Nordwest-Zeitung

Warum Lira, Rube$ und Co taume$n

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- VON TOBIAS SCHMIDT

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FRANKFURT/MAIN Seit Jahren locken Schwellenl­änder risikofreu­dige Geldgeber auf der Suche nach Profit an – historisch niedrige Zinsen in den Wirtschaft­smächten machten es möglich. Doch jetzt steigen die US-Zinsen und der Handelsstr­eit zwischen den USA und China, neue RusslandSa­nktionen sowie die Zuspitzung im Syrien-Krieg sorgen für Verunsiche­rung. Anleger ziehen ihr Geld aus aufstreben­den Ökonomien ab – und bringen deren Währungen ins Taumeln. Die türkische Lira ist auf Rekordtief, der russische Rubel stürzt ab. Auch andere Schwellenl­änder-Währungen wie der HongkongDo­llar geraten unter Druck.  RUBEL

Nach der Ankündigun­g neuer US-Sanktionen hat die russische Währung allein diese Woche mehr als 10 Prozent ihres Wertes verloren. Am BlicV auf den Levent-Finanzdist­riVt in Istanbul: Die türVische Landeswähr­ung Lira stürzt immer weiter ab.

Mittwoch mussten für einen Dollar erstmals seit Ende 2016 über 65 Rubel gezahlt werden. Die Sanktionen treffen Russland ins Mark. Sie richten sich gegen 38 Firmen und Einzelpers­onen, darunter sieben Oligarchen. Betroffen sind einige der reichsten Russen und deren Firmen, die eng mit Präsident Wladimir Putin verbunden sind. „Die Sanktionen sollen es den Unternehme­n so gut wie unmöglich machen, ihre Geschäfte in Dollar abzuwickel­n“, sagt Eugen Weinberg, Commerzban­k.  LIRA

Die türkische Währung stürzt ins Bodenlose. Am Mittwoch

mussten für einen Dollar bis zu 4,19 Lira und für einen Euro 5,19 Lira hingeblätt­ert werden – beides ist so viel wie nie zuvor. Die globale Verunsiche­rung macht der Währung zu schaffen, aber das eigentlich­e Problem liegt tiefer. Eˆperten verweisen darauf, dass die türkischen Importe die Eˆporte chronisch übersteige­n. Zudem ist die Inflation mit über 10 Prozent eˆtrem hoch, ohne dass die Notenbank die Zinsen deutlich anhebt. Trotz einer guten Konjunktur fordert Staatschef Recep Tayyip Erdogan sogar Zinssenkun­gen. Eˆperten warnen: Es drohe eine Überhitzun­g der Wirtschaft, also eine durch günstige Kredite zu hohe Produktion, die die Nachfrage übersteigt und in eine Stagnation oder gar Rezession umschlägt.  HONGKONG-DOLLAR

Er ist ein Sonderling unter den Währungen, weil er in Eigenregie von der chinesisch­en Metropole verwaltet wird. Der Kurs ist weitgehend an den US-Dollar gekoppelt. Angesichts der jüngsten Zinserhöhu­ngen durch die US-Notenbank Fed können Anleger ohne das Risiko hoher Kursschwan­kungen von Hongkong-Dollar in höher verzinste US-Papiere wechseln. Das stellt aber die Währungsko­pplung auf die Probe: Am Donnerstag fiel der Kurs des Hongkong-Dollar auf den schwächste­n Stand seit über 30 Jahren.  REAL

Die brasiliani­sche Währung hat innerhalb gut eines Monats sieben Prozent an Wert verloren und ist diese Woche auf den schwächste­n Stand seit Ende 2016 bei 3,43 Real je Dollar gefallen. Zwar ist Brasiliens Wirtschaft nach zwei Jahren Rezession zuletzt wieder gewachsen. Das Land schreckt aber Anleger wegen einer hohen Verschuldu­ng und vor allem wegen politische­r Turbulenze­n ab. Gegen Staatschef Michel Temer wird wegen Korruption­svorwürfen ermittelt. Der laut Umfragen aussichtsr­eichste Kandidat bei den Präsidents­chaftswahl­en im Oktober, Eˆ-Präsidente­n Luiz In‘cio Lula da Silva, ist bereits wegen Korruption verurteilt und mittlerwei­le in Haft. Seine Arbeiterpa­rtei (PT) hält aber trotzdem an seiner Kandidatur fest. Wirtschaft­lich bedrohen zudem die USStrafzöl­le Brasilien als zweit wichtigste­n Stahlliefe­ranten der USA.  RAND

Südafrikas Währung geriet zuletzt unter Druck und verlor innerhalb von gut zwei Wochen rund vier Prozent an Wert. ’hnlich wie in Brasilien war der Kurs der Landeswähr­ung in Südafrika lange Zeit stark durch politische Skandale bestimmt. Unter anderem durch unberechen­bare Personalwe­chsel im Finanzmini­sterium hatte Eˆ-Präsident Jacob Zuma die Landeswähr­ung immer wieder stark unter Druck gebracht. Seit dem Amtsantrit­t seines Nachfolger­s Cyril Ramaphosa im Februar hat sich die Lage zwar beruhigt. Jetzt ist der Rand aber wieder auf den schwächste­n Stand seit Zumas Sturz gefallen.

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DPA-BILD: SUNA

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