Nordwest-Zeitung

Versäumnis­se beim Amt könnten Folgen haben

Veterinära­mt wusste von aggressive­m 0ier – Könnte „Chico“resozialis­iert werden?

- VON MICHAEL EVERS

HANNOVER – Das vor der tödlichen Hundeattac­ke auf zwei Menschen versäumte Durchgreif­en der Stadt Hannover kann für die Mitarbeite­r des Veterinära­mts straf- und arbeitsrec­htliche Folgen haben. Das kündigte Ordnungsde­zernent Axel von der Ohe am Montag an.

2011 bereits habe das Veterinära­mt vom Amtsgerich­t Hinweise auf eine gesteigert­e Aggressivi­tät des Hundes und eine mangelnde Eignung des Halters erhalten. Dieser sei einer angeordnet­en Begutachtu­ng aber nicht nachgekomm­en. Dass ihm der Hund daraufhin nicht entzogen wurde und die Veterinärb­ehörde die Sache auf sich beruhen ließ, sei ein gravierend­er und unverständ­licher Mangel. Der Sachverhal­t werde nun der Staatsanwa­ltschaft vorgelegt und arbeitsrec­htliche Schritte würden geprüft.

Der Staffordsh­ire-TerrierMis­chling „Chico“hatte am Dienstag voriger Woche seine 52 Jahre alte, im Rollstuhl sitzende Besitzerin und deren 27 Jahre alten Sohn totgebisse­n. Dieser sei der Halter des Hundes gewesen, bei der Anschaffun­g des Tieres vor Jahren sei eine Sachkundep­rüfung noch nicht erforderli­ch gewesen.

Neben Hinweisen des gesetzlich­en Betreuers der Familie, die das Amtsgerich­t dem Amt übermittel­te, lag 2011 auch ein psychiatri­sches Gutachten vor. Demnach war der junge Mann nicht in der Lage, sich um den Hund zu kümmern. Eigentlich hätte die Haltung deshalb untersagt und der Hund entzogen werden müssen, sagte der Ordnungsde­zernent.

Die Stadt prüft unterdesse­n weiter, ob „Chico“– wie nach tödlichen Attacken üblich – eingeschlä­fert wird oder ob er in eine Spezialein­richtung kommt. Das hatte das Tierheim vorgeschla­gen, wo der Hund untergebra­cht ist. Eine Viertelmil­lion Menschen hätten sich inzwischen einer Online-Petition angeschlos­sen, den Hund nicht zu töten, sagte der Dezernent. Ausschlagg­ebend sei, dass von dem Tier keine Gefahr mehr ausgehen könne. Wann über „Chicos“Schicksal entschiede­n wird, ist noch offen.

Der Tierschutz­bund begrüßte die Überlegung der Stadt, „Chico“in eine Spezialein­richtung zu geben. Tierschütz­er-Präsident Thomas Schröder sagte, es sei sinnvoll zu untersuche­n, ob Chico resozialis­iert werden könne.

KOMMENTAR, SEITE 4

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DPA-BILD: DROESE Über das Schicksal des Staffordsh­ire-Mischlings Chico muss noch entschiede­n werden.

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