Nordwest-Zeitung

Nach Gebrauchsa­nweisung inszeniert

7d8n 9on :or9;t3s Ko<8die „Zur sc38nen Aussic3t“=eiert Pre<iere i< Kleinen :aus

- VON JENNIFER ZAPS

OLDENBURG „Was die Zuschauer an diesem Abend sehen werden, ist für Oldenburg eine sehr ungewöhnli­che Formästhet­ik. Ich glaube, dass dieser Abend Sehgewohnh­eiten im allerbeste­n Sinne herausford­ern wird.“Wenn man Dramaturg MarcOliver Krampe über die neueste Theaterins­zenierung am Oldenburgi­schen Staatsthea­ter sprechen hört, dann merkt man schnell, dass hier etwas ganz Besonderes und Außergewöh­nliches auf die Bühne gebracht wird.

„Zur schönen Aussicht“ist der Titel einer Komödie von Ödön von Horv”th, die am 14. April Premiere im Kleinen Haus haben wird. Ein herunterge­kommenes Hotel wird nur von einem einzigen Dauergast über Wasser gehalten und vor der völligen Pleite bewahrt. Gräfin Ada von Stetten ist nicht nur reich, sondern auch ziemlich liebestoll und feiersücht­ig. Mit der verblieben­en dreiköpfig­en Belegschaf­t feiert sie, was das Zeug hält, und Hoteldirek­tor Strasser ist für die Liebesdien­ste verantwort­lich.

Idylle gerät ins Wanken

Ins Wanken gerät diese fast idyllische Zweckgemei­nschaft, als Christine auftaucht. Sie war in der vergangene­n Saison die Geliebte des Direktors und berichtet nun von einem gemeinsame­n Kind. Die Truppe ist sich einig: Unterhalt für Kind und Frau wären der Ruin. Also versucht man mit allen Tricks, Christine wieder zu vergraulen. Als sich herausstel­lt, dass es ihr gar nicht um das Geld geht, da sie selber inzwischen vermögend ist, buhlen plötzlich alle Herren um ihre Gunst.

Regisseuri­n Lucia Bihler und ihr Team haben sich bei der Inszenieru­ng ziemlich genau an Ödön von Horv”ths „Gebrauchsa­nweisung“gehalten. Ein Text, den von Horv”th verfasst hat, weil er irgendwann festgestel­lt hat, Auf der Suche nach der „Schönen Aussicht“: (von links) In der Rolle der Gräfin Ada von Stetten ist Nientje C. Schwabe zu sehen, ihre Nebenbuhle­rin Christine wird von Agnes Kammerer dargestell­t. dass alle Theater seine Stücke immer völlig falsch inszeniere­n.

Ein wichtiger Punkt ist hierbei, dass seine Stücke niemals naturalist­isch oder realistisc­h gespielt werden sollen. Sie müssen stilisiert gespielt werden, damit der Zuschauer das, was er auf der Bühne sieht, verallgeme­inern kann. „Stilisieru­ng führt zur Konzentrie­rung der Inhalte, die er transporti­eren möchte“, erläutert Krampe.

Ein weiterer Aspekt ist die Tatsache, dass von Horv”th darauf hinweist, dass alle seine Stücke, auch die vermeintli­chen Komödien, im Grunde Tragödien sind. Die Komik entsteht erst dadurch, dass sie unheimlich sind. Krampe erklärt, dass man versucht hat, dieses Atmosphäre im Bühnenbild und in der Darstellun­gsweise einzufange­n.

Fantasievo­lle Maskerade

So wurde an Kostümen, Masken und Bühne unheimlich viel getüftelt. Fast wie im Labor hat man Materialie­n ausprobier­t und kombiniert. Welches Material funktionie­rt und reagiert, wie es notwendig ist• Diese ungewöhnli­che

und spannende Arbeit war auch für den erfahrenen Dramaturge­n Krampe etwas ganz Neues: „Ich bin seit 15 Jahren Dramaturg, aber so etwas kam noch nie vor.“

Besonders die Maskenabte­ilung, die für die Schauspiel­er Vollmasken konstruier­t hat, wird von ihm hoch gelobt. „Was die Maskenabte­ilung da leistet, finde ich absolut ungewöhnli­ch. Das gab es so noch nie in Oldenburg. Nach dem ersten technische­n Durchlauf mit Masken war ich sprachlos. Ich fand es ganz erstaunlic­h.“

Dass die Inszenieru­ng etwas Besonderes werden würde, war eigentlich zu erwarten. Schließlic­h hat man in Lucia Bihler ein Regietalen­t

ins Haus geholt, welches ebenso wie Ersan Mondtag eine neue und innovative Regiehands­chrift trägt. Ihre „Hausdramat­urgin“Sonja Laaser hat als künstleris­che Beratung fungiert. Für die Bühne ist Stefanie Grau verantwort­lich, für die Kostüme Leonie Falke.

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BILD: STEPHAN WALZL

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