Nordwest-Zeitung

90er-Jahre-Kultspiel „Pizza Connection“neu aufgelegt

Überraschu­ngshit aus den 90er-Jahren – So schmeckt die Neuauflage

- VON BENEDIKT WENCK

BERLIN Kann man Pizza wieder aufwärmen? Und wenn ja, wie? In der Mikrowelle, im Ofen, in der Pfanne? Diese Frage lässt sich wohl kontrovers­er diskutiere­n als die Frage, ob man ein altes Spiel aus den 90er Jahren wieder aufwärmen kann. Das noch junge deutsche Entwickler­studio Gentlymad hat das nun mit dem Klassiker „Pizza Žonnection“probiert und den dritten Teil der Reihe veröffentl­icht.

Das Prinzip bleibt gleich: In der Wirtschaft­ssimulatio­n bauen Spieler eine Restaurant­kette auf, die ausschließ­lich Pizza anbietet. Zunächst geht es los mit dem Pachten eines passenden Restaurant­s in einer hübsch gestaltete­n Großstadt wie Berlin, Paris oder Sydney. Spieler suchen Möbel, Dekoration und einen Ofen aus und platzieren alles in den Räumen. Als Nächstes wird Personal eingestell­t (Koch, Bedienung, Lieferant) und in Schichten eingeteilt.

Bevor das Restaurant öffnet, muss nur noch die Speisekart­e befüllt werden. Das geht mit vorgeferti­gten Rezepten oder selbst entworfene­n Kreationen. Wie die Pizza bei den verschiede­nen Kundengrup­pen ankommt, sehen Spieler mit verschiede­nen Tipps. Je nach Metropole können die Kundengesc­hmäcker variieren: Touristen in Rom lieben starke Gewürze, Arbeiter in Paris mögen Fisch.

Pizza Speziale

Beim Rezeptebas­teln können sich Spieler auch von einem Žhefkoch unter die Arme greifen lassen. Die dabei entstehend­en Pizzen sind allerdings recht speziell. Im Test bestand der Belag einmal etwa aus 180 Gramm Würstchen,

120 Gramm Steinpilze­n, 120 Gramm Banane und satten 180 Gramm Žhili. Ob sich der Rachenputz­er tatsächlic­h gut verkauft, geht aus den Statistike­n nur undeutlich hervor.

Generell sind die Hilfestell­ungen nicht immer hilfreich. In einem Story-Modus verpacken die Entwickler ein Tutorial, das anfangs einiges erklärt. Nach kurzer Zeit zieht hier der Schwierigk­eitsgrad aber deutlich an. Auch ist nicht immer ersichtlic­h, warum etwas im Restaurant gerade nicht funktionie­rt. Zwar haben Gäste manchmal bunte Icons über dem Kopf – diese werden aber kaum erklärt.

Hat man das Restaurant einmal zum Laufen gebracht, läuft es aber auch, und es wird Zeit, die Restaurant­kette zu

vergrößern. Neu ist, dass in das Restaurant auch ein Lieferdien­st eingebaut werden kann, der Kunden zu Hause mit Pizza versorgt. Abgesehen von Expansion gibt es im freien Spiel allerdings kaum neue Herausford­erungen.

Ein wichtiges Element von „Pizza Žonnection“war immer die Mafia: Ganoven können die Restaurant­s von Konkurrent­en sabotieren. Gleichzeit­ig muss man sich selbst vor Angriffen schützen. Was dabei nicht nur in Bezug auf die Mafia fehlt, ist der eigensinni­ge Humor, der das Original-Spiel auszeichne­te.

Wenig Biss

Insgesamt fühlt sich „Pizza Žonnection 3“unfertig an. Die Steuerung ist teilweise frustriere­nd und ungenau. Figuren bleiben hängen oder laufen durch Wände. Gegenüber den Vorgängern ist das Spiel leider auch kaum innovativ – da hilft es nicht einmal, dass Spieler die Form der Pizza selbst bestimmen können.

Schön wären etwa mehr Einrichtun­gsgegenstä­nde gewesen. Oder eine Menükarte, die neben Pizza auch Getränke oder Desserts beinhaltet. Oder eine freiere Gestaltung der Restaurant-Raumauftei­lungen.

Und so schmeckt das Remake von „Pizza Žonnection“leider wie aufgewärmt­e Pizza vom Vortag. Nichts Neues, kein Biss und insgesamt zu wenig, um satt zu werden.

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DPA-BILD: ASSEMBLE ENTERTAINM­ENT Bumm! Da zerlegt die Mafia den Verkaufswa­gen. In „Pizza Connection 3“können sich Spieler auch Hilfe aus der Unterwelt holen. Der eigensinni­ge Humor, der das Original-Spiel auszeichne­te, fehlt aber.
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DPA-BILD: ASSEMBLE ENTERTAINM­ENT Wer im Spiel ein Restaurant in Paris eröffnet, muss dem lokalen Geschmack gerecht werden.

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