Wls „Stift“am Bootsverleih gebaut
Oldenburger Bootsverleih an heutiger Stelle 1949 errichtet – Robert Reichert erinnert sich
Der Kiosk, der abgerissen werden soll, wurde vor 70 Jahren gebaut. Damals war er ohne Reet.
OLDENBURG – Vor der Kulisse von Augusteum, Prinzenpalais und Schloss ist der kleine Kiosk an der Mühlenhunte baulich eine Randnotiz. Aber die Holzhütte an Mühlenhunte und Schlossgarten hat Charme, oder wenigstens hatte sie den über viele Jahrzehnte. Die Oldenburger haben viele Erinnerungen an sie und ihren alten Bootsverleih darum auch geliebt, das haben die Reaktionen vor dem angekündigten Abriss gezeigt.
Einer, dem es ähnlich geht, ist der Oldenburger Robert Reichert. Der 89-Jährige hat 1949, vor fast 70 Jahren, als Zimmermannslehrling („Stift“) den Verleih mit aufgebaut. Er erinnert: „Natürlich hatte ich nicht gerade die Hauptaufgaben. Man weiß ja, wie das als Lehrling ist: Mog dat, mog dat, mog dat!“Reichert hat die Einzelteile, die vorher bei Suhr & Vogel (heute Suhr Holzbau) in etwa zweiwöchiger Vorarbeit in der Werkstatt am Schützenweg gefertigt worden waren, zum Teil mit dem Handkarren zur Elisabethstraße geschoben. Alle Teile waren vorher mit römischen Ziffern mit dem Stecheisen nummeriert worden, um sie dann an Ort und Stelle zusammenzufügen. Ein Reetdach hatte der Kiosk damals allerdings noch nicht. Auch beim Stegbau war der Vor 70 Jahren gebaut: Die Tage der reetgedeckten Holzhütte sind gezählt.
Stift mit der Handramme dabei. Reichert sagt: „Das war für einen Kiosk alles qualitativ schon gut gebaut, sonst hätte das nicht 70 Jahre in dieser Weise gehalten. Jetzt ist es natürlich abgängig. Wenn ich da vorbeifahre, werfe ich immer einen Blick rüber, aber jetzt sieht es verheerend aus.“
Dass es den Oldenburgern überhaupt nicht egal war, was aus dem Bootsverleih wird, hat den damaligen Zimmermannslehrling natürlich gefreut. „Es ist gut, dass die Oldenburger an ihrer Stadt hängen.“Die Zahl der Verluste liebgewonnener Einrichtungen sei groß: „Das reicht von WurstmaxebiszumWallkino. Als Zimmermann auf einer Baustelle in Duisburg: der Oldenburger Robert Reichert (re.) Anfang der „50er“. Blättert in seinen alten Alben: Robert Reichert erinnert sich an den Bau des Bootsverleihs, den er als Lehrling erlebte. Und wenn der alte Bootsverleih nun abgerissen wird, werde ich vielleicht doch eine Träne verdrücken. Da hängt man dran.“
Robert Reichert ging wenig später als Zimmermann nach Duisburg und baute unter anderem an der bekannten Sportschule Wedau mit. Nachdem er bei der Arbeit von einer sechs Meter hohen Leiter gestürzt war, absolvierte Reichert in Oldenburg die Staatsbauschule (heute Jade Hochschule) und wurde 1956 Bauingenieur. Noch bis 1991 war der Everster im Straßenbauamt Oldenburg-West für die Landstraßen in zahlreichen Landkreisen zuständig.