Weitgereiste Schätze in einer Papprolle
|ans-Adolf Puls ergattert seltene Radierungen von Georg Müller vom =iel
Kunstsammler HansAdolf Puls ist immer auf der =uche nach seltenen Radierungen und Gemälden. In Frankreich wurde er fündig.
LANDKREIS/DÖTLINGEN/OLDENBURG – Line gewöhnliche Papprolle hält Hans-Adolf Puls in den Händen. „Im Grunde genommen ist die Rolle dafür zu klein“, sagt er, während er sie dreht und wendet. Denn das, was sich in diesem runden Behälter befand, ist eingerahmt hinter ihm zu sehen: Der 81-jährige Kunstsammler hat vor einem halben Jahr zwei seltene Radierungen von Georg Müller vom Siel erstanden. Der 1865 in Butjadingen geborene Künstler ist vor allem im Landkreis Oldenburg bekannt: Er bildete oft in seinen Bildern die Hunteniederung ab.
Puls, der seit 1985 in Oldenburg lebt und sich u.a. schon erfolgreich für die Restaurierung des riesigen GrafAnton-Günther-Gemäldes in der Kurwickstraße verdient gemacht hat, sammelt vor allem Werke aus der Region. Rund 60 Bilder hängen an seinen Wänden. Die meisten davon hat Puls in Deutschland gekauft – bis auf die zwei seltenen Radierungen.
Im Internet stieß er auf einen Mann aus Périgueux.
Zwei Radierungen von Müller vom Siel bot er an. Puls schrieb ihm eine E-Mail, verhandelte – kurz darauf erreichte ihn das Paket aus der fernen Stadt. Ob der Franzose wusste, welchen Schatz er da verkauft hat? Puls zuckt mit den Schultern. „Wir haben nur miteinander geschrieben. Er bietet mehrere Bilder auf seiner Internetseite an. Aber wer sucht schon in Frankreich nach Müller vom Siel?“Bevor Puls die gekauften Bilder einrahmte, schickte er sie einer Restauratorin zu. „Die Radierungen hatten Wasser- und Altersflecken und Knickspuren.“Zudem zeigte er die Radierungen dem Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte. „Dort sagte man mir, dass man das noch nie gesehen hätte.“Was die Radierungen so selten macht, ist die Größe: Sonst werden Radierungen beschnitten, sagt Puls – die Radierungen sind aber jeweils 105 mal 70 Zentimeter groß. Ein Indiz dafür, dass die Blätter im Originalformat belassen wurden. Ein einmaliger Fund, vermutet er.
Auf der einen Radierung ist die Dötlinger Mühle zu sehen, auf der anderen eine winterliche Heidelandschaft. Was das Besondere an diesen und weiteren Motiven ist, erklärt Puls: „Andere Künstler sind losgegangen und haben das gezeichnet, was sie in der Natur gesehen haben. Müller vom Siel hat erst Fotos gemacht und dann die Radierungen.“Der Künstler „hat seine Bilder komponiert“, sagt Puls. Um die Mühle und um das Reetdachhaus hatte er weite Landschaften entstehen lassen. Auch den Schnee auf dem einen Motiv hat er hinzugedichtet. „Er hat Stimmung und Gefühl in die Bilder gebracht“, sagt der Sammler.
Die winterliche Heidelandschaft hängt bei Puls gerahmt an der Wand – das zweite Motiv lehnt darunter. Womit auch die derzeitige Schwierigkeit geklärt wäre: „Kunstsammler haben immer Platzprobleme.“Deshalb überlege er, seine Schätze der Dötlingen-Stiftung zu überlassen.
@ Ein Video gibt es unter www.NWZoline.de/videos