Verwickelte Tragödie um Ehre und Rache
9ranken=„Tatort“am Sonntag im Ersten – Brutaler Mord an Geschwisterpaar
In dem Film von Max Färberböck geht es auch um die Macht von Worten. Und bei den beiden Hauptkommissa= ren kommen ungeahnte dunkle Seiten zutage.
NÜRNBERG Wer nicht gut aufpasst, hat diesmal beim „Tatort“aus Franken verloren. Denn es ist eine komplizierte Geschichte über fehlgeleitete Überzeugungen, über Rache und Ehre, die Autor und Regisseur Max Färberböck in „Ich töte niemand“an diesem Sonntag (20.15 Uhr) erzählt. Der 67-Jährige war schon für die erste Ausgabe des ARDKultkrimis aus Nordbayern vor drei Jahren verantwortlich – und erreichte damals einen Spitzenwert von mehr als zwölf Millionen Zuschauern. Seine neue Geschichte dreht sich nur vordergründig um den brutalen Mord an zwei libyschen Zuwanderern. Eigentlich geht es um die Macht von Worten – und deren Missbrauch.
Für die Hauptkommissare Felix Voss und Paula Ringelhahn (gespielt von Fabian Hinrichs und Dagmar Manzel) sowie ihre fränkischen Kollegen beginnt der Krimi vergnüglich: Der inzwischen gar nicht mehr so neue Kolle- Gefährlicher Einsatz: Szene mit den Schauspielern Fabian Hinrichs und Dagmar Manzel
ge Voss gibt im vierten Teil des Franken-„Tatorts“endlich seinen Einstand mit einer ausschweifenden Party in seiner Wohnung.
Der Spaß endet jäh mit einem Anruf: Ein totes Geschwisterpaar wird in einem abgelegenen Haus gefunden – bis zur Unkenntlichkeit zusammengeschlagen. „Damit werden wir berühmt“, kommentiert gewohnt trocken der Leiter der Spurensicherung, Michael Schatz – gespielt von Kabarettist Matthias Egersdörfer. Der Ziehsohn der Geschwister ist seit der grausigen Tat verschwunden. Der
junge Mann ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni – ein Wunderknabe, Frauenschwarm, „Super-Moslem“, wie Voss verwundert feststellt. Er ist in die grausige Tat verwickelt – doch anders als zunächst gedacht.
Während der Ermittlungen geschieht ein weiteres Drama – ein ganz persönliches für Paula Ringelhahn: Ein Kollege der Nürnberger Polizei stirbt während einer Autofahrt an der Wechselwirkung von Psychopharmaka und Medikamenten.
Max Färberböck erzählt diesmal gleich mehrere Tragödien
– und er lässt den Zuschauer auch bei seinen Protagonisten in menschliche Abgründe blicken. Auf die Idee für die Geschichte kam der Regisseur durch Nachrichtensendungen, die er eines Abends sah. Bei Reden von vier internationalen Politikern habe er festgestellt, „wie sehr Worte und damit verbundene Werte für politische Zwecke missbraucht werden“, sagt der 67-Jährige. „Ich war wirklich verwundert, wie alle vier Politiker mit Worten wie Ehre und Haltung, Vaterland und Wahrheit umgegangen sind und einen riesigen Applaus dafür bekommen haben.“Dabei hätten sie diese Werte auf plumpe Weise missinterpretiert.
Färberböcks Bildsprache ist ähnlich wie im ersten Franken-„Tatort“: Immer wieder sind die nächtlichen Nürnberger Straßen zu sehen und altmodisch eingerichtete Wohnungen und Räume des Kommissariats. Dazu kommen die grüne Landschaft und der weite Himmel des Umlands. Die passende Musik lieferte der Isländer Ólafur Arnalds mit „So Far“– einem melancholischen Lied über Einsamkeit und Fremde.