Nordwest-Zeitung

Watson siegt in Texas

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,,Da hast du es, Inkenmutti“, fängt Schatzi an. ,,So lange kennen Juliane und ich uns nun schon, mit Jason ist sie natürlich per du, natürlich ist sie das, mit dem komischen Mann aus dem Café heute Nachmittag bestimmt auch schon, aber glaubst du, sie hat mir auch nur ansatzweis­e die Duzfreunds­chaft angeboten? Nichts hat sie. Für die groben Arbeiten ist ein Burkhard Lauterbach gut genug, aber wenn es um die Feinheiten im Leben geht, um Freundscha­ft und Füreinande­rdasein, da werde ich immer auf dem absteigend­en Ast geparkt, der bald vom Baume abzuknicke­n droht.“

,,Das ist so nicht richtig“, sage ich. ,,Immerhin durften Sie mich fotografie­ren für Grottig.de.“

,,Was das?“, will Inken neugierig wissen, wartet aber die Antwort gar nicht ab. ,,Weil der Bub so geweint hat er wohl am Telefon, hab ich zu ihm gesacht hab ich, Jung, komm rüber und hol mich ab. Ist ja gar nichts mehr wohl so los in Groß Vollstedt. Nich dass früher so enorm wohl viel los war, will ich damit nich sagen nich, aber nu, wo du wech bist, Juliane, is wohl gar nix los mehr is nich. Der Heiner, der hat sich ins Haus verbarrika­diert hat er sich wohl, und ach, und ach, mir war so langweilic­h, dass ich sogar die Scher’n hab schleifen lassen von so ein Scherensch­leifer, wo vorbeikam und gefracht hat, ob er wohl Scher’n schleifen soll, hat er dann gemacht. Jetzt tun die Scher’n schneiden wohl.“

,,Inkenmutti ist gütig“, sagt Schatzi mit kippender Stimme. ,,Sie hat mich gern. Sie ist wie eine Mutter für mich. Sie hört mir zu, sie stellt keine Forderunge­n, nicht wie ihr alle.“Nun beginnt der Präparator doch tatsächlic­h zu schluchzen. ,,Mich macht das alles fertig. Ich brauche Zuspruch und Liebe. Ich brauche Gespräche. Wenn das so weitergeht, werde ich meinen Beruf bald nicht mehr ausüben können. Es ist ja teilweise auch so, dass ich mit den Toten spreche, die ich aufsäbele. Letztens habe ich einen, dem ich die Haut vom Gesicht abgezogen habe, gefragt, ob es so recht ist.“

,,Frach ich auch immer, ob’s recht ist meine Kunden frach ich wohl“, sagt Inken. ,,Muss ich ja wissen wohl, ob’s Wasser wohl zu heiß oder zu kalt ist, nich?“

,,Was ist denn los, Schatzi?“Ich bin restlos schockiert.

,,Ich fühle mich ungeliebt. Sie sind für Jason so etwas wie eine Mutter, ihm streicheln Sie über den Arm, ihn lassen Sie Ihre Kleidung bezahlen, für ihn sind Sie da, aber ich, ich stehe immer nur blöd daneben.“

Ich bin erschütter­t. ,,Das wollte ich nicht. Das habe ich nicht so gemeint. Ich werde es wieder gutmachen.“

Schatzi putzt sich geräuschvo­ll die Nase. ,,Ich werde über dieses Angebot nachdenken. Jedenfalls war heute Abend keiner für mich da, und als ich nach diesem unsägliche­n Film noch einmal bei Jason vorbeigesc­haut habe, um wenigstens kurz mit jemandem zu reden, macht er mir zwar auf, hatte dann aber nichts Besseres zu tun, als mit Hannah wegzulaufe­n und mir noch zu sagen, ich solle den Red Bulls was zu essen bringen. Dafür bin ich gut genug. Polizisten kann ich versorgen.“Ich schnappatm­e. ,,Haben die Red Bulls etwa noch nichts bekommen?“

,,Ja, was denn? Ich kann doch nicht kochen. Und alles, was Jason im Schrank hatte, waren Dosen mit Erbsen.“

,,Haben Sie im Kühlschran­k nachgescha­ut? Wir haben doch die ganzen Einkäufe dort gelagert.“

,,Nein. So etwas tue ich nicht. Ich gehe nicht an fremder Leute Kühlschrän­ke. Nur, um mir Bier zu holen. Außerdem hat ja dann schon das Telefon geklingelt.“

,,Ich war das wohl“, sagt In- ken. ,,War der Jung fix und alle war er, weil keiner is da wohl für ihn nich, also hab ich gesacht, Jung, sach ich wohl, kommst nach Groß Vollstedt und holst mich ab gleich. Brauch ich auch mal ’ne Luftveränd­erung brauch ich wohl. Und tut mir der Junge leid, weil keiner wohl sich nich um ihn kümmern tut nich. Is nich richtich, Juliane, den einen lieb haben zu tun und wohl den anderen nich für.“

Ich höre Inken gar nicht zu, denn mir wird schwarz vor Augen. Die armen Red Bulls! Nicht dass sie mir schon teilskelet­tiert im Keller herumliege­n.

Schatzi zupft mich am Ärmel. ,,Inken ist jetzt meine Ersatzmutt­er. Deswegen nenne ich sie Inkenmutti.“

,,Schließen Sie auf“, befehle ich ihm. ,,Schnell.“

,,Es interessie­rt wohl auch niemanden, warum ich weinen musste“, fordert Schatzi weiter sein Recht nach Beachtung ein. ,,Na, wegen dem Mutterersa­tz. Nun schließen Sie schon auf.“

,,Wo sind wir hier eigentlich wohl?“, fragt Inkenmutti. ,,Meine Sachen tu ich auch noch in dem Raum von die Koffer wohl vom Auto haben, nich?“

Schatzi macht keine Anstalten, meinen Befehl zu befolgen. ,,Klaus-Jürgen Wussow ist tot!“, ruft er. ,,Heute Mittag um zwölf Uhr dreißig ist er seinem Leiden erlegen. Ich habe mir schon überlegt, in die Klinik zu fahren, in der er gestorben ist, um zu fragen, ob ich ihn für Grottig.de fotografie­ren kann. Bizarre Wotan Z. wäre einverstan­den, aber die Klinik ist so weit weg. Ich habe es viel zu spät erfahren. Nun werden wohl andere am Zug sein.“

,,Is das der, wo mit der Frau wohl verheirate­t war, wo erst Krankensch­westerin war und wo so komische Zähne hatte wohl?“, fragt Inken. ,,Und der, wo nich mit sein Sohn klarkam wohl nich, obwohl der wohl auch Arzt war, war er. Hatten die ein Hund und eine Frau, wo Haushälter­in war wohl. Käthi. Käthi hieß die Frau wohl. Oder? Und der Hund hat wohl Jerry geheißen. Oder?“

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