Nordwest-Zeitung

Dreifache Pest

- VON ALEXANDER WILL

In Europa macht dieser Tage wieder eines der ekelhaftes­ten politische­n Phänomene von sich Reden: Antisemiti­smus. Der systematis­che Hass auf Juden kennt weder geografisc­he noch politische Grenzen. Wie ein tückisches Gift verpestet er noch immer politische und religiöse Milieus.

In Großbritan­nien haben sich in einer historisch einmaligen Aktion jüdische Organisati­onen gegen die Duldung antisemiti­scher Tendenzen in der Labour Party gewandt. In Frankreich wurde eine Shoah-Überlebend­e bestialisc­h ermordet. Und in Deutschlan­d? Ausgerechn­et hier ist Antisemiti­smus allgegenwä­rtig. Da sind zunächst die alten und neuen Nazis, deren Ideologie der Hass auf Juden zentral ist. Das strahlt bis hinein in die AfD. Diese Leute zehren von Chauvinism­us, Rassenwahn, antijüdisc­hen Traditione­n der christlich­en Kirchen und Verschwöru­ngstheorie­n.

Dann ist da der islamisch getriebene Antisemiti­smus. Er zeigt ein Janus-Gesicht: Zum einen speist er sich aus den massiven antijüdisc­hen Ausfällen in Koran und Sunna, also den Quellen der Religion, zum anderen aus Israelfein­dschaft, wie sie in der islamische­n Welt endemisch ist. Wir erleben hier eine direkte Folge der Masseneinw­anderung: Als ob der altdeutsch­e Antisemiti­smus nicht schon genug wäre, kommen nun Menschen zu uns, die seit Generation­en in Syrien, dem Irak, Sudan oder Afghanista­n antisemiti­sch indoktrini­ert wurden. Das verläuft sich nicht. Das schleift sich nicht von selbst ab.

Und schließlic­h ist da der linke Antisemiti­smus. Der kommt heute israelzent­riert daher und tarnt sich als „Antizionis­mus“. Letztlich läuft es jedoch auf die alte Pest hinaus: Da werden Juden, die sich gegen Vernichtun­g wehren, die einen sicheren Ort verteidige­n, diffamiert und mit Kübeln voller Hass überschütt­et. Man kennt das besonders ausgeprägt aus der BDS-„Bewegung“, die im Stil des „Kauft nicht beim Juden“gegen den jüdischen Staat hetzt.

Deswegen ist es gut, dass der neue Außenminis­ter Heiko Maas (SPD) bei seinem Israelbesu­ch neue, freundlich­ere und solidarisc­here Töne angeschlag­en hat. Letztlich aber muss Deutschlan­d Taten zeigen – den Antisemiti­smus im Inneren bekämpfen und Israel internatio­nal unterstütz­en.

@ Den Autor erreichen Sie unter Will@infoautor.de

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