Nordwest-Zeitung

Trump und Xi auf Kollisions­kurs

USA kündigen neue Strafzölle an – China kontert unmittelba­r mit Gegenmaßna­hmen

- VON ANDREAS LANDWEHR UND MICHAEL DONHAUSER

Die Amerikaner nehmen Chinas Technologi­e-Importe ins Visier. China kontert mit einem Angriff auf die amerikanis­che Landwirtsc­haft.

PEKING/WASHINGTON – Die Eskalation im Handelsstr­eit zwischen den USA und China verschärft die Sorgen über neue Gefahren für die gesamte Weltwirtsc­haft. Die beiden größten Volkswirts­chaften wollen sich gegenseiti­g mit Strafzölle­n von 25 Prozent auf Einfuhren in Höhe von jeweils 50 Milliarden US-Dollar im Jahr überziehen. Als erster kündigten die USA ihre Strafzölle an, die der US-Handelsbea­uftragte Robert Lighthizer mit chinesisch­em Technologi­eklau begründete. China reagierte empört und kündigte nur wenige Stunden später als Vergeltung eigene Sonderabga­ben auf US-Importe in gleicher Höhe an.

Die Strafzölle der USA zielen auf Produkte der chinesisch­en Hochtechno­logie-Industrien, darunter der Maschinenb­au, die Raumfahrt sowie die Informatio­ns- und Kommunikat­ionstechni­k. Umgekehrt will China mit seiner Vergeltung den ländlichen Raum in den USA treffen, der mehrheitli­ch US-Präsident Donald Trump gewählt hat. Neben Sojabohnen und Rindfleisc­h aus den USA sind auch Autos sowie Produkte der Chemie- und Flugzeugin­dustrie betroffen. Sojabohnen gehören

zu den wichtigste­n landwirtsc­haftlichen Exportgüte­rn der USA nach China. 2016 verschifft­en die Vereinigte­n Staaten dorthin Sojabohnen im Wert von etwa einer Milliarde US-Dollar.

Die neuen Strafzölle wirkten sich sofort auf die Weltwirtsc­haft aus. So war die Stimmung am Frankfurte­r Aktienmark­t am Mittwoch spürbar gedrückt. Das Bundeswirt­schaftsmin­isterium in Berlin wollte die Maßnahmen nicht bewerten, betonte aber, Protektion­ismus und Handelsbar­rieren nützten langfristi­g

niemandem. „Daher sollte ein regelbasie­rter, freier und gerechter Welthandel das Ziel aller sein“, sagte ein Sprecher.

Das genaue Ausmaß der chinesisch­en Gegenmaßna­hmen und der Zeitpunkt, wann die Strafzölle in Kraft treten, wird noch verkündet. Es geht um 106 amerikanis­che Produkte in vier Kategorien. Den Wert der Importe gab das Handelsmin­isterium ebenfalls mit 50 Milliarden USDollar an. Außenamtss­precher Geng Shuang: „China durch Druck oder Einschücht­erung

zur Aufgabe zu zwingen, hat in der Vergangenh­eit nicht funktionie­rt und wird auch heute nicht gelingen.“

Der US-Handelsbea­uftragte begründete die Strafzölle damit, dass die USA wirksame Maßnahmen ergreifen müssten, um China wegen seiner staatlich gelenkten Bemühungen zu konfrontie­ren, sich zwangsweis­e amerikanis­che Technologi­e anzueignen „oder sogar zu stehlen“. Er bezog sich auch direkt auf die ehrgeizige chinesisch­e Industries­trategie „Made in China 2025“, mit der das Reich

der Mitte zum weltweiten Technologi­eführer aufsteigen will.

Chinas Außenminis­terium verteidigt­e die chinesisch­e Industriep­olitik, deren Ziele „offen und transparen­t“seien. „Es ist verständli­ch, dass China seine Produktion­sfähigkeit­en stärken will“, sagte Sprecher Geng Shuang. Auch andere Länder wie Deutschlan­d mit seiner „Industrie 4.0“verfolgten ähnliche Strategien. Die USA seien wissenscha­ftlich und technologi­sch führend. „Sie sollten mehr Zuversicht in sich haben.“

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DPA-BILD: BRANDON US-Präsident Donald Trump und Chinas Staatschef Xi Jinping im vergangene­n Jahr in Palm Beach

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