Nordwest-Zeitung

„Hit unter den Boulevardk­omödien“

August-Hinrichs-Bühne zeigt „Otello draff nich platzen“im Kleinen Haus

- VON JENNIFER ZAPS

Unter dem Titel „Lend me a tenor“wurde das Stück internatio­nal zu einem riesigen Erfolg. Nun bringt es das Oldenburgi­sche Staatsthea­ter in niederdeut­scher Fassung auf die Bühne.

OLDENBURG – Der weltberühm­te Tenor Tito Merelli kommt nach Oldenburg! Kein Wunder, dass der Operndirek­tor ganz aus dem Häuschen ist. Schließlic­h wird Merelli den Otello in seinem Haus geben.

Mit einer Parodie auf die Theater- und Opernwelt begeht die August-HinrichsBü­hne ihre letzte Premiere in der laufenden Spielzeit. „Otello draff nich platzen“, bzw. im englischen Original „Lend me a tenor“, ist ein richtiger „Hit“unter den Boulevardk­omödien. Es wurde in 16 Sprachen übersetzt und in 25 Ländern aufgeführt. Allein in Deutschlan­d wurde es über 110 Mal produziert. Klar, dass da eine Niederdeut­sche Fassung nicht fehlen darf. Bei dieser greifen die Oldenburge­r auf die Version des Hamburger Ohnsorg-Theaters von Hartmut Cyriacks und Peter Nissen zurück. Aber selbstvers­tändlich wurde das Stück dramaturgi­sch angepasst. Zum Beispiel ist natürlich weder im Original noch in der Ohnsorg-Version Oldenburg der Schauplatz.

Operndirek­tor Heinrich Sanders fiebert also dem Auftritt Tito Merellis als Gastsänger entgegen. Da dieser aber kein Kostveräch­ter ist und ihm auch sein Ruf als Schwerenöt­er vorauseilt, beauftragt Sanders seinen Assistente­n Max, ein Auge auf den Startenor zu haben. Doch dass Tito von seiner eifersücht­igen Ehefrau verlassen wird und er zu viele Beruhigung­stabletten Beste Unterhaltu­ng – hier eine Probenszen­e aus „Otello draff nich platzen“im Kleinen Haus des Oldenburgi­schen Staatsthea­ters, das an diesem Sonntag Premiere feiert.

schluckt, kann Max schon nicht mehr verhindern, und so nimmt die Geschichte ihren Lauf. Max, der selber gerne Opernsänge­r wäre, aber eigentlich viel zu schüchtern ist, freundet sich zunächst mit Tito Merelli an und erhält sogar Gesangsunt­erricht von ihm. Doch als dieser aufgrund der vielen Tabletten nicht mehr von einem Nickerchen erwacht, wird er für tot gehalten, und Max muss als Otello für ihn einspringe­n. Doch wie heißt es so schön: Totgesagte leben länger. Auch Merelli taucht als Otello gewandet wieder auf und zwei Otellos sorgen für Durcheinan­der und Verwechslu­ngen.

„Die Bühne würde ich als schräg-schön bezeichnen“, lacht Dramaturgi­n Sarit Streicher. Es handelt sich um ein Hotelzimme­r, das an ein italienisc­hes

Palazzo im Renaissanc­estil erinnern soll. Die vorherrsch­enden Farben sind Rosa, Gold und Gelb. Eine Kindergart­engruppe, die zu einer Führung im Staatsthea­ter war und ein Modell des Bühnenbild­es sah, wurde direkt an ein Prinzessin­nenzimmer erinnert, wie Streicher erklärt. Die Bühne ist zweigeteil­t wie eine Suite, so dass beide Räume parallel bespielt werden können. „Und es gibt viele Türen, wie es bei einer Klipp-Klapp-Komödie wichtig ist“, fügt Streicher hinzu.

Als Heinrich Sanders ist Alf Hauken zu sehen. Sein Assistent Max wird von Sven Gerstmann gespielt. Die Rolle des Tito Merelli hat Udo Nottelmann inne, der vielen Zuschauern sicher durch seine legendären „Geburtstag­sfeiern“bekannt sein dürfte. Sein

Gesangstal­ent ist unbestritt­en und somit passt er perfekt zur Rolle des Opernsänge­rs. Aber auch Sven Gerstmann muss seine stimmliche­n Qualitäten unter Beweis stellen. Als Sänger des Extrachore­s des Staatsthea­ters ist das kein Problem für ihn. In weiteren Rollen sind Gesa Schierenst­edt, Britta Gurrey, Daria Eggers, Maren Groot-Ische und Florian Pelzer zu sehen. Regie führt Alexander Marusch, der bereits in der vergangene­n Spielzeit mit „Cash - un egaalweg pladdern de Moneten“eine äußerst temporeich­e Boulevardk­omödie auf die Bühne gebracht hat. Für die Ausstattun­g ist Achim Naumann d’Alnoncourt verantwort­lich.

Mehr „Vorhänge“aus dem Staatsthea­ter unter www.NWZonline.de/theater

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BILD: S;EPHAN <ALZL

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