Nordwest-Zeitung

Möb'lstück gibt sich kurv'nr'ich

Ponton Chair in der Sammlung des Oldenburge­r Landesmuse­ums – Ein Design-Klassiker

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Im August 1967 konnte der Panton Chair erstmals öffentlich präsentier­t werden. Auf die Titelseite der „Vogue“schaffte er es 1995 – zusammen mit einer unbekleide­ten Kate Moss.

OLDENBURG In diesem Jahr feiert der Panton Chair sein 50-jähriges Dasein auf dem Markt, und dank einer Schenkung aus Privatbesi­tz verfügt auch das Landesmuse­um über ein Exemplar des ikonischen Stuhls, der den Pop in die Welt der Möbel brachte und zu den Design-Klassikern des 20. Jahrhunder­ts zählt.

Er ist der erste Stuhl, der aus einem Guss, mit nur einem Werkstoff und aus nur einer Form hergestell­t wurde. Die Entwicklun­g des freischwin­genden und stapelba- ganz Europa fuhr, um für seine Idee zu werben, konnte man allerdings nicht sitzen, es war zu zerbrechli­ch. Auch an der progressiv­en Gestaltung störten sich die meisten Möbelherst­eller und lehnten eine Zusammenar­beit mit Panton ab.

Anfang der 1960er Jahre kam Panton in Kontakt mit Willi Fehlbaum, dem damaligen Chef von Vitra. Dieser zeigte Interesse, den Stuhl zur Serienreif­e zu entwickeln, woraufhin Panton mit seiner Familie nach Basel übersiedel­te, um sich dem zeitintens­iven Projekt voll und ganz widmen zu können.

Nach mehrjährig­er, intensiver Forschung mit verschiede­nen Chemiefirm­en konnte nach der Herstellun­g von diversen Versuchsmo­dellen im August 1967 der Panton Chair erstmals der Öffentlich­keit präsentier­t werden. Seitdem ist der Stuhl aus vier unterschie­dlichen Kunststoff­materialie­n produziert worden.

Als der erste Panton Chair auf den Markt kam, waren vor allem gedeckte Brauntöne in Mode. Verner Panton brachte die Farbe zurück in die Möbelgesta­ltung. Von Anfang an war der Stuhl in Pantons Lieblingsf­arbe Rot, aber auch in Weiß, Schwarz, Blau und Gelb erhältlich. In der Popkultur fand er schnell seinen Platz und war omnipräsen­t in Werbung und Medien.

Wie die Pop Art wirkte er frisch, modern und sexy. Auch auf das Cover der „Vogue“schaffte es das Möbelstück: Im Jahr 1995 sitzt die unbekleide­te Kate Moss auf einem roten Modell.

Wie kaum ein anderer war Panton vom Material Kunststoff besessen, mit dem zu gestalten ihm alles möglich schien. Panton war es auch, der die ersten aufblasbar­en Möbel aus Plastik entwarf.

Mit der zunehmende­n Kritik an dem Material in den 1980er Jahren verloren Pantons Entwürfe kurzzeitig an Aufmerksam­keit. Doch schon in den 1990er Jahren erlebten sie ein Revival. Vor allem für den Panton Chair mit der charakteri­stischen Silhouette ist die Faszinatio­n bis heute ungebroche­n.

In seine Umgebung passt er sich mit seinen eleganten Kurven entweder harmonisch ein oder stellt einen bewussten ästhetisch­en Bruchdar. Sogar als Bestuhlung einer Kirche im tschechisc­hen Chodovice hat der kurvige Panton Chair Einsatz gefunden: In reinem Weiß und mit einem in die Rückenlehn­e gefrästen Kreuz steht er hier als modernes Kirchenges­tühl aus Kunststoff im radikalen Gegensatz zu dem gotischen Gewölbe. Klassiker mit eleganten Kurven: Panton Chair (Entwurf: 1959/60; Ausführung ab 1968)

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BILD: SLEN ADELAIDE

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