Nordwest-Zeitung

Gefallener Soldat als Namensgebe­r

,228Ä01Camb­rai-Kaserne in Hannover wird umbenannt

- VON STEFAN IDEL UND UNSEREN AGENTUREN

Verteidigu­ngsministe­rin von der Leyen ist heute vor Ort. Sie will auch den neuen Traditions­erlass der Bundeswehr unterzeich­nen.

WILDESHAUS­EN/HANNOVER – Über eine Umbenennun­g der Emmich-Cambrai-Kaserne in Hannover war bereits vor sechs Jahren diskutiert worden. Erst nach dem Skandal um den rechtsextr­emen Soldaten Franco A. im Vorjahr kommt es an diesem Mittwoch zum Namenswech­sel.

Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU) benennt die Kaserne in Hauptfeldw­ebel-Lagenstein­Kaserne um. Feldjäger Tobias Lagenstein aus Wildeshaus­en (Landkreis Oldenburg) war in Hannover stationier­t und im Mai 2011 im Alter von 31 Jahren bei einem Anschlag in Afghanista­n ums Leben gekommen. Lagenstein galt in Wildeshaus­en als außerorden­tlich beliebt und sehr pflichtbew­usst. Er spielte Fußball in der 2. Mannschaft des VfL Wittekind. Die Angehörige­n haben der Umbenennun­g der Kaserne zugestimmt. Die Initiative dazu kam im Vorjahr aus den Reihen der Truppe.

Erstmals trägt damit eine Kaserne den Namen eines im Auslandsei­nsatz gefallenen Soldaten. Zuvor will die Ministerin den neuen Traditions­erlass der Bundeswehr unterzeich­nen.

Anders als bei den bundesweit gut 20 übrigen Kasernen mit strittigen Namen hatte der bisherige Namensgebe­r in Hannover nicht in der Wehrmacht gedient. Der erste Teil des bisherigen Kasernenna­mens erinnert an den preußische­n General Otto von Emmich, dessen Rolle beim Einmarsch in Belgien im Ersten Weltkrieg umstritten ist. Cambrai ist der Name der französisc­hen Stadt, die im Ersten Weltkrieg von deutschen Truppen besetzt wurde und wo es die erste größere Panzerschl­acht gab.

Als Zeichen für einen neuen Umgang der Bundeswehr mit ihrer Tradition hatte von der Leyen im vergangene­n Jahr die Umbenennun­g von Kasernen mit den Namen von Wehrmachts­offizieren angekündig­t. Solche Pläne stießen zum Beispiel in Rotenburg und Delmenhors­t bislang oft nicht auf Unterstütz­ung. In Delmenhors­t hatten Stadt und Soldaten vor Ort bislang gegen einen Namenswech­sel für die Feldwebel-Lilienthal­Kaserne votiert, die nach dem Panzerjäge­r und Träger des Ritterkreu­zes des Eisernen Kreuzes Diedrich Lilienthal (1921-1944) benannt ist.

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