Die Rache des James Comey
Wie der gefeuerte FBI-Direktor mit seinem früheren Chef abrechnet
Donald Trump ist skrupellos und unmoralisch – wie ein Mafia-Boss. Mit solchen Worten sorgt der Ex-FBI-Chef für viel Aufsehen – und macht Werbung.
WASHINGTON Dass James Comey kein unbefangener Autor ist, wenn es um seinen früheren Chef Donald Trump geht, muss man verstehen. Schließlich hat ihn der US-Präsident zum einen im Mai 2017 aus dem Amt des FBI-Direktors entlassen – wohl vor allem, weil Comey die Russland-Ermittlungen gegen Trump nicht einstellen wollte. Zum anderen hat Trump Comey immer wieder auch als „Lügner“hingestellt.
Und: Comey möchte auch sein Buch „Größer als das Amt“verkaufen. Das kommt am Dienstag auf den Markt. Und wie es so üblich ist, hat der Verlag führenden US-Medien bereits Exemplare zugesteckt, um die Stimmung anzuheizen und trotz der SyrienKriegsdebatte einen Teil der Nachrichtenzeit zu kapern.
Das ist gelungen, denn die Kernsätze Comeys haben es in sich – und lassen sich unterm Strich so resümieren: Trump Ex-FBI-Direktor James Comey spricht bei einer Anhörung im Kapitol.
Eint, ist skrupellos und unmoralisch. Er hat ein massives Ego und agiert wie ein notorischer Mafia-Boss.
Am schwersten wiegt wohl dieser letzter Vorwurf. Die „Washington Post“und andere Zeitungen zitieren Comey, der einst im FBI das berüchtigte Gambino-Kartell in den USA bekämpfte, dabei so: „Der Boss in kompletter Kontrolle. Die Treueschwüre. Die ,Wir gegen sie‘-Weltansicht. Das Lügen über alle Dinge, klein wie groß, als Folge eines Loyalitäts-Codes, der die Organisation über die Moral und Wahrheit stellt.“Das ist schon
sehr harter, aber nicht unerwarteter Tobak über das Zielobjekt, das schon in Publikationen anderer US-Autoren nicht gut wegkam.
Einige Details des Buches, die jetzt lanciert wurden, wirken dagegen trivial und überflüssig. Wie die Beobachtung Comeys, dass Trump gar nicht so kleine Hände habe. Oder vermutlich ein Solarium benutze und dabei Schutzgläser für die Augen trage, was zu halbmondförmigen weißen Stellen unter den Augen führe. Der Nutzwert einer solchen Information ist minimal und erweckt den Eindruck,
dass Comey am Ende die relevanten Erinnerungen ausgingen.
„Das wirkliche Bild Trumps wird erst durch die Ermittlungen von Sonderermittler Robert Mueller komplettiert werden“, analysierte am Freitag der prominente Terrorismus-Experte Phil Mudd. Es war wohl auch so etwas wie eine versteckte Kritik an den bisher bekannten Aussagen im Comey-Buch, das auch schlüpfrige Bereiche des Trump-Lebens nicht ausspart. Dass Comey im Prinzip den Russland-Ermittlungen gegen Trump einen ähnlichen Stellenwert wie diese einräumt, erscheint wenig glücklich.
Trump jedenfalls blieb am Freitag bei seiner bisherigen Bewertung Comeys: „Er ist ein schwacher und unehrlicher Drecksack, der, wie die Zeit bewiesen hat, ein schlechter FBI-Direktor war“, twitterte er. „Es war mir eine große Ehre, James Comey zu feuern!“
Fames Comey: Größer als das Amt: Auf der Suche nach der Wahrheit – der Ex-FBI-Direktor klagt an (englischer Titel: „A Higher Loyalty: Truth, Lies and Leadership“), Droemer HC, 384 Seiten, 19,99 Euro