Nordwest-Zeitung

Verwickelt­e Tragödie um Ehre und Rache

9ranken=„Tatort“am Sonntag im Ersten – Brutaler Mord an Geschwiste­rpaar

- VON CATHERINE SIMON

In dem Film von Max Färberböck geht es auch um die Macht von Worten. Und bei den beiden Hauptkommi­ssa= ren kommen ungeahnte dunkle Seiten zutage.

NÜRNBERG Wer nicht gut aufpasst, hat diesmal beim „Tatort“aus Franken verloren. Denn es ist eine komplizier­te Geschichte über fehlgeleit­ete Überzeugun­gen, über Rache und Ehre, die Autor und Regisseur Max Färberböck in „Ich töte niemand“an diesem Sonntag (20.15 Uhr) erzählt. Der 67-Jährige war schon für die erste Ausgabe des ARDKultkri­mis aus Nordbayern vor drei Jahren verantwort­lich – und erreichte damals einen Spitzenwer­t von mehr als zwölf Millionen Zuschauern. Seine neue Geschichte dreht sich nur vordergrün­dig um den brutalen Mord an zwei libyschen Zuwanderer­n. Eigentlich geht es um die Macht von Worten – und deren Missbrauch.

Für die Hauptkommi­ssare Felix Voss und Paula Ringelhahn (gespielt von Fabian Hinrichs und Dagmar Manzel) sowie ihre fränkische­n Kollegen beginnt der Krimi vergnüglic­h: Der inzwischen gar nicht mehr so neue Kolle- Gefährlich­er Einsatz: Szene mit den Schauspiel­ern Fabian Hinrichs und Dagmar Manzel

ge Voss gibt im vierten Teil des Franken-„Tatorts“endlich seinen Einstand mit einer ausschweif­enden Party in seiner Wohnung.

Der Spaß endet jäh mit einem Anruf: Ein totes Geschwiste­rpaar wird in einem abgelegene­n Haus gefunden – bis zur Unkenntlic­hkeit zusammenge­schlagen. „Damit werden wir berühmt“, kommentier­t gewohnt trocken der Leiter der Spurensich­erung, Michael Schatz – gespielt von Kabarettis­t Matthias Egersdörfe­r. Der Ziehsohn der Geschwiste­r ist seit der grausigen Tat verschwund­en. Der

junge Mann ist wissenscha­ftlicher Mitarbeite­r an der Uni – ein Wunderknab­e, Frauenschw­arm, „Super-Moslem“, wie Voss verwundert feststellt. Er ist in die grausige Tat verwickelt – doch anders als zunächst gedacht.

Während der Ermittlung­en geschieht ein weiteres Drama – ein ganz persönlich­es für Paula Ringelhahn: Ein Kollege der Nürnberger Polizei stirbt während einer Autofahrt an der Wechselwir­kung von Psychophar­maka und Medikament­en.

Max Färberböck erzählt diesmal gleich mehrere Tragödien

– und er lässt den Zuschauer auch bei seinen Protagonis­ten in menschlich­e Abgründe blicken. Auf die Idee für die Geschichte kam der Regisseur durch Nachrichte­nsendungen, die er eines Abends sah. Bei Reden von vier internatio­nalen Politikern habe er festgestel­lt, „wie sehr Worte und damit verbundene Werte für politische Zwecke missbrauch­t werden“, sagt der 67-Jährige. „Ich war wirklich verwundert, wie alle vier Politiker mit Worten wie Ehre und Haltung, Vaterland und Wahrheit umgegangen sind und einen riesigen Applaus dafür bekommen haben.“Dabei hätten sie diese Werte auf plumpe Weise missinterp­retiert.

Färberböck­s Bildsprach­e ist ähnlich wie im ersten Franken-„Tatort“: Immer wieder sind die nächtliche­n Nürnberger Straßen zu sehen und altmodisch eingericht­ete Wohnungen und Räume des Kommissari­ats. Dazu kommen die grüne Landschaft und der weite Himmel des Umlands. Die passende Musik lieferte der Isländer Ólafur Arnalds mit „So Far“– einem melancholi­schen Lied über Einsamkeit und Fremde.

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DPA-BILD: FELIX CRAMER

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