Nordwest-Zeitung

Sackgasse

- VON ALEXANDER WILL

Werdurchhö­herePreise­Alkoholmis­sbrauchein­dämmen will, hat schon verloren. Denn es gilt: Wer saufen will, der findet immer einen Weg. Der Preis spielt da absolut keine Rolle. Das zeigen Erfahrunge­n aus aller Welt und allen Zeiten.

In der Endzeit der Sowjetunio­n versuchte Michail Gorbatscho­w, die Wodka-Neigung seines Volkes durch höhere Preise und Rationieru­ng einzudämme­n. Er scheiterte jämmerlich: Selbstgebr­annten gab es an jeder Straßeneck­e aus dem Kofferraum der Taxifahrer, und so manche Oma hatte in der Kommunalka auf dem Schrank eine Batterie Gärkaniste­r stehen. Auch in den ländlichen Regionen Norwegens und Schwedens – Ländern mit wahrhaften Wucherprei­sen für Bier, Schnaps und Wein – wird fleißig schwarz gebrannt. Die ganz radikale Variante – Komplettve­rbot von Alkohol – erlitt in den USA schon in den 1920er Jahren spektakulä­r Schiffbruc­h. Dass hohe Preise jemals junge Menschen vom Alkohol abgehalten hätten, ist zudem eine Legende. Es gilt vielmehr, endlich zu akzeptiere­n: Drogenfrei­e Gesellscha­ften gibt es nicht. Statt Verbot und Repression ist Werbung für vernünftig­en Konsum und Hilfe für diejenigen, die daran scheitern, der bessere Weg.

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