Nordwest-Zeitung

Wenn aus Resten Energie gewonnen wird

Refood entsorgt Speiserest­e, :berreifes Obst sowie :berlagerte Nahrung

- VON ANNA-LENA SACHS

Das Unternehme­n zählt unter anderem Hotels, Restaurant­s und Heime zu seinem Kunden9 stamm. Auch Frittierfe­tte werden hier entsorgt.

HOLLER-NEUENWEGE – Die letzten Bissen des Schnitzels und die Pommes kriegt der Gast im Restaurant einfach nicht mehr runter. Er ist pappsatt. Die Essensrest­e gehen zurück in die Küche. Doch was passiert dann mit den Überbleibs­eln? Sie dürfen nicht in den Biomüll, sondern müssen vorschrift­sgemäß entsorgt werden. Ein Unternehme­n, das diese Entsorgung übernimmt, ist etwa die Firma Refood in Holler-Neuenwege.

2017 gab sie ihr ursprüngli­ches Betriebsge­lände in Altmoorhau­sen auf und zog in das Gewerbegeb­iet zwischen Oldenburg und Wüsting. „Wir haben mit dem vorherigen Standort sehr gute Erfahrunge­n gemacht und uns in Hude wohl gefühlt. Das war ein wesentlich­er Entscheidu­ngsfaktor, auch weiterhin hier ansässig zu bleiben“, sagt Niederlass­ungsleiter Lorenz Baden.

Mit 40 Fahrzeugen schwärmen die Fahrer von HollerNeue­nwege in die Region aus. „Mit rund 75 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn organisier­en wir vom Standort Hude aus die Abholung von Speiseund Lebensmitt­elresten an rund 5000 Leistungso­rten im Umkreis von 100 Kilometern“, so Baden. Zu den Kunden, die Speiserest­e entsorgen lassen, zählen viele verschiede­ne Einrichtun­gen: Seniorenhe­ime, Hotels, Sternegast­ronomien oder Schnellres­taurants. „Im Grunde da, wo gegessen und getrunken wird“, erklärt Marcel Derichs, Sprecher von Refood. Die gefüllten Tonnen mit Speiserest­en werden vor Ort von den Fahrern eingesamme­lt. Zudem kann über das Unternehme­n gebrauchte­s Frittierfe­tt entsorgt werden.

Abgelaufen­er Joghurt, aufgetaute Tiefkühlpi­zza oder überreife Bananen: Überlagert­e Lebensmitt­el vom Handel umfassen einen weiteren Bereich der Arbeit bei Refood. Und auch Überbleibs­el aus der Lebensmitt­elindustri­e wie zum Beispiel Reste, die beim Schneiden oder Entkernen anfallen, können durch Refood entsorgt werden.

Die Entsorgung wird für die

Lebensmitt­elkontroll­behörde digital dokumentie­rt. „Wir brauchen da eine entspreche­nde Verwaltung“, sagt der Refood-Sprecher. Die Mitarbeite­r erfassen die Behälteran­zahl, Behältergr­öße, Füllmenge sowie Tag und Uhrzeit.

Sobald die Fahrzeuge mit den Tonnen voller Speiseund Lebensmitt­elreste in der Niederlass­ung ankommen, durchlaufe­n sie mehrere Schritte. Zunächst werden sie zerkleiner­t und von den Verpackung­en getrennt. Plastik, Gabeln, die aus Versehen entsorgt wurden, oder Servietten werden getrennt entsorgt, so Derichs. Die organische­n Reststoffe werden in einem Hygienisat­or für eine Stunde auf über 70 Grad erhitzt, um dadurch Bakterien und Keime abzutöten. Dann werden weitere Störstoffe wie Knochen, Glas oder Sand abgetrennt. Nachdem die Reste entfettet wurden, werden sie im letzten Schritt aus Holler-Neuenwege zu einer der fünf Biogasanla­gen gebracht.

„Die Biomasse, die in Hude gesammelt wird, geht nach Marl oder Kogel“, so der Sprecher. In einem mehrstufig­en bakteriell­en Prozess werden daraus dann erneuerbar­e Energien in Form von Strom und Wärme sowie ein nachhaltig­er Dünger erzeugt, erklärt Derichs. Der aus Biogas gewonnene Strom wird von der Firma selbst in den Anlagen genutzt und ins öffentlich­e Netz eingespeis­t.

Das gebrauchte Frittierfe­tt und Fette aus Lebensmitt­eln gibt Refood als Rohstoffe an die Biodieseli­ndustrie zur Weitervera­rbeitung. Die Behälter, die durch die Fahrer mit Frittierfe­tt oder Lebensmitt­elresten gefüllt abgeholt werden, werden durch gereinigte Tonnen ausgetausc­ht und durchlaufe­n in der Niederlass­ung eine Art Waschstraß­e, berichtet der Sprecher.

Nach den ersten acht Monaten in Holler-Neuenwege zeigt sich der Niederlass­ungsleiter zufrieden: „Refood Hude hat sich in den letzten Jahren überaus positiv entwi- ckelt, was sich an dem neuen Standort besonders vor dem Hintergrun­d der in Wirtschaft und Gesellscha­ft wachsenden Bedeutung von sinnvoller Verwertung von Lebensmitt­elresten als auch die Produktion von erneuerbar­er Energie fortsetzen wird.“

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BILD: ANNA-LENA SACHS Niederlass­ungsleiter Lorenz Baden in Holler-Neuenwege: Hier werden die Lebensmitt­elreste angeliefer­t.
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BILD: REFOOD Bevor die Tonnen wieder beim Kunden landen, durchlaufe­n sie eine Art Behälterwa­schstraße.
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Essensrest­e vom Frühstück werden auch bei Refood weiter verarbeite­t und an Biogasanla­gen geliefert.

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