Arbeiterheim vor neuer !ukunft
Neue Eigentümerin aus Oldenburg will historisches Gebäude am Kanal sanieren
Der Charakter des Hauses soll erhalten bleiben. Derzeit wird an einem Raumkonzept für das alte Gebäude gearbeitet.
OLDENBURG/BÖSEL/EDEWECHTERDAMM – Auf den ersten Blick hat das ehemalige Arbeiterheim Vehnemoor auf der Grenze zwischen Bösel und Edewechterdamm auch nach fast 100 Jahren nichts an Stattlichkeit verloren. Nur bei genauerem Hinsehen ist zu erkennen, in welch schlechtem Zustand das Gebäude an der Kantinenstraße ist. Es droht der Verfall. Doch soweit soll es nicht kommen, verspricht die Besitzerin. Im Gegenteil: Sie möchte den roten Klinkerbau von Grund auf sanieren.
Vor über einem Jahr hat Rosa Sternadl aus Oldenburg die heruntergekommene Immobilie gekauft. „Ich liebe alte Häuser“, verriet sie im Gespräch mit der Ð. Eigentlich hätte sie mit dem Umbau schon eher beginnen wollen, doch das habe sich alles etwas hingezogen. Doch in diesem Jahr soll es endlich losgehen. Das 1924 errichtete Gebäude soll umfangreich umgebaut werden. Das Äußere soll erhalten bleiben, innen sollen Wohnungen entstehen. Ein Architekt sei derzeit damit beauftragt, ein Raumkonzept zu entwickeln, sagte die Eigentümerin. Sie geht davon aus, dass im Laufe des Jahres die Das Arbeiterheim Vehnemoor zwischen Edewechterdamm und Böseler Gemeindegebiet ist in einem schlechten Zustand. Das könnte sich noch dieses Jahr ändern.
ersten Mieter einziehen. Damit wäre endlich wieder Leben in dem historischen Gebäude am Küstenkanal, das schon längere Zeit leer steht. Dabei haben in dem ehemaligen Arbeiterheim eigentlich immer Menschen gelebt. Als Friedrich Graf von Landsberg und Georg Klasmann 1913 in Bösel-Edewechterdamm die Vehnemoor GmbH gründeten, benötigten sie für ihr Torfabbauunternehmen nicht nur Mitarbeiter, sondern auch Unterkünfte. Für Saisonarbeiter wurden Baracken zur Verfügung gestellt. Für das Stammpersonal, Torfmeister und Handwerker hingegen wurde 1924 das dreistöckige Arbeiterheim gebaut, in dem 75 Männer untergebracht Blick zurück: Das Gebäude hat sich von außen bis heute nicht verändert.
werden konnten. Wie das Gebäude während des Zweiten Weltkrieges genutzt wurde, welchem Zweck es diente, ist nicht überliefert.
Wer dazu etwas weiß, kann sich gerne an die Ð wenden (Tel. 04491/99882900). Fest steht, dass ab 1942 zahlreiche Zwangsarbeiter aus den Emslandlagern im Vehnemoor arbeiten mussten und auch vor Ort in einem Lager untergebracht wurden.
Die Wohnungen im Arbeiterheim blieben auch nach dem Krieg erhalten. In dem Haus befand sich zudem eine Kantine mit Schanktresen – als Treffpunkt für die Mitarbeiter. Das Kuriose: Der Schanktresen stand genau auf der Gemeindegrenze von Bösel und Friesoythe (vor der Gebietsreform 1974 war es die Gemeinde Altenoythe).
Viele Jahre hielt die Gemeinde Bösel in der Kantine einen monatlichen Sprechtag ab. Der Böseler Beamte hatte sein „Büro“(ein Schreibtisch neben dem Tresen) auf Böseler Hoheitsgebiet, der Gang auf die Toilette führte ihn allerdings auf Altenoyther Boden. Erst im Jahr 2009 wurden die Linien durch eine Grenzbereinigung „glatt“gezogen und das Haus gehört seitdem offiziell zu Bösel.
Später wurde das Arbeiterheim zu einem Wohnhaus mit Mietwohnungen, zwischenzeitlich war auch eine Jugendhilfeeinrichtung zur Betreuung von jungen Leuten untergebracht. Infolge der Flüchtlingszahlen gab es vor einiger Zeit auch Überlegungen, den Bau als Unterkunft herzurichten. Das hat sich mittlerweile aber wieder zerschlagen. Und nun ist mit der neuen Besitzerin aus Oldenburg eine Lösung in Sicht, die das historische (nicht denkmalgeschützte) Gebäude in ihrem Bestand erhalten wird.