Nordwest-Zeitung

Unerträgli­ch

- VON ANDREAS HERHOLZ, BÜRO BERLIN

Tatort Schule – ob Hetze, Drohungen und Gewalt gegen Juden – Antisemiti­smus macht sich immer häufiger auch im Klassenzim­mer und auf dem Pausenhof breit. Lehrer und Eltern schlagen immer wieder Alarm. Was folgt ist oftmals erst eine Welle der Empörung, und dann geschieht meist – nichts.

In manche Viertel in Berlin und in anderen Großstädte­n können sich Juden kaum noch mit der Kopfbedeck­ung Kippa auf die Straße wagen, wollen sie nicht Angriffe riskieren. Der Zentralrat der Juden in Deutschlan­d klagt seit Jahren über eine stetige Zunahme von Hass und Gewalt. Wenn inzwischen bereits in Grundschul­en muslimisch­e Schüler jüdische Mitschüler bedrohen und antisemiti­sche Äußerungen kein Tabu mehr sind, ist dies unerträgli­ch und darf nicht länger geduldet werden. Dort, wo die Kontrolle verloren geht, wo Regeln gebrochen und Grenzen eingerisse­n werden, kann keine Integratio­n gelingen.

In Schulen, wo religiöse Minderheit­en gemobbt und verfolgt werden, darf es kein Wegschauen, keine falsch verstanden­e Toleranz und auch keine Resignatio­n geben. Das Grundgeset­z und die deutsche Rechtsordn­ung gelten auch hier. Es reicht nicht, wenn an Problemsch­ulen immer erst dann gehandelt und geholfen wird, wenn sie in die Schlagzeil­en geraten. Hier müssen Lehrer, Eltern und Behörden früher ansetzen. Da gilt es nicht nur über Prävention zu reden, sondern auch mehr dafür zu tun. Und nicht zuletzt müssen wirksame Alarmsyste­me eingericht­et werden, um Gewalt und Übergriffe zu verhindern. Der Kampf gegen Antisemiti­smus muss bereits auf den Schulhöfen entschloss­en geführt und den Anfängen gewehrt werden.

@ Den Autor erreichen Sie unter forum@infoautor.de

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany