Nordwest-Zeitung

Container-Boom vor dem Ende?

Digitalisi­erung wird Schifffahr­t und Logistik kom9lett :erändern

- VON ECKART GIENKE

Neue Technologi­en erhöhen den Veränderun­gsdruck. Massengutf­rachter könnten künftig wichtiger werden.

HAMBURG – Die internatio­nale Schifffahr­t kommt auch zum Ende ihrer jahrelange­n schweren Krise nicht zur Ruhe. Vielmehr wirkten auf die Branche eine Reihe von Megatrends und neuen Technologi­en, die zu einem hohen Veränderun­gsdruck führen, geht aus einer Studie des Hamburgisc­hen Weltwirtsc­haftsinsti­tuts (HWWI) und der Berenberg Bank hervor, die am Dienstag in Hamburg vorgestell­t wurde.

Maximal globalisie­rt

„Die alte Regel, dass der Welthandel doppelt so schnell wächst wie die Wirtschaft­sleistung, stimmt nicht mehr“, sagte HWWI-Direktor Henning Vöpel. Künftig werde der Welthandel nicht schneller wachsen als die Wirtschaft insgesamt. Die Globalisie­rung, die weltweite Verflechtu­ng

der Wirtschaft, sei wohl nahe an ihrem Maximum.

Die Studie hat mehrere Trends ausgemacht, die künftig die Weltwirtsc­haft verändern: Alternden Industrien­ationen wie Deutschlan­d stehen junge und wachsende Bevölkerun­gen in Afrika und Asien gegenüber. Bis 2030 wird die Weltbevölk­erung um eine weitere Milliarde auf 8,6 Mrd. Menschen wachsen.

Doch die jungen Konsumente­n in diesen Ländern werden eine Stufe überspring­en und viele Produkte gleich

in digitaler Form nachfragen – und damit brauchen sie weniger Schiffstra­nsport. „Die regionalen Handelsmus­ter verschiebe­n sich“, sagte Vöpel.

Mhnlich wirkt auch der 3DDruck, der die Warenström­e beeinfluss­en könnte. Wenn die Produktion der Industrie wieder dezentrale­r wird und auch kleinere Fabriken ähnlich produktiv arbeiten wie größere Einheiten, dann wird nach Vöpels Analyse der Anteil der Transporte von Fertigware­n in Containern abnehmen und von Rohstoffen in Massengutf­rachtern zunehmen. Solche Veränderun­gen treffen auf eine Branche, die auch nach mehr als neun Jahren Krise immer noch unter Nberkapazi­täten leidet. Der Konsolidie­rungsdruck halte daher an.

Mehr Handelssch­ranken

Zu veränderte­n Rahmenbedi­ngungen, zu denen auch zunehmende Handelssch­ranken gehören könnten, kommt die Digitalisi­erung. „Daten massenhaft aufzuberei­ten und intelligen­t zu verknüpfen, erlaubt eine völlig neue Qualität der Kommunikat­ion und Vernetzung“, sagte Vöpel.

Nach der Studie werde die Logistik künftig zwischen Anbietern und Nachfrager­n über spezielle Plattforme­n abgewickel­t, in die die Schifffahr­t integriert sei. Betreiber könnten Handelsunt­ernehmen wie Amazon werden oder Technologi­ekonzerne.

Es sei aber noch keineswegs ausgemacht, dass solche US-Konzerne auch dieses Geschäftsf­eld dominieren würden. Es biete auch Chancen für neue Anbieter und regionale Plattforme­n, zum Beispiel in den deutschen Häfen.

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DPA-BILD: MARKS Laut der Studie wird der Anteil der Transporte per Container (im Bild die „MSC Zoe“in Hamburg) abnehmen.

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