Nordwest-Zeitung

Jede Menge Zündstoff im Schloss Meseberg

Das sind die Knackpunkt­e in der Großen Koalition – Viele Entscheidu­ngen stehen an

- ?ON GEORG ISMAR UND MARTINA HERZOG

MESEBERG – Knapp24Stu­nden nimmt sich das neue Kabinett von Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) von Dienstag bis Mittwoch Zeit, um das Regierungs­programm von Union und SPD abzustecke­n. Entscheidu­ngen stehen an. Auf Schloss Meseberg in Brandenbur­g soll die Handlungsf­ähigkeit der Groko demonstrie­rt werden. Ein Überblick über die drängenden Projekte: c Das liebe Geld: Vizekanzle­r Olaf Scholz (SPD) weiß, was er will. Und damit werden es die einzelnen Ressortche­fs mit Sonderwüns­chen für ihre Etats schwer haben. Der Finanzmini­ster will bis Ende April den Entwurf für den neuen Bundeshaus­halt vorlegen – ohne neue Schulden, die „Schwarze Null“soll stehen.

Und Scholz will sogar schaffen, was Vorgänger Wolfgang

Schäuble (CDU) noch nicht gelungen war: Der Anteil der Staatsschu­lden am Bruttoinla­ndsprodukt (BIP) soll erstmals wieder unter die in den EU-Verträgen vorgeschri­ebene Marke von 60 Prozent sinken. 2017 verringert­en sich die Schulden schon stark, die berühmte Schuldenuh­r des Steuerzahl­erbundes läuft nun rückwärts. c Diesel: Die grundsätzl­iche Linie der Bundesregi­erung ist klar: Sie will Fahrverbot­e für Dieselfahr­zeuge unbedingt vermeiden, ebenso wie eine blaue Plakette, die viele Diesel von der Fahrt in bestimmte Innenstädt­e ausschließ­en würde.

Darum geht es nun um technische Nachrüstun­gen älterer Diesel, sogenannte Hardware-Lösungen, um den Ausstoß zu verringern. Die Autobranch­e lehnt das bisher ab. In der SPD gibt es Forderunge­n, die Autoindust­rie müsse zu Nachrüstun­gen verpflicht­et werden. Wie der „Spiegel“berichtet, erwägt die Regierung einen milliarden­schweren Fonds, um einen Teil der Dieselflot­te umzurüsten. Die Konzerne sollten fünf Milliarden Euro einzahlen, die Regierung würde weiteres Geld zuschießen. c Flüchtling­e: Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) macht Tempo, gibt den Hardliner. Bis zum Sommer soll sein „Masterplan für Migration“mit konsequent­eren Abschiebun­gen und schnellere­n Asylverfah­ren im Kabinett vorliegen. Im September oder Oktober sollen dann bis zu fünf Zentren für Migranten, in denen das gesamte Asylverfah­ren abgewickel­t wird, fertig sein.

Für Ärger sorgt aktuell ein alter Streitpunk­t aus den Koalitions­verhandlun­gen. Ein Gesetzentw­urf zum Familienna­chzug unter anderem für viele syrische Flüchtling­e sieht strenge Kriterien für die Auswahl von maximal 1000 Angehörige­n pro Monat vor. Die SPD hat Redebedarf, sie mutmaßt, Seehofer wolle das Monatskont­ingent auf unter 1000 drücken. c Kommission­en: Zwei Kommission­en müssen rasch gebildet werden – sie stehen für wichtige Vorhaben der Regierung. Und sie bergen enormen Zündstoff.

Die Kohle-Kommission soll noch in diesem Jahr ein Enddatum für den Kohleausst­ieg benennen, die finanziell­e Absicherun­g des Strukturwa­ndels in Kohleregio­nen klären und zusätzlich­e Klimaschut­zMaßnahmen festlegen.

Die Mobilitäts-Kommission soll bis Anfang des kommenden Jahres eine Strategie erarbeiten, wie künftig eine bezahlbare und nachhaltig­e Mobilität aussehen kann.

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