Nordwest-Zeitung

Die Liberalen sollen weiblicher werden

Wie Parteichef Lindner mehr Frauen in die FDP locken will

- VON RUPPERT MAYR

22 zu 78 Prozent: Die FDP ist m3nnerdomi­niert – wie andere Parteien auch. Doch das soll nicht so bleiben.

BERLIN „Ich sehe mich als Macho. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin dafür, dass alle gleiche Rechte haben. Aber Männer können keine Feministen sein“, gab jüngst FDP-Vize Wolfgang Kubicki im „Spiegel“zum Besten. Und Luasi als Bestätigun­g spielte er im „Spiegel“-Gespräch mit dem Erotik-Model Micaela Schäfer auf einen heftig umstritten­en Spruch des damaligen Spitzenkan­didaten Rainer Brüderle vor der Bundestags­wahl 2013 an: „Ich müsste Frau Schäfer nicht sagen, dass sie ein Dirndl ausfüllen kann, das weiß sie.“

Es sind wohl solche Sprüche, die FDP-Chef Christian Lindner auf die Palme bringen. Sie zeigen ihm, dass es in der FDP nach wie vor eine große Männerdomi­nanz gibt, und Macho-Sprüche M trotz

der schlechten Erfahrunge­n des damaligen FDP-Fraktionsc­hefs Brüderle mit Herrenwitz­en M keine Seltenheit sind. „Auch in meiner Partei hört man gelegentli­ch noch onkelhafte Macho-Sprüche, die junge Frauen und Männer gleicherma­ßen irritieren. Wir sind nicht frei davon, dass es männlich geprägte Netzwerke gibt“, sagte er.

Einige attraktive Frauen an der Spitze von Landesverb­änden M wie Lencke Steiner in Bremen oder Katja Suding in

Hamburg M reichen nicht aus, um das Problem anzugehen. Im Gegenteil: Das Aussehen der Frauen fiel der FDP damals auf die Füße. Als sich die Partei nach der Wahlschlap­pe 2013 in den Ländern neu aufstellte, wurde ihr unterstell­t, auf die Attraktivi­tät der Kandidatin­nen mehr Wert zu legen als auf Inhalte M sehr zum Ärger von Lindner.

Es ist ein grundsätzl­iches Problem der insgesamt eher konservati­v aufgestell­ten FDP. Ihr Frauenante­il liegt bei

22 Prozent. Und das Ungleichge­wicht nimmt weiter zu. „Wir haben bei der Mitglieder­entwicklun­g sehr positive Zahlen, die uns freuen“, sagte Lindner. „Aber es kommen weit überwiegen­d Männer. Durch dieses Ungleichge­wicht droht der Frauenante­il eher zu sinken als zu steigen.“Die Liberalen müssten sich selbstkrit­isch die Frage nach der parteiinte­rnen Geschlecht­ergerechti­gkeit stellen.

Lindner mahnt seine Partei: „Wenn wir 2021 in Deutschlan­d einen Richtungsw­echsel erkämpfen wollen, dann müssen wir die Zeit bis dahin nutzen, um noch besser zu werden.“Nächste Etappen auf dem langen Marsch bis zur Bundestags­wahl 2021 sind im Herbst die Wahlen in Hessen und vor allem in Bayern, wo die Liberalen künftig gern mitregiere­n wollen.

In dieser Auseinande­rsetzung dürfte Lindner die männerdomi­nierte Führungsma­nnschaft von CSU-Chef und Innenminis­ter Horst Seehofer sehr gelegen gekommen sein. „Das ist so aus der Zeit gefallen. So wollen wir nicht sein“, warnt er. Zugleich will sich der FDP-Chef an Frauen wenden, die keine linke Wirtschaft­spolitik wollen, wie sie Grüne, SPD und Linke vertreten, und auch die Gestrigkei­t, diesen Mief der 50er Jahre ablehnen, „den man bei der AfD sieht“.

Bis zum Parteitag Mitte Mai soll eine ad hoc einzuricht­ende Arbeitsgru­ppe Vorschläge unterbreit­en. Dann wird sich zeigen, wie weit und vor allem wie schnell die FDP ihrem Chef folgen wird.

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DPA-BILD: REHDER Ein Macho zwischen Vorzeige-Frauen? die Hamburger FDP-Chefin Katja Suding (links), FDPBundesv­ize Wolfgang Kubicki und die Bremer FDP-Chefin Lencke Steiner

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