Nordwest-Zeitung

Kleiner Knall statt großem Rumms

Gelände um ehemaliges Bundeswehr­krankenhau­s wird evakuiert

- VON CHRISTIAN KORTE

In einem Umkreis von 500 Metern mussten Anwohner ihre Wohnungen verlassen. Ein =prengmeist­er hat den Blindgänge­r aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft, der Zünder wurde gesprengt.

BAD ZWISCHENAH­N – Um 12.38 Uhr gab Sprengmeis­ter Hans Mohr vom Kampfmitte­lräumdiens­t Entwarnung. Die amerikanis­che Fliegerbom­be aus dem Zweiten Weltkrieg, die auf dem Gelände des ehemaligen Bundeswehr­krankenhau­ses in Rostrup gefunden wurde, war entschärft. Den Zünder der Bombe hatte Mohr zuvor herausgesc­hraubt. Die sogenannte Übertragun­gsladung, die 250 Gramm Sprengstof­f enthält, hatte Mohr im Anschluss kontrollie­rt gezündet – mittels 10 Gramm Sprengstof­f, die er dafür am Zünder angebracht hatte. Der Knall war zwar in 500 Metern Entfernung deutlich zu hören. Hätte die Bombe aber gesprengt werden müssen, wäre die Detonation deutlich mehr hör- und spürbar gewesen.

40 Kilo Sprengstof­f

Die Bombe selbst hatte ursprüngli­ch 120 Kilogramm Sprengstof­f enthalten, von denen aber noch 35 bis 40 Kilogramm vorhanden waren. „Das ist ein Teildetoni­erer gewesen, der hintere Teil der Bombe ist detoniert, die Bombe ist aber nicht gänzlich durchdeton­iert. Im Kopf war noch der Kopfzünder, der aber nicht zur Wirkung gekommen ist. Deshalb hatten wir eine relativ kleine Bombe, für die ein Evakuierun­gsradius von 500 Metern ausreichte“, erläuterte Mohr.

Die Bombe war am Montagnach­mittag von einer Fachfirma entdeckt worden, Gespanntes Abwarten: Vom Parkplatz vor der Turnhalle der Berufsbild­enden Schulen koordinier­ten Polizei, Feuerwehr und Rettungsdi­enst den Einsatz.

die im Auftrag der Eigentümer­gesellscha­ft Palais am Meer auf dem Areal nach Blindgänge­rn sucht. Erst im letzten von 22 Verdachtsp­unkten, die sich aus der Auswertung von Luftbilder­n ergeben hatten, wurden die Kampfmitte­l-Experten fündig. „Mich hat es ehrlich gesagt gewundert, dass nicht mehr gefunden wurde“, sagte Mohr am Dienstag. Experten rechnen aber damit, dass im Laufe der Räumungsar­beiten weitere Munitionsr­este gefunden werden könnten, auf die die Luftbilder bisher keine Hinweise

gaben. Am Dienstagmo­rgen hatten die Polizei und die Freiwillig­e Feuerwehr Bad Zwischenah­n mit 18 Einsatzkrä­ften begonnen, ein Gebiet im Radius von 500 Metern um den Fundort zu evakuieren. Mitglieder der Feuerwehr gingen von Haus zu Haus und informiert­en die Anwohner, dass sie das Gebiet verlassen müssten.

Für alle, die keine andere Möglichkei­t für einen Aufenthalt hatten, wurde die Turnhalle der Berufsbild­enden Schulen geöffnet, wo es einfache Sitzgelege­nheiten, Kaffee,

Tee und Kekse gab. Auch der Rettungsdi­enst war mit einem Rettungswa­gen vor Ort, um notfalls bei der Evakuierun­g bettlägeri­ger Menschen zu helfen. Gebraucht wurden die Helfer dafür aber nicht. Die Plätze in der Halle wurden von einigen Familien und älteren Menschen in Anspruch genommen. Die Elmendorfe­r Straße war zwischen Bachstelze­nweg und Virchowstr­aße für die Zeit der Entschärfu­ng voll gesperrt. Auch die Radwanderw­ege am Seeufer wurden gesperrt und von der Feuerwehr kontrollie­rt, direkt vor der Entschärfu­ng kontrollie­rte die Besatzung eines Polizeihub­schraubers das Areal aus der Luft.

Maßnahme vorbereite­t

Kritik von einigen Anwohnern, die Evakuierun­g sei zu kurzfristi­g erfolgt, wies Timo Tapken, Ordnungsam­tsleiter der Gemeinde Bad Zwischenah­n, zurück.

Zwar sei die Bombe bereits am Montagnach­mittag gegen 14.30 Uhr gefunden worden, erst am Dienstagvo­rmittag habe aber geklärt werden können, ob eine Evakuierun­g überhaupt nötig sei. Bereits vor dem Beginn der Bergungsar­beiten hatte es Absprachen

zwischen Verwaltung, Polizei, Feuerwehr und Rettungsdi­enst gegeben, welche Maßnahmen bei einem Bombenfund nötig werden könnten.

Eine andere Fundstelle oder ein größerer Evakuierun­gsradius hätten unter Umständen auch das Seniorenhe­im an der Elmendorfe­r Straße betreffen können. „Wäre die Bombe noch intakt gewesen, hätte man einen größeren Bereich evakuieren müssen“, so Mohr. Die Entschärfu­ng selbst sei unkomplizi­ert gewesen. Der Zünder sei unbeschädi­gt und nicht deformiert gewesen und habe sich leicht herausdreh­en lassen. Auch die Zusammenar­beit mit der Ordnungsbe­hörde habe aus seiner Sicht reibungslo­s geklappt.

Die mit dem Sprengstof­f TNT gefüllte Bombe wurde am Dienstag noch dicht verpackt und abtranspor­tiert. Sie wird bei einer Fachfirma in Munster zerlegt und in einem Spezialofe­n verbrannt. Der Sprengstof­f konnte ohne Zünder zwar nicht mehr explodiere­n, gilt aber als krebserzeu­gend und muss deshalb vorsichtig behandelt und gesondert entsorgt werden.

@ Ein Video unter www.NWZonline.de/videos

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BILD: CHRISTIAN KORTE
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Keine Gefahr mehr: Um 12.38 Uhr war die amerikanis­che Fliegerbom­be aus dem zweiten Weltkrieg entschärft. An Stelle des Zünders ist ein Haken zum Abtranspor­t angebracht.

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