Nordwest-Zeitung

EHRHOFFS RÜCKTRITT UND DIE FOLGEN

Nach Karriereen­de von Ehrhoff stehen weitere Rücktritte im Raum

- VON CARSTEN LAPPE

In fünf Wochen steht die WM an. Welche Spieler dann im deutschen Kader stehen, ist offen.

KÖLN – Das überrasche­nde Karriere-Ende von OlympiaHel­d Christian Ehrhoff könnte erst der Anfang sein. Anders als geplant muss EishockeyB­undestrain­er Marco Sturm bis zum WM-Beginn in gut fünf Wochen möglicherw­eise doch einen personelle­n Umbruch beim Silbermeda­illenTeam von Pyeongchan­g vollziehen. „Mir ist nichts bekannt, aber ich will das nicht ausschließ­en. Der ein oder andere wird sich das schon überlegen. Ich weiß, dass das immer im Raum steht“, sagte DEB-Präsident Franz Reindl am Montag zu möglichen weiteren Rücktritte­n.

Bundestrai­ner Sturm – durch Olympia-Sensations­silber selbst im Fokus der nordamerik­anischen Profiliga NHL – steht bei der WM in Dänemark vom 4. bis 20. Mai eine heikle Aufgabe bevor. Die Bestätigun­g des Erfolgs von Pyeongchan­g wird in gut einem Monat schon schwer genug, ohne Führungssp­ieler Ehrhoff und möglicherw­eise weitere Routiniers wird sie noch herausford­ernder.

Alleine elf Spieler aus dem Olympia-Kader waren am Tag des mit 3:4 nach Verlängeru­ng dramatisch verlorenen Finals gegen die Russen älter als 30. Kapitän Marcel Goc (34) ließ am Montag seine Zukunft im Nationalte­am offen. Mit den Adlern Mannheim spielt der Stürmer im Gegensatz zu Ehrhoff im Playoff-Halbfinale der Deutschen Eishockey Liga. „Ich habe mir noch keine Gedanken gemacht. Aktuell stehen die Playoffs mit den Adlern im Vordergrun­d“, so Goc.

In Südkorea hatte das – wie bei Ehrhoff – noch anders geklungen. Vor einem Monat hatte der frühere NHL-Spieler erklärt, die WM noch spielen zu wollen. „Ich habe gemerkt, dass ich durch bin“, erklärte Ehrhoff nun: „Vom Körperlich­en her hätte ich noch einige Jahre spielen können, aber vom Kopf her war ich fertig. Wenn du so oft darüber nachdenkst, hast du schon die Antwort.“Ehrhoff hatte vor dem Olympia-Finale sogar geunkt, 2022 in Peking an seinen fünften Winterspie­len teilnehmen zu wollen. „Nach so einer Karriere so ein Highlightz­u erleben, da ist es nachvollzi­ehbar, in seinem Alter einen Schlussstr­ich zu ziehen“, sagte Reindl zum Umdenken beim 35-Jährigen, der trotz seines noch bis 2019 gültigen Vertrags in Köln nach dem Playoff-Aus der Haie gegen Nürnberg am späten Sonntagabe­nd sein Karriereen­de verkündet hatte.

„Er hat sich auf und neben dem Eis immer als Führungspe­rsönlichke­it gezeigt und geden hörte zu besten Spielern, die das deutsche Eishockey hervorgebr­acht hat“, rühmte Sturm – selbst deutscher NHL-Rekordspie­ler – den mit 862 NHL-Partien einstigen Nordamerik­a-Dauerbrenn­er. 2011 hatte Ehrhoff mit Vangegen couver die Boston Bruknapp ins nur den Stanley Cup verpasst. Lange Zeit galt der gebürtige Moerser als einer der besten Verteidige­r der Welt; der bestbezahl­te war er zudem zeitweise.

„Das hinterläss­t natürlich eine riesige Lücke. Aber es eröffnet auch Chancen für andere Spieler“, sagte Reindl. Sturm wollte von alldem zumindest am Montag erst einmal nichts mehr wissen. Der gefeierte Bundestrai­ner verabschie­dete sich in den Urlaub. Von Ehrhoffs Rücktritt wusste er seit „ein paar Tagen“.

Bereits in der kommenden Woche startet der Coach mit den dann verfügbare­n Spielern in die WM-Vorbereitu­ng. „Marco muss nun eine neue Herausford­erung angehen“, sagte Reindl.

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DPA-BILD: TAISSEN
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DPA-BILD: KAPPELER Die olympische Silbermeda­ille zum Abschluss einer großen Karriere: Christian Ehrhoff

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