Machtwechsel
Intrigen, Erpressungen, Verleumdungen, Strafanzeigen, Hausdurchsuchungen, Beleidigungen – bei den erbitterten parteiinternen Auseinandersetzungen der letzten Jahre in der AfD Niedersachsen fehlte kaum ein Kapitel aus dem Strafgesetzbuch. Der Begriff Chaos beschreibt das Führungsbaren des diktatorischen Vorsitzenden Armin-Paul Hampel nur unzureichend. Dass die Bundespartei den gesamten Landesvorstand entmachtete und einen Notvorstand mit einem Bayern an der Spitze etablierte, spricht Bände. Vorbei? Oder doch nicht?
Der Machtwechsel, den die Mitglieder an diesem Wochenende auf dem Parteitag mit klarer Mehrheit hin zur neuen Landeschefin Dana Guth vollzogen, signalisiert zumindest eine Zäsur. Ein Strich soll gemacht werden unter das Chaos der Vergangenheit. Der seriös auftretenden Guth traut man die Wende zu. Guth und ihre Strippenzieher im Hintergrund zielen mit einer bürgerlichen Attitüde, die sich von Hampels deutsch-nationaler Tümelei bis tief in die braune Szene deutlich abhebt, klar auf das konservative CDU-Wählerlager. Wer jedoch den frenetischen Beifall auf dem Parteitag für Attacken auf das „versiffte Parteienkartell“erlebte, den beschleichen Zweifel. Das klammheimliche Sympathisieren mit rechtsextremen Überzeugungen nährt den Verdacht, dass bei der AfD Niedersachsen zwar die Führung austauscht wurde, aber keineswegs die Gesinnung.
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