„Ablenkung ist zu intensiv“
Kirchen-Präsident Sternberg über die Bedeutung der 2stergeschichte
FRAGE: Herr Sternberg, zu Ostern feiern C risten Jesu Auferste ung. Wundert es Sie, dassvie"eMensc enmitdieser Botsc aft nic ts me r anfangen können? STERNBERG: Nein, im Gegenteil! Die Botschaft war schon vor knapp zwei Jahrtausenden eine Zumutung. Als Paulus sie verkündete, wollte niemand etwas davon hören. Aber an der Frage der Auferstehung hängt unendlich viel. Unser ganzer christlicher Glaube und viele Elemente unserer Kultur sind darauf gegründet. Die Auferstehung Jesu ist das zentrale Glaubensereignis für uns Christen. FRAGE: Immer me r Mensc en wenden sic von der Kirc e ab. Liegt es auc daran, dass die Osterbotsc aft nic t me r durc dringt? STERNBERG: Sie dringt weiterhin bei vielen Menschen durch. Für viele andere gibt es jedoch zu wenige Gelegenheiten, über ganz grundsätzliche religiöse Fragen nachzudenken. Die Ablenkungsformen sind zu intensiv. Es bleibt keine Zeit, sich damit auseinanbige derzusetzen, wer wir eigentlich sind und ob der Tod wirklich das letzte Wort hat. FRAGE: Smartp ones und das Internet sind die neuen Götter? STERNBERG: Die Christusgeschichte hat so viel mehr zu bieten! Sie müssen wir greifbarer machen. Da ist jemand, der die totale Erniedrigung erlebt hat. Der Messias war eben nicht der strahlende Held. Jesus hat vom Dienen gesprochen und nicht vom Bedientwerden. Er hat gesagt, der Erste wird der Letzte sein. Er selbst war der Letzte, ist am Kreuz verreckt. Und dann passierte das Ungeheuerliche, ein Mensch hat den Tod überwunden. FRAGE: Gerät die c rist"ic e Tradition in Deutsc "and auc durc die verstärkte Zuwanderung
von Mus"imen in die Defensive? STERNBERG: Nein, diesen Eindruck habe ich überhaupt nicht. Aber sehr viele Menschen, die sich selbst als säkular bezeichnen, fühlen sich in ihrer Identität hinterfragt, wenn sie plötzlich erleben, dass es Menschen mit ganz anderer kultureller und religiöser Prägung gibt. Dadurch kommen Fragen auf: Wer sind wir eigentlich? Was macht uns aus? Hier fürchten viele Europäer um ihre religiöse und kulturelle Prägung, obwohl sie sich nicht als Christen sehen. FRAGE: Haben mus"imisc e Feiertage i ren P"atz im deutsc en Feiertagska"ender? STERNBERG: Die christliche Kultur wird nicht dadurch beeinträchtigt, dass Andersgläu- ihre Feste feiern und religiös sind. Sie wird dadurch beeinträchtigt, dass niemand mehr weiß, an was wir Christen an Christi Himmelfahrt oder an Karfreitag denken. Es wird in Deutschland immer schwieriger, Menschen davon zu überzeugen, dass es einen kulturellen Sinn hat, den Karfreitag als Ruhetag zu begehen. FRAGE: Horst See ofer wi"" die c rist"ic e Prägung offenbar durc seine Aussage stärken, der Is"am ge öre nic t zu Deutsc "and… STERNBERG: Diese Debatte bringt uns nicht weiter. Wenn viele Muslime bei uns leben, ist der Islam natürlich auch ein Teil von Deutschland! Die europäische Tradition ist zudem reich an islamischchristlichem Austausch. Es beunruhigt mich sehr stark, dass versucht wird, Problemlagen auf eine Religion zu übertragen. Das hat es in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts schon einmal gegeben. Damals wurden Pauschalurteile über Juden in die Welt gesetzt. Das hat es den Nazis ermöglicht, den Antisemitismus bis zum größten Verbrechen der Menschheit weiterzutreiben.