ATTACKE MIT AUTO
Unfassbare 3at vor Disko in Cuxhaven – Angeklagter schweigt
Sieben Personen wurden bei der Auto-Attacke verletzt. Der Angeklagte soll sie bewusst angefahren haben – zu Prozessbeginn schwieg er.
STADE/CUXHAVEN – Ein Mann rast ungebremst mit einem Auto in eine Menschengruppe – die Szene erinnert zunächst an einen Terroranschlag. Vor dem Landgericht Stade muss sich seit Montag ein 29-jähriger Syrer wegen versuchten Mordes in sieben Fällen sowie gefährlicher Körperverletzung verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, das Auto am 26. November vorigen Jahres vor der Diskothek „Flair“in der Cuxhavener Innenstadt bewusst in die Menschen gelenkt und ihren Tod damit „zumindest billigend in Kauf“genommen zu haben.
Sieben Besucher der Diskothek wurden damals bei dem Vorfall zum Teil schwer
verletzt. Ein junger Mann erlitt unter anderem eine Schädelprellung, eine Gesichtsschädelprellung sowie Verletzungen an beiden Schultern. Er sei „bis auf Weiteres arbeitsunfähig“, hieß es in der Anklage.
Der Tat soll ein Streit zwischen dem Beschuldigten und seinen Freunden vorausgegangen sein. Laut Anklageschrift hätten sie in dem Club „größere Mengen Alkohol konsumiert, in erster Linie Whiskey“. Als die Diskothek schloss, sei eine Diskussion über die Fahrtüchtigkeit des Angeklagten entbrannt, der zu diesem Zeitpunkt „stark alkoholisiert“und „zunehmend aggressiv“gewesen sei.
Betonpoller stoppt Auto
Daraufhin sei er in sein Auto gestiegen und „ungebremst mit einer Geschwindigkeit von 50 bis 60 Stundenkilometern gezielt auf die Personengruppe“zugesteuert, so der Staatsanwalt weiter. Etwa fünfzig Meter nach dem Zusammenprall
sei er schließlich mit einem Betonpoller kollidiert und das Auto zum Stehen gekommen. Anschließend habe er Zeugen mit einem „Klappmesser mit einer sechs bis acht Zentimeter langen Klinge bedroht“, hieß es in der Anklageschrift. Die Polizei stellte später einen Blutalkoholwert von 1,97 Promille fest.
Zu den Vorfällen wurden am Montag mehrere Zeugen befragt, die allesamt mit dem Angeklagten befreundet und in der Tatnacht mit ihm zusammen in der Diskothek waren. Ein ehemaliger Mitbewohner des Angeklagten etwa sagte aus, der 29-Jährige sei „total betrunken“, seine Worte „nicht mehr verständlich“und seine Bewegungen „stark schwankend“gewesen. Dies sei nicht das erste Mal gewesen, dass er ihn so erlebt habe. „Wenn er trinkt, trinkt er zu viel“, berichtete der 23-Jährige. Die anderen Zeugen stimmten diesen Aussagen zu.
Am frühen Morgen hätten die Freunde den Club verlassen
und den Angeklagten zunächst dazu gebracht, hinten im Auto einzusteigen und einen nüchternen Freund fahren zu lassen, erzählte ein weiterer Zeuge. Der Beschuldigte sei aber wieder aus dem Auto ausgestiegen und habe einen der Freunde geschubst, bis dieser ihm den Schlüssel aushändigte.
Viel zu betrunken
Den Zusammenstoß mit der Menschengruppe sah nach eigenen Angaben keiner der Zeugen. Sie seien jedoch davon überzeugt, dass der Angeklagte die Opfer nicht absichtlich angefahren habe, sondern einfach viel zu betrunken gewesen sei. „Ich habe ihn nie zuvor aggressiv erlebt“, beteuerte sein ehemaliger Mitbewohner.
Der Angeklagte selbst wollte sich zu Prozessbeginn am Montag nicht zu den Vorwürfen äußern. Am kommenden Verhandlungstag, den 9. April, sollen erneut mehrere Zeugen gehört werden.