Nordwest-Zeitung

50 Jahre zwischen Sandkiste und Schaukel

Studentens­elbsthilfe-Kita feiert Jubiläum – =ast 100 Kinder in täglicher Betreuung

- VON SUSANNE GLOGER

N3ne große Sause soll es zum Jubiläum geben. Seit 50 Jahren besteht die Studentens­elbsthilfe­Kita. „Wir sind einzigarti­g“, sagen die Macher.

WECHLOY Die 68er feiern ihr „Goldenes“: 50 Jahre gibt es nun all das, was in den bewegten Zeiten damals entstanden ist. Auch die Studentens­elbsthilfe-Kindertage­sstätte ist ein Kind der 68er. Am 16. April 1968 war Betriebsbe­ginn, damals noch mit 25 Kindern in einem Gebäude der GSG in der Tannenkamp­straße. Später kamen Gruppen in der Meinarduss­traße, dann an der Hauptstraß­e hinzu, bis im Dezember 1980 das umgebaute Bauernhaus am Küpkersweg 91 bezogen wurde.

Dort hat Oldenburgs älteste Selbsthilf­eeinrichtu­ng im Kindertage­sstättenbe­reich immer noch ihre Heimat. Ihr Trägervere­in, bereits 1967 gegründet, feierte im November 2017 sein Jubiläum ( berichtete). Jetzt ist die Kita an der Reihe. Am Freitag, 20. April, wird zunächst intern mit geladenen Gästen zurückgebl­ickt und nach vorne geguckt. Die Öffentlich­keit ist dann am Samstag, 21. April, willkommen, bevor es schließlic­h interne Theatervor­stellungen gibt (siehe Infokasten).

Viel hat sich im Laufe der Jahre im Bauernhaus und rundherum verändert. Es wurde um- und angebaut, erweitert und neugebaut. Die Krippe und das „Haus für Kunst & Bewegung“wurden im Mai 2012 offiziell eröffnet.

Mitbestimm­ung zählt

Beständig ist das Pädagogisc­he Konzept aus dem Jahr 1972. „Es ist immer noch aktuell und es wird gelebt“, heißt es auf der Homepage der Kita. „Standards, die heute in der Kindergart­enpädagogi­k gelten, haben wir sowieso für selbstvers­tändlich gehalten“, sagt Karl Raschke (1. Vorsitzend­er des Selbsthilf­evereins und Einrichtun­gsleiter). „Das macht uns einzigarti­g“, ist er überzeugt. Und erntet nicht nur Kopfnicken von seinen Vorstandsk­ollegen Peter Jacobs und Dr. Manfred Fornfeist, sondern auch von Gerry Aumann-Vogl, die die Kita 42 Jahre lang (von 1972 bis 2014) geleitet hat. Partizipat­ion, also Möglichkei­ten der Mitbestimm­ung im Kindergart­enalltag, beispielsw­eise sei ein neu dekliniert­es Feld „Neugierige Gestalter“in Aktion: Kinder der Studentens­elbsthilfe-Kita am Küpkersweg. seit zwei bis drei Jahren, so Raschke. „Jeder Träger muss heutzutage dazu ein Konzept entwickeln. Das war bei uns schon immer ein zentrales Moment.“

Wichtig war auch stets die Elternmita­rbeit. „Nach außen und nach innen“, sagt Raschke. „Nach außen: Die Eltern haben damals das Bauernhaus weitgehend in Eigenleist­ung ausgebaut. Nach innen: Das ist der Dialog mit den Eltern darüber, was sie unter Erziehung verstehen.“Gerry Aumann-Vogl erinnert: „Früher gab es sogar alle zwei Wochen einen Elternaben­d.“

Da das gesamte Kindergart­enprojekt, wie der Name schon sagt, aus der Studentens­chaft entstanden ist, waren auch an der Erstellung des Konzeptes 1972 Eltern, pädagogisc­he Mitarbeite­r und der Allgemeine Studentena­usschuss (Asta) beteiligt. „Das dialogisch­e Prinzip ist unsere grundsätzl­iche Haltung“, betont Karl Raschke. Das heiße, man sei mit den Eltern auf Augenhöhe. Sie seien aktive Mitgestalt­er mit Rechten und Pflichten. Die Kinder betrachte man ebenso als neugierige Gestalter. Als einen Eckpunkt zählt Raschke die Kindervers­ammlung auf, die es von Anfang an gab und in der der Alltag thematisie­rt wird. „Es ist wichtig, dass Kinder lernen, Verantwort­ung für ihren Alltag zu übernehmen. Die Kinder merken: Ich kann mit meinem Tun etwas bewirken. Ob gut oder schlecht, das wird dann besprochen.“

Lernen voneinande­r

In den altersgemi­schten Gruppen lernen die Kinder voneinande­r. „Die sind dann ganz schön selbstbewu­sst“, sagt Gerry Aumann-Vogl. Beim Einkauf für den Kochtag (immer freitags), beispielsw­eise auf dem Bloherfeld­er Markt, „wissen die Kinder genau, was sie wollen.“

Mit der Anmeldung im Kindergart­en beginne die Schulvorbe­reitung, fügt Raschke hinzu und sagt: „Spielfähig­keit ist die Grundlage für Schulfähig­keit.“Vielseitig­keit (Alter, Lebens- und Berufserfa­hrung) im Mitarbeite­rteam ist ein weiteres Schlagwort für die Betreuung von täglich 94 Kindern.

Einige davon sind die Sprössling­e von Ehemaligen. Andere Ehemalige gehen sogar immer noch täglich in den Kindergart­en – um zu arbeiten. Sie gehören nämlich zum festen Team. Ein Wiedersehe­n mit allen könnte es zum Jubiläum geben!

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BILD: PRIVAT

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