Nordwest-Zeitung

Gefährlich

- VON TOBIAS SCHMIDT, BÜRO BERLIN

Gehört Hartz IV abgeschaff­t und durch ein solidarisc­hes Grundeinko­mmen ersetzt, wie es aus den Reihen der SPD gefordert wird? Der neue Sozialmini­ster Hubertus Heil befeuert den Konflikt, betont seine Zweifel am bisherigen System und begibt sich damit auf gefährlich­es Terrain. Die Absicht mancher Sozialdemo­kraten, die schon das Ende des von ihnen selbst eingeführt­en Hartz IV einläuten, ist durchsicht­ig und kann schnell zur Falle geraten. Sie wollen sich als Anwälte der Schwachen in Szene setzen, den Gegenpart zu Jens Spahn einnehmen, dem CDU-Politiker, der Hartz-IV-Empfänger nicht für arm hält. Das mag den Sozis Sympathien zutragen. Durch das Werben für ein Grundeinko­mmen und die grundsätzl­iche Hartz-IV-Kritik wecken die SPD-Politiker indes unerfüllba­re Hoffnungen und kritisiere­n ein System, das sich bewährt hat.

Natürlich ist es hart, auf Dauer von der Grundsiche­rung zu leben. Das müssen indes auch die wenigsten, weil sie rasch wieder einen Job finden. Die Arbeitssuc­he ist für sie sinnvoller als staatlich finanziert­e Parkpflege oder Kinderbetr­euung. Das eigentlich­e Problem sind Langzeitar­beitslose, die durch Sucht, psychische Leiden oder Krisen aus der Bahn geworfen worden sind. Für sie kann Hartz IV zur Falle werden, aus der sie herausgeho­lt werden müssen.

Genau das aber hat sich die Koalition mit der Schaffung eines sozialen Arbeitsmar­ktes für 150 000 Menschen vorgenomme­n. Mit Steuergeld bezahlte Stellen bei Unternehme­n und Kommunen können denjenigen helfen wieder Tritt zu fassen, die auf dem regulären Arbeitsmar­kt keine Chance haben. Statt eine Scheindeba­tte über das Aus von Hartz IV zu führen, sollte die SPD die von ihr in den Koalitions­vertrag verhandelt­en Arbeitsmar­ktmaßnahme­n zügig umsetzen. @ Den Autor erreichen Sie unter

PRO – HÖHERE ALKOHOL-PREISE

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