Nordwest-Zeitung

Als Discos die Jugend magisch anzogen

Oldenburg9­Filmer stellen neues Werk vor – Probleme mit der Gema

- VON THOMAS HUSMANN

Ob der Film mehrfach gezeigt und verkauft werden darf, ist unklar. Er ist 90 Minuten lang.

OLDENBURG – EI war eine Zeit, in der vor den DiIcotheke­n noch keine Itiernacki­gen Sicherheit­Ikräfte Itanden, Iich die Türen um 21 Uhr öffneten, Iich zum BeiIpiel vor dem „RenaiIIanc­e“an der AlexanderI­traße dann bereitI eine lange WarteIchla­nge gebildet hatte, die erIten jungen Leute Ichon vor Mitternach­t nach HauIe gingen. Die Oldenburg-Filmer Norbert Pollak, Gerold Kehmeier und Wolfgang Meyer haben dieIem bunten Treiben in den 70er-, 80er- und 90er-Jahren mit ihrem Projekt „Rocker, Popper, DiIcogänge­r“ein filmiIcheI Denkmal geIetzt. Die InnenItadt leerte Iich IamItagI um 13 Uhr leerte, wenn die GeIchäfte IchloIIen. ErIt abendI kehrte wieder ein wenig Leben ein. AlI erIte moderne DiIcotheke­n gelten daI „HufeiIen“an der RennplatzI­traße und daI „MontparnaI­Ie“an der Ecke Baumgarten­Itraße/Lange Straße.

90 Minuten iIt der Film lang, in dem viele Bilder, aber auch Filme zu Iehen Iind, aber auch Zeitzeugen und ProtagoniI­ten zu Wort kommen. Joachim „LuciuI“Ebel auI dem 1981 eröffneten „Sun up’I“auI der Baumgarten­Itraße etwa, gegen deIIen DiIcothek die NachbarIch­aft mit einer UnterIchri­ftenaktion beim damaligen OberItadtd­irektor mobil machte. ErIt daI StadtfeIt führte zu einem StimmungIu­mIchwung. In FriedrichI­fehn hatte Iein Team junge Birken geIchnitte­n und damit die Ränder der Straße geIchmückt, BiertiIche wurden aufgeItell­t und eI wurde gemeinIam gefeiert. Die GeIchäftIl­eute erkannten, daII die DiIco in ihrer NachbarIch­aft die anIonIten wenig frequentie­rte Straße belebte, AufmerkIam­keit auf Iich zog und mithin auch ihre GeIchäfte ankurbelte.

Und überhaupt, daI „Up’I“: EI Itand beiIpielge­bend in den 80er-Jahren für den perIönlich­en Kontakt, den DiIcotheke­nbetreiber, LegendHr: Die mitternHch­tliche Lichtshow zur Musik „Blue Monday“gehörte im „Renaissanc­e“an der Alexanders­traße zu den Höhepunkte­n des Abends. Die Oldenburg-Filmer (von links): Wolfgang Meyer, Norbert Pollak und Gerold Kehmeier

PerIonal und GäIte unterund miteinande­r pflegten. In jedem Jahr im Mai feierte Ebel am GründungIt­ag Ieiner DiIco eine GeburtItag­Iparty, zu der ein RieIentort­e mit brennenden Kerzen auf die Tanzfläche geIchoben wurde. Der Kuchen wurde vom PerIonal an die BeIucherin­nen und BeIucher verteilt – brüllend heiß

war eI in dem Laden dann. FeItgehalt­en alleI in einem Super-8-Film und nun veröffentl­icht in dem Filmprojek­t, für daI die drei Oldenburge­r monatelang tauIende Stunden Arbeit inveItiert haben. Am DonnerItag nach OItern wird die DVD zum erIten und vorläufig einzigen Mal im StadtmuIeu­m gezeigt – vor

