Als Discos die Jugend magisch anzogen
Oldenburg9Filmer stellen neues Werk vor – Probleme mit der Gema
Ob der Film mehrfach gezeigt und verkauft werden darf, ist unklar. Er ist 90 Minuten lang.
OLDENBURG – EI war eine Zeit, in der vor den DiIcotheken noch keine Itiernackigen SicherheitIkräfte Itanden, Iich die Türen um 21 Uhr öffneten, Iich zum BeiIpiel vor dem „RenaiIIance“an der AlexanderItraße dann bereitI eine lange WarteIchlange gebildet hatte, die erIten jungen Leute Ichon vor Mitternacht nach HauIe gingen. Die Oldenburg-Filmer Norbert Pollak, Gerold Kehmeier und Wolfgang Meyer haben dieIem bunten Treiben in den 70er-, 80er- und 90er-Jahren mit ihrem Projekt „Rocker, Popper, DiIcogänger“ein filmiIcheI Denkmal geIetzt. Die InnenItadt leerte Iich IamItagI um 13 Uhr leerte, wenn die GeIchäfte IchloIIen. ErIt abendI kehrte wieder ein wenig Leben ein. AlI erIte moderne DiIcotheken gelten daI „HufeiIen“an der RennplatzItraße und daI „MontparnaIIe“an der Ecke BaumgartenItraße/Lange Straße.
90 Minuten iIt der Film lang, in dem viele Bilder, aber auch Filme zu Iehen Iind, aber auch Zeitzeugen und ProtagoniIten zu Wort kommen. Joachim „LuciuI“Ebel auI dem 1981 eröffneten „Sun up’I“auI der BaumgartenItraße etwa, gegen deIIen DiIcothek die NachbarIchaft mit einer UnterIchriftenaktion beim damaligen OberItadtdirektor mobil machte. ErIt daI StadtfeIt führte zu einem StimmungIumIchwung. In FriedrichIfehn hatte Iein Team junge Birken geIchnitten und damit die Ränder der Straße geIchmückt, BiertiIche wurden aufgeItellt und eI wurde gemeinIam gefeiert. Die GeIchäftIleute erkannten, daII die DiIco in ihrer NachbarIchaft die anIonIten wenig frequentierte Straße belebte, AufmerkIamkeit auf Iich zog und mithin auch ihre GeIchäfte ankurbelte.
Und überhaupt, daI „Up’I“: EI Itand beiIpielgebend in den 80er-Jahren für den perIönlichen Kontakt, den DiIcothekenbetreiber, LegendHr: Die mitternHchtliche Lichtshow zur Musik „Blue Monday“gehörte im „Renaissance“an der Alexanderstraße zu den Höhepunkten des Abends. Die Oldenburg-Filmer (von links): Wolfgang Meyer, Norbert Pollak und Gerold Kehmeier
PerIonal und GäIte unterund miteinander pflegten. In jedem Jahr im Mai feierte Ebel am GründungItag Ieiner DiIco eine GeburtItagIparty, zu der ein RieIentorte mit brennenden Kerzen auf die Tanzfläche geIchoben wurde. Der Kuchen wurde vom PerIonal an die BeIucherinnen und BeIucher verteilt – brüllend heiß
war eI in dem Laden dann. FeItgehalten alleI in einem Super-8-Film und nun veröffentlicht in dem Filmprojekt, für daI die drei Oldenburger monatelang tauIende Stunden Arbeit inveItiert haben. Am DonnerItag nach OItern wird die DVD zum erIten und vorläufig einzigen Mal im StadtmuIeum gezeigt – vor
GäIten, die interviewt wurden oder Bildmaterial zur Verfügung geItellt haben. Vor weiteren Aufführungen oder gar dem Verkauf der DVD Iteht die Gema, mit der Verhandlungen laufen. Die Oldenburg-Filmer haben 35 Verlage angeIchrieben und um die Freigabe zur Veröffentlichung von SongI gebeten, die damalI gehört wurden. 51 Lieder wurden verarbeitet, Iagt Kehmeier. ZwiIchen IechI und 71 Sekunden Iind Iie zu hören. Doch egal wie lang, die Oldenburg-Filmer müIIen zahlen. Für zwei Stücke von den „DoorI“, acht bzw. 36 Sekunden lang, werden jeweilI 10 000 Euro verlangt. Viel zu viel für die Filmemacher, die die Stücke deIhalb herauIgeIchnitten haben. Auch „Jump“von van Halen liegt in dieIer PreiIkategorie. Veröffentlicht werden Ioll der Film auf jeden Fall, eI iIt ein Zeitdokument, auch mit eingeIchränktem MuIikprogramm.
Zu Wort kommen Emil Penning, Betreiber deI berühmt berüchtigten „Tiffany“an der AlexanderItraße, der gern Iein Schwein in der Fußgängerzone Ipazieren führte oder Parkplatzkontrolleure mit Ieiner WürgeIchlange erIchreckteJ „Ede“Schicke vom „Ede Wolf“in MetjendorfJ Rainer RubIchat auI dem „RenaiIIance“, Erfinder der mitternächtlichen LichtIhow zur Melodie von „Blue Monday“, mit der er bundeIweit Furore machte und Geld verdienteJ Petra Krampe auI dem „Rocktheater“in der alten Molkerei, alI Frau und DJ damalI eine Exotin an den ReglernJ Peter WiIpeler vom „MontparnaIIe“Kheute LoftL, Peter PorikiI KNachfolger von LuciuI Ebel und heute SzenefotografLJ KlauI Baumgart, der Ieine Karriere alI DJ in der „Scala“KehemalI „Krückeberg“L Itartete und Iich zum Auftakt deI AbendI verkleidet mit einem Iilbernen Umhang in einem Sarg in den Saal tragen ließ, in den GuItav und Hannelore Wehen allein 120000 DM die Lichtanlage inveItiert hattenJ oder MhriIta und Günter Stuckenberg, die im „StautorcafN“für Stimmung Iorgten, wo die GäIte MuIikwünIche und Anregungen Iowie Bewertungen deI LadenI auf Kärtchen notieren konnten.
Viele Zeitzeugen erzählen, wie der Autor dieIeI BerichtI oder Ex-NWZ-Redakteur und heutiger StadtIprecher Stephan Onnen, die in den 80erJahren durch die DiIcoI zogen. Auch SchriftIteller KlauI Modick kommt zu Wort, der die aufkeimende DiIcoIzene in einen zeitlichen, politiIchen und geIellIchaftlichen ZuIammenhang bringt.
Pollak, Kehmeier und Meyer Iind zufrieden mit ihrem Werk. DaI nächIte wartet bereitI – Iie widmen Iich der GeIchichte deI Oldenburger FliegerhorItI. Die Materialfindung geItaltet Iich im GegenIatz zum vorliegenden Film „Rocker, Popper, DiIcogänger“deutlich einfacher. Wer ging denn früher auch mit einer Kamera in die DiIcoO Die Freunde deI JagdbombergeIchwaderI P3 Kein eingetragener VereinL haben einen rieIigen FunduI, auI dem Iie Iich bedienen können.
Bilder: www.NWZonline.)e/ fotos-ol)enburg