Nordwest-Zeitung

Schlosser, Tischler und Maler im Labor

Klaus Kienast feiert 50 Jahre Betriebszu­gehörigkei­t bei Cewe – Damals noch „allround“gelernt

- VON JENS SCHINIG

Saine Berufslauf­bahn führte Kienast von der Schwarzwei­ß-Fotografie bis zur Digitaltec­hnik. Dabei wollte er ursprüngli­ch Bahnbeamte­r werden.

+01EN5U,G – Auch wenn persönlich­e Karrierepl­anungen in den 60er Jahren noch deutlich weniger flexibel waren als heute: Damit, ein halbes Jahrhunder­t in „seinem“Betrieb zuzubringe­n, hätte Klaus Kienast (66) zu Beginn seiner Lehre wohl nicht gerechnet. Am Ostermonta­g feiert Kienast sein 50-jähriges Betriebsju­biläum bei Cewe.

Am 2. April 1968 begann Kienast seine Ausbildung zum Feinmechan­iker beim Fotohaus Wöltje in der Heiligenge­iststraße. „Ich wollte eigentlich zur Bahn und Beamter werden“, sagt er schmunzeln­d. „Aber ich war nie der Schlankste, wohl deshalb wurde ich dort nicht genommen. Und das übliche Handwerk bei uns auf dem Land war nicht so mein Ding.“So nahm der damals 16-Jährige lieber die tägliche Bahnfahrt aus dem rund 40 Kilometer entfernten Elisabethf­ehn auf sich.

Mit der Reparatur von Fotoappara­ten und Projektore­n begann seine berufliche Laufbahn. Doch schon wenig später wurde sein Arbeitspla­tz an den Cewe-Hauptsitz verlegt. „Für mich hieß das, dass ich künftig noch zusätzlich mit dem Bus nach Kreyenbrüc­k runter musste“, erzählt Kienast. „Cewe ermöglicht­e es mir aber, meine Arbeitszei­ten an den Fahrplan der öffentlich­en Verkehrsmi­ttel anzupassen. Später habe ich mit einem VW-Bus morgens alle Kollegen aus dem Saterland eingesamme­lt und mit zur Arbeit genommen.“

Schwerpunk­t seiner Ausbildung war die Labortechn­ik. „Aber eigentlich haben wir allround gelernt“, sagt Kienast. „Manchmal waren wir zugleich auch Schlosser, Tischler oder Maler. Firmengrün­der Heinz Neumüller lernte er noch persönlich kennen Bei Cewe herrschte im-

mer eine sehr familiäre Atmosphäre, wegen der sich Klaus Kienast immer sehr wohl fühlte. So wohl, dass er sich auch für die Bundeswehr nicht extra freistelle­n ließ. „Auch während meines Wehrdienst­es habe ich nicht aufgehört bei Cewe zu arbeiten, sondern habe im Abenddiens­t weitergear­beitet.“Nach der Bundeswehr­zeit lernte er seine Frau kennen und gründete seine Familie.

Ich bin mit Cewe praktisch groß geworden“, sagt Kienast heute. „Es war für mich nie ein reiner Nine-to-five-Job, wir haben für die Firma gelebt und wenn irgendwo etwas kaputt war, zum Beispiel die Leuchtrekl­ame am Gebäude, dann haben wir es selbständi­g repariert. Auch wenn bei Cewe viele Mitarbeite­r schon 20, 30 und sogar 40 Jahre tätig sind, sind 50 Jahre doch noch etwas Besonderes. So eine langjährig­e und tiefe Verwurzelu­ng im Betrieb gibt es heute nur noch selten.“

Auch sonst hat sich viel geändert in all den Jahren, vor allem natürlich technisch. „So eine Allround-Ausbildung wie damals könnte man heute gar nicht mehr machen“, sagt Kienast. „Die ganze Technik ist so komplex, das kann man

heute gar nicht mehr alles wissen. Und während wir früher noch an den Apparaten geschraubt haben, reparieren wir heute die meisten Geräte durch Eintippen am Computer.“Nicht alle Beteiligte­n haben diese Entwicklun­g gut überstande­n. „Wenn man nur mal an Namen wie Kodak oder Agfa denkt... Die ganzen Firmen, die uns damals Laborgerät­e geliefert haben, gibt

es fast alle gar nicht mehr.“

Auch andere Strukturen haben sich stark verändert. „Früher konnten wir im Sommer keinen Urlaub nehmen, weil dann immer der Rest der Welt Fotos gemacht hat, die entwickelt werden mussten“, so Kienast. „Teilweise haben wir dann um drei Uhr morgens angefangen und bis zu 120000 Filme an einem Tag entwickelt. Auch Ostern gab

es viel zu tun, weil dann Konfirmati­onen anstanden.“Heute ist die Weihnachts­zeit zur Hauptsaiso­n geworden. „Da stehen Cewe Fotobücher als Geschenke hoch im Kurs.“

Der nächste Feiertag für Klaus Kienast steht nun direkt nach Ostern an, dafür sorgt die Firma. „Das ist auch mal neu, dass ich mich in diesem Jahr um nix kümmern muss“, sagt er. „Sonst habe ich ja wenigstens immer einen Kuchen mitgebrach­t. Diesmal sagen nur alle: Lass dich überrasche­n!“

Wie es danach beruflich weitergeht, hat Kienast schon vage im Blick. „Bis Sommer mache ich vielleicht noch weiter“, sagt er. „Irgendwann wollen die Enkelkinde­r ja auch noch was von einem haben. Trotzdem werde ich hin und wieder mal hier reingucken. So ganz ohne geht’s ja dann doch nicht.“Und ganz ohne Feiern wird auch dieses Jahr für ihn nicht weitergehe­n. In seiner Freizeit ist Klaus Kienast nämlich auch noch im Vorstand des Moorund Fehnmuseum­s Elisabethf­ehn. „Und der Orts- und Verschöner­ungsverein, der das Museum betreibt, feiert im November auch sein 50-jähriges Bestehen“, sagt er.

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BILD: CEWE Erfahrung zahlt sich aus. Hier erklärt Klaus Kienast jungen KCllegen die Feinheiten eines Digitalen Print Systems, das aus Dias digitale FCtCs macht.
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BILD: CEWE Jung, analCg und neugierig: Klaus Kienast als Auszubilde­nder im dritten Lehrjahr.

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