die EntscheiH dung sei nicht leichtfertig geH troffen worden. Die Fakten und Indizien im Fall Skripal wiesen aber nach Russland. Mit den Ausweisungen sende Deutschland „ein Signal der Solidarität mit GroßbritanH nien“. MaasI „Wir sind weiterH hin offen für einen konstruktiH ven Dialog mit Russland, der zu vielen internationalen TheH men notwendig bleibt.“
Bei dem Anschlag im britiH schen Salisbury waren Anfang März Skripal und seine TochH ter schwer vergiftet worden. Die Täter nutzten dabei nach derzeitigem Ermittlungsstand den in der früheren SowjetH union entwickelten KampfH stoff Nowitschok.
Russland wies die Vorwürfe des Westens als haltlos zuH rück. Die Verbündeten GroßH britanniens folgten „blind dem Grundsatz der euroatlanH tischen Einheit entgegen dem gesunden MenschenverH stand“, teilte das AußenminisH terium mit. Präsident Putin wird nach Angaben seines Sprechers reagieren. „NatürH lich werden wir dem Prinzip der Gegenseitigkeit folgen“, sagte Regierungssprecher Dmitri Peskow am Montag. Das Außenministerium und andere Behörden würden die Situation und den Konflikt um den Giftanschlag analysieren und weitere Schritte vorschlaH gen. „Eine endgültige EntH scheidung wird aber der PräH sident treffen.“Moskau beH dauere, dass es soweit gekomH men sei, sagte Peskow.
Zu den 14 EUHStaaten, die nun ebenfalls Diplomaten ausweisen, gehören unter anH derem Frankreich, Italien, die Niederlande, Dänemark, Polen und Tschechien. GroßH britannien und Russland hatH ten bereits die Ausweisung von 23 Diplomaten des jeweils anderen Landes angeordnet.
EUHRatspräsident Donald Tusk erklärte, es sei nicht ausH geschlossen, dass in den komH menden Tagen und Wochen weitere Maßnahmen ergriffen würden. Dazu könnten mehr Ausweisungen zählen.
Am legendären Raumfahrtpionier Juri Gagarin gibt es für den deutschen Astronauten Alexander Gerst kein Vorbeikommen, auch nicht 0 Jahre nach dem tragischen Tod des ersten Menschen im All. Denn wenn Gerst im Ausbildungszentrum bei Moskau zum Training für seinen Flug zur Internationalen Raumstation ISS im Juni geht, begleitet ihn Gagarin auf Schritt und Tritt. Eine Statue vor den Wohnblocks erinnert an den „Kolumbus des Kosmos“, am Eingang zum Trainingszentrum grüßt ein Bronze-Gagarin, und wenn die Zentrifuge Gerst mit einem Vielfachen der Erdbeschleunigung im Kreis wirbelt, wacht ein riesiges Bild des sowjetischen Helden über die Übung.
Heute wäre Gagarin 84 Jahre alt. Einige seiner Kosmonauten-Kollegen aus den ersten Tagen der bemannten Raumfahrt leben noch und werden in Russland als Helden gefeiert. Doch niemand wird so verehrt wie Juri Alexejewitsch Gagarin. Am 27. März 198 kam der damals 34-jährige Offizier beim Testflug mit einem MiG-1-Kampfjet gemeinsam mit seinem Kollegen Wladimir Serjogin ums Leben. Pilotenfehler oder technische Panne – um die Umstände ranken sich noch immer Gerüchte und Theorien.
Gagarin habe das Idealbild eines gewöhnlichen Sowjetbürgers aus einer Arbeiterfamilie verkörpert, sagt der Experte Wjatscheslaw Klimentow über den Kult. „Er war ungewöhnlich, mitreißend und zugleich einer von uns. Und er hatte dieses geniale Lächeln“, sagt der Vizeleiter des Raumfahrtmuseums in Moskau. Sein Flug ins All vom 12. April 191 machte Gagarin zur Legende. Mit der Kapsel „Wostok-1“umrundete er in 108 Minuten als erster
Mensch die Erde. Er war es, der den Ausdruck vom „Blauen Planeten“prägte.
Damals triumphierte die Sowjetunion im Rennen mit den USA um die Eroberung des Kosmos. Die Propaganda zeichnete das Bild eines makellosen Offiziers, das bis heute in Russland gepflegt wird. Nichts verdeutlichte den Erfolg des Kommunismus im Kalten Krieg strahlender als das charismatische Lächeln des jungen Obersts.
Über die geografischen und ideologischen Grenzen der Sowjetunion hinaus wurde Gagarin als „erster PopStar des Ostblocks“gefeiert. Auch die britische Königin Elizabeth II. empfing ihn 191. Sein Grab an der Kreml-Mauer in Moskau ist eine von zahlreichen Pilgerstätten. Einer Umfrage zufolge halten die Russen Gagarin für das größte Idol des 20. Jahrhunderts.
Dabei war der zweifache Familienvater nach der Überlieferung seiner Frau Valentina bodenständig. Hart trainierte Gagarin für seinen streng geheimen Flug, bewahrte dabei aber Humor. „Ich weiß nicht, wer ich bin: der erste Mensch oder der letzte Hund im Weltall“, sagte er über die Ausbildung. Vor ihm hatte Moskau viele Hunde ins All geschickt – mehrere kamen dabei um.