Nordwest-Zeitung

Wie ein Prediger zum Hoffnungst­räger für Millionen wurde

|ehr als zehn Jahre führte Martin Luther King den Protest der schwarzen Minderheit in den USA an

- VON MAREN HENNEMUTH

WASHINGTON Es war sein Traum, dass seine Kinder nicht nach ihrer Hautfarbe beurteilt werden, sondern nach ihrem Charakter. Martin Luther King war ein Afroamerik­aner, ein Kämpfer, ein Hoffnungst­räger für Millionen. Und wenn er etwas wirklich wollte, suchte er einen Weg: Im September 1964 war er in West-Berlin zu Gast und wollte auch in die DDR. Die Vertretung des US-Außenminis­teriums versuchte noch, dies zu verhindern. Vergeblich. King überbracht­e seinen Ost-Berliner Zuhörern Grüße aus West-Berlin und Amerika und prangerte die Mauer als Symbol der Teilung an.

Martin Luther King jr. kam am 15. Januar 1929 in Atlanta im US-Bundesstaa­t Georgia zur Welt. Seine Mutter war Lehrerin, der Vater Prediger. King wurde Pfarrer in Montgomery (Alabama) und heiratete Coretta Scott Williams. Sie bekamen vier Kinder.

Sein Aufstieg zur Ikone der Bürgerrech­tsbewegung begann 1955, als sich die schwarze Rosa Parks in Montgomery weigerte, ihren Platz im Bus für einen Weißen freizumach­en. Sie wurde festgenomm­en. Es kam zu Protesten, King führte sie an. Sie endete ein Jahr später mit einem Erfolg: Der Oberste Gerichtsho­f erklärte die Trennung der Sitze im Bus nach Hautfarbe in der Stadt für verfassung­swidrig.

King wurde landesweit bekannt. Seine Redekunst half ihm, die Proteste durch die USA zu tragen. Höhepunkt war im August 1963 der Marsch auf Washington mit rund 250 000 Teilnehmer­n. „I Have a Dream“, rief King ihnen in seiner Rede zu, in der er die Vision der Gleichheit von Schwarz und Weiß entwarf.

Präsident John F. Kennedy hatte bereits im Juni einen Gesetzentw­urf zur Gleichbere­chtigung vorgelegt. Er wurde im November 1963 ermordet, doch sein Nachfolger Lyndon B. Johnson führte den Plan zu Ende. Am 2. Juli 1964 wurde der Civil Rights Act verabschie­det. Ende des Jahres nahm King in Oslo den Friedensno­belpreis entgegen. Sein Kampf war damit aber längst nicht abgeschlos­sen. Die sogenannte Rassenglei­chheit existierte nur auf dem Papier.

Im März 1965 kam es in Selma (Alabama) zu Protestmär­schen. King organisier­te eine Demonstrat­ion, die bis ins nicht weit entfernte Montgomery führen sollte. Bei den ersten beiden Versuchen hielten Polizisten den Zug auf. Beim dritten Anlauf kamen die Demonstran­ten ans Ziel. Im selben Jahr wurde der Voting Rights Act verabschie­det, nach dem Minderheit­en bei Wahlen nicht mehr benachteil­igt werden dürfen.

King erhielt regelmäßig Todesdrohu­ngen. Am Abend des 4. April 1968 wurde er auf dem Balkon eines Motels in Memphis erschossen – der Rassist James Earl Ray wurde dafür als Mörder verurteilt. King starb mit nur 39 Jahren.

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