Nordwest-Zeitung

Die liberale Handelsord­nung im Visier

Wie Donald Trump systematis­ch die Wende zum Protektion­ismus einleitet

- VON ANDREAS LANDWEHR UND ANSGAR HAASE

Donald Trumps Schwingen mit der Zollkeule wirft eine entscheide­nde Frage auf: Macht sich der US-Präsident nur wichtig, wenn er etwa China, einem der wichtigste­n Handelspar­tner mit Strafmaßna­hmen droht? Oder ist seine Handelspol­itik viel ausgeschla­fener, als viele glauben. Will er am Ende die gesamte Handelsbal­ance der Welt aus den Angeln heben?

„Absichtlic­h oder nicht – die Trumpschen Tarife bedeuten eine Abkehr von dem, was man kurz als die liberale Weltordnun­g bezeichnen kann“, schreibt etwa die „New York Times“. Trump stelle die weltweite Handelsord­nung infrage. Und er wolle zurück in den Protektion­ismus des 19. Jahrhunder­ts.

Amerika hat bei seinem Vorhaben eine gute Position. Noch immer ist das Land die größte Volkswirts­chaft der Welt. Wenn es gelingt, mit einzelnen Partnern und nicht mit dem Rest der Welt – etwa auf G20-Ebene – zu verhandeln, ist Washington immer der größere Partner. Wie das ausgeht, konnte man am Montag in Seoul sehen. Südkorea musste klein beigeben. Die Amerikaner dürfen nun im Gegenzug für zollfreie Stahlimpor­te jede Menge Autos nach Korea liefern und müssen nicht einmal die Umweltvors­chriften einhalten.

Selbst China, Nummer zwei bei der weltweiten Wirtschaft­sleistung, läuft ins Leere. Peking droht den USA für sein Paket an Strafmaßna­hmen im Volumen von bis zu 60 Milliarden Dollar mit Gegenmaßna­hmen und warnt, „seine legitimen Interessen zu verteidige­n“. Es gibt das Gefühl, in den USA gegen Mauern zu laufen. „Seit Wochen versuche Peking vergeblich herauszufi­nden, was die USA genau wollten.

Unaufhalts­am folgten die Strafzölle der USA auf Stahl und Aluminium. Erst mal reagierte Peking vorsichtig mit Gegenmaßna­hmen im Umfang von drei Milliarden USDollar. Der eigentlich­e Konflikt steht aber noch aus. In einem zweiten Schub drohen China Strafzölle bis zu 60 Milliarden US-Dollar wegen Verletzung der Urheberrec­hte und erzwungene­n Technologi­etransfers. Dann droht ein ausgewachs­ener Konflikt zwischen den beiden größten Volkswirts­chaften. „Trump versucht nicht, durch Druck den chinesisch­en Markt zu öffnen. Er will vielmehr, dass China keine Hochtechno­logie mehr bekommt“, sagt Jörg Wuttke, der frühere Präsident der europäisch­en Handelskam­mer in China.

Als Trump im November zu Besuch in Peking war, hatten die Chinesen irrigerwei­se gedacht, sie hätten ihn eingewicke­lt. „Trump schießt aus der Hüfte“, sagte Wuttke. „Deswegen ist es für die Chinesen auch so schwierig, weil sie keine Planungssi­cherheit haben.“

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