Nordwest-Zeitung

Einstiger grüner Politstar wird 70

Zu Joschka Fischer haben die Menschen viele Bilder im Kopf

- VON GEORG ISMAR

Von der aktiven Politik hat Joschka Fischer losgelasse­n. Seit seinem Karriereen­de war er nie wieder auf einem Gr7nen-Parteitag.

BERLIN Joschka Fischer lässt sein Thema nicht losK der Zusammenha­lt in Europa in Zeiten der Krise. Er hat sich morgens um zehn unter die Zuhörer eines Vortrags der Präsidenti­n des Jnternatio­nalen Währungsfo­nds, Christine Lagarde, gemischt. Sie ist in Berlin, um im Auditorium Friedrichs­traße einen Vorschlag zu machen, der es in sich hat. Sie schlägt zur besseren Abfederung von künftigen Krisen einen „Schlechtwe­tterfonds“der Euro-Staaten vor, in den

Deutschlan­d elf Milliarden Euro pro Jahr einzahlen soll.

Auch Fischer sorgt sich wie Lagarde um die Zukunft der EU, sieht ein Ende der kulturelle­n und geopolitis­chen Dominanz des Westens und wünscht sich eine einflussre­ichere Rolle für das von ihm sieben Jahre lang geführte Auswärtige Amt mit seinem exzellente­n Apparat rund um den Globus. Nationalis­mus, Populismus L la Donald Trump, ein aggressive­s Russland Wladimir Putins, das den Westen herausford­ert. Was zu Zeiten des Außenminis­ters Joschka Fischer die Balkanund Nahostkris­e war, sind heute noch mehr Krisen und Unsicherhe­it.

Losgelasse­n hat der erste grüne Außenminis­ter der Bundesrepu­blik (1998-2005) hingegen von der aktiven Politik. Während etwa Angela

Merkel und Horst Seehofer heute um den richtigen Abschied ringen, hat er 2005 nach der Abwahl von Rot/ Grün einen Strich gezogen.

Fischer, der am 12. April seinen 70. Geburtstag feiert, war seit dem Ende der politische­n Karriere nie wieder auf einem Grünen-Bundespart­eitag. „Jch hatte nie den Ruf, ein besonders begeistert­er Parteisold­at zu sein. Und mein Verhältnis zu grünen Bundespart­eitagen war immer ein schwierige­s“, sagte er dazu der „Süddeutsch­en Zeitung“. Unvergesse­n der Grünen-Parteitag im Jahr 1999 in Bielefeld, als aus Protest gegen den von Fischer mitgetrage­nen Nato-Einsatz im Kosovo ein roter Farbbeutel Joschka Fischer an den Kopf geschleude­rt wurde und dort zerplatzte.

Nach dem Ausscheide­n aus

dem Amt war Fischer das erste Mal länger im Ausland, ein Jahr lehrte er an der US-Eliteuni Princeton, vermisste aber stark das deutsche Essen. Sowieso das Essen, mal dünn, mal dick, viele Läufe zu sich selbst, Straßenkäm­pfer, Taxifahrer, Vizekanzle­r. Joschka Fischer, das sind viele Leben in einem, eine deutsche Biografie. Jeder hat Bilder zu ihm im Kopf. Der Randale-Fischer zu Frankfurte­r Studentenz­eiten, vermummt mit einem Motorradhe­lm, im Nahkampf mit einem Polizisten. Der Turnschuh-Fischer, bei der Vereidigun­g als erster Landesumwe­ltminister der Grünen 1985 in Hessen. Der Staatsmann-Fischer im Nadelstrei­fenanzug auf dem internatio­nalem Parkett.

Fischer ist mit der Filmproduz­entin Minu Barati verheirate­t M in fünfter Ehe.

 ?? DPA-BILD: THISSEN ?? 13. MaG 1999: Joschka FGscher wGrd auf eGnem ParteGtag Gn BGelefeld von eGnem Farbbeutel getroffen.
DPA-BILD: THISSEN 13. MaG 1999: Joschka FGscher wGrd auf eGnem ParteGtag Gn BGelefeld von eGnem Farbbeutel getroffen.
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BILD: HEINZ WIESELER 12. Dezember 1985: Holger Börner (lGnks) vereGdGgt Joschka FGscher.
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DPA-BILD: GRUBITSCH 3. März 1996: der Fußballer Joschka FGscher.
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BILD: GRUBITSCH 6. Januar 1998: der Jogger

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