Nordwest-Zeitung

NKeine Häufung wie in den USA“

- VON BNDR@BS H@RHOLZ, BÜRO BERLIN

Christian Pfeiffer (74) ist Kriminolog­e un0 war früher Direktor 0es Kriminolog­ischen Forschungs­instituts Nie0ersach­sen (KFN).

FRA.E: Herr Professor Pfeiffer, in Münster hat ein 48jähriger Mann zwei Menschen getötet und 20 verletzt und sich selbst erschossen. Wie kommt er dazu?

PFEIFFER: Eer Täter hat alle Merkmale eines Amokläufer­s. Offenkundi­g ist er beruflich weitgehend gescheiter­t, ein Einzelgäng­er, ein einsamer Wolf ohne soziale Bindung und sozialen Erfolg. Zunächst mündete das bei ihm in einen erfolglose­n Selbstmord­versuch. Aber aus so einer Ohnmachtse­rfahrung kann sich dann der Wunsch nach Macht entwickeln. Der Amokläufer möchte Herr über Leben und Tod anderer Menschen sein, möchte die Panik in ihren Augen sehen, wenn er sie mit tödlicher Wucht angreift. Das soll ihn entschädig­en für all die Niederlage­n und Demütigung­en, für die er andere verantwort­lich macht. FRAGE: Läuft das jetzt bei uns ähnlich ab wie in den USA, wo es immer wieder solche Amokläufe gibt? PFEIFFER: Nein. Zum einen konnte der Täter von Münster vorher nicht in ein Waffengesc­häft gehen und sich einfach ein Schnellfeu­ergewehr kaufen. Er hatte eben nur eine Pistole und musste sich deshalb auf die tödliche Wucht seines Autos beschränke­n. Wir müssen dankbar für unser strenges Waffenrech­t sein. Zum anderen gibt es bei uns keine derartige Häufung von Amoktaten wie in den USA. FRAGE: Hat er sich nicht in seiner Vorgehensw­eise an dem orientiert, was islamistis­che Terroriste­n ihm vorgelebt haben? PFEIFFER: Ja, es hat den Anschein. Aber es spricht nichts für die These, dass er mit seiner Tat eine politische Botschaft verbunden hat. Damit bleibt das Zwischenfa­zit, dass wir solche Taten psychisch angeschlag­ener Menschen, die aufgrund ihres vielfach gescheiter­ten Lebens in ohnmächtig­e Wut geraten sind, kaum verhindern können.

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DPA-BILD: SPATA

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