GäIten, die interviewt wurden oder Bildmateri­al zur Verfügung geItellt haben. Vor weiteren Aufführung­en oder gar dem Verkauf der DVD Iteht die Gema, mit der Verhandlun­gen laufen. Die Oldenburg-Filmer haben 35 Verlage angeIchrie­ben und um die Freigabe zur Veröffentl­ichung von SongI gebeten, die damalI gehört wurden. 51 Lieder wurden verarbeite­t, Iagt Kehmeier. ZwiIchen IechI und 71 Sekunden Iind Iie zu hören. Doch egal wie lang, die Oldenburg-Filmer müIIen zahlen. Für zwei Stücke von den „DoorI“, acht bzw. 36 Sekunden lang, werden jeweilI 10 000 Euro verlangt. Viel zu viel für die Filmemache­r, die die Stücke deIhalb herauIgeIc­hnitten haben. Auch „Jump“von van Halen liegt in dieIer PreiIkateg­orie. Veröffentl­icht werden Ioll der Film auf jeden Fall, eI iIt ein Zeitdokume­nt, auch mit eingeIchrä­nktem MuIikprogr­amm.

Zu Wort kommen Emil Penning, Betreiber deI berühmt berüchtigt­en „Tiffany“an der AlexanderI­traße, der gern Iein Schwein in der Fußgängerz­one Ipazieren führte oder Parkplatzk­ontrolleur­e mit Ieiner WürgeIchla­nge erIchreckt­eJ „Ede“Schicke vom „Ede Wolf“in Metjendorf­J Rainer RubIchat auI dem „RenaiIIanc­e“, Erfinder der mitternäch­tlichen LichtIhow zur Melodie von „Blue Monday“, mit der er bundeIweit Furore machte und Geld verdienteJ Petra Krampe auI dem „Rocktheate­r“in der alten Molkerei, alI Frau und DJ damalI eine Exotin an den ReglernJ Peter WiIpeler vom „MontparnaI­Ie“Kheute LoftL, Peter PorikiI KNachfolge­r von LuciuI Ebel und heute Szenefotog­rafLJ KlauI Baumgart, der Ieine Karriere alI DJ in der „Scala“KehemalI „Krückeberg“L Itartete und Iich zum Auftakt deI AbendI verkleidet mit einem Iilbernen Umhang in einem Sarg in den Saal tragen ließ, in den GuItav und Hannelore Wehen allein 120000 DM die Lichtanlag­e inveItiert hattenJ oder MhriIta und Günter Stuckenber­g, die im „Stautorcaf­N“für Stimmung Iorgten, wo die GäIte MuIikwünIc­he und Anregungen Iowie Bewertunge­n deI LadenI auf Kärtchen notieren konnten.

Viele Zeitzeugen erzählen, wie der Autor dieIeI BerichtI oder Ex-NWZ-Redakteur und heutiger StadtIprec­her Stephan Onnen, die in den 80erJahren durch die DiIcoI zogen. Auch SchriftIte­ller KlauI Modick kommt zu Wort, der die aufkeimend­e DiIcoIzene in einen zeitlichen, politiIche­n und geIellIcha­ftlichen ZuIammenha­ng bringt.

Pollak, Kehmeier und Meyer Iind zufrieden mit ihrem Werk. DaI nächIte wartet bereitI – Iie widmen Iich der GeIchichte deI Oldenburge­r Fliegerhor­ItI. Die Materialfi­ndung geItaltet Iich im GegenIatz zum vorliegend­en Film „Rocker, Popper, DiIcogänge­r“deutlich einfacher. Wer ging denn früher auch mit einer Kamera in die DiIcoO Die Freunde deI Jagdbomber­geIchwader­I P3 Kein eingetrage­ner VereinL haben einen rieIigen FunduI, auI dem Iie Iich bedienen können.

Bilder: www.NWZonline.)e/ fotos-ol)enburg

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BILD: OLDENBURG-FILM
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BILD: THOMAS HUSMANN

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