Polizei lässt Verdächtige wieder frei
Keine Haftbefehle gegen mutmaßliche Islamisten
BERLIN – Während Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) den Berliner Halbmarathon startet und sich Zehntausende Läufer auf den Weg machen, schlägt die Polizei zu. Spezialeinheiten nehmen am Sonntag sechs junge Männer aus der islamistischen Szene fest und durchsuchen ihre Wohnungen. Schnell wird aber klar: Einen konkreten Terroranschlag auf den Halbmarathon hatten die Verdächtigen nicht geplant. Trotzdem halten Polizei und Politiker den Zugriff in der Situation für richtig. „Wir gehen auf Nummer sicher“, sagte ein Sprecher des Innensenators am Montag.
Laut Polizei gab es vor dem Halbmarathon Hinweise, die zu einem Anfangsverdacht geführt hätten. „Und dann muss man abwägen: Greift man zu oder nicht“, sagte der Sprecher. Wo die Hinweise herkamen, wollte die Polizei nicht sagen. In Frage kommen das Umfeld der Verdächtigen, von der Polizei abgehörte Telefonate oder mitgelesene Chats oder Quellen von Geheimdiensten.
Einen Tag später, am Montag gegen 15 Uhr, werden die sechs Männer im Alter von 18 bis 21 Jahren wieder freigelassen. Einen Haftbefehl gab es nicht, wie der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, mitteilte. Die Polizei fand bei den Durchsuchungen weder Waffen noch Sprengstoff noch sonstige konkrete Terrorhinweise. Die beschlagnahmten Handys und Computer sollen ausgewertet werden. Die Ermittlungen laufen weiter.
Anders als bei früheren Fällen blocken Polizei und Staatsanwaltschaft bei Informationen zu Herkunft, Nationalität und früheren Vergehen der Verdächtigen ab. Lapidar hieß es nur: „Die Personen sind uns nicht unbekannt.“Nach Zeitungsberichten soll einer der Männer, ein in Berlin geborener Deutsch-Tunesier, bereits im Gefängnis gesessen haben. Andere Verdächtige hätten die türkische oder die deutsche Staatsangehörigkeit.