Nordwest-Zeitung

Vater entkam im Widerstand­skampf knapp dem Tod

Casablanca zeigt „Die guten Feinde“über Rote-Kapelle-Mitglieder Günt3er und 4o5 2eisenborn

- VON CHRISTOPH KIEFER

OLDENBURG „Rote Kapelle“– unter diesem Namen fasste die Gestapo mehrere Widerstand­szellen gegen das NaziRegime zusammen. Einer der Widerstand­skämpfer war der Redakteur und Schriftste­ller Günther Weisenborn (19021969). Dessen Sohn, der Arzt Sebastian Weisenborn, lebt seit seiner Pensionier­ung 2012 in Oldenburg. Zusammen mit seiner Frau Nora Bernstein-Weisenborn – eine gebürtige Oldenburge­rin – wohnt der 72-Jährige in Etzhorn.

Die dramatisch­en Erlebnisse von Sebastian Weisenborn­s Eltern – der Vater entkam nur knapp der Hinrichtun­g – verarbeite­t ein Film, der an diesem Sonntag im Casablanca Kino läuft. „Die guten Feinde“beleuchtet die Aktivitäte­n der Widerstand­sgruppen und die brutale Reaktion der Gestapo. Regisseur ist Christian Weisenborn, 70, Bruder von Sekonnte Am Fleischerh­aken oder unter der Guillotine verloren in Plötzensee zahlreiche Widerstand­skämpfer ihr Leben.

bastian Weisenborn.

„Meine Mutter Joy wohnte zur Untermiete in Berlin bei Harro Schulze-Boysen, einem der Köpfe der Widerstand­skämpfer“, erzählt Sebastian Weisenborn. In dessen Wohnung lernte sich die beiden kennen und lieben. Kurz nach der Heirat 1941 wurde das junge Ehepaar verhaftet. Günther Weisenborn soll Nazi-kritische Flugblätte­r verteilt haben.

Während Joy Weisenborn nach neun Monaten aus dem Zuchthaus freikam, wurde ihr Mann zum Tode verurteilt.

Nur durch einen Glücksfall blieb der Widerstand­skämpfer am Leben. „Es gelang ihm, durch die Wand der Zuchthausz­elle Kontakt zu seinem Zellennach­barn aufzunehme­n“, erzählt Sebastian Weisenborn. „Per Morsezeich­en Erzählt Eltern-Schicksal: Sebastian Weisenborn.

er ihn dazu bewegen, seine belastende­n Aussagen gegen meinen Vater zurück zu nehmen.“Wenige Tage später sei der Mithäftlin­g hingericht­et worden. Da er da bereits seine Aussage revidiert hatte, wurde das Todesurtei­l gegen Weisenborn ausgesetzt. Er überlebte die Jahre im Zuchthaus bei schwerster körperlich­er Arbeit und vielen Schikanen – bis zur Befreiung 1945.

Der rege Briefwechs­el in den Zuchthausj­ahren zwischen seinen Eltern Joy und Günther (als Buch bei C.H. Beck erschienen unter dem Titel „Liebe in Zeiten des Hochverrat­s“) hat seinem Vater geholfen, zu überleben, ist Sohn Sebastian überzeugt.

Die große Enttäuschu­ng seines Vaters sei gewesen, dass die Gewalttate­n nach dem Krieg nur unvollstän­dig aufgearbei­tet worden seien, sagt Sebastian Weisenborn. Statt als Opfer rehabiliti­ert zu werden, seien Widerstand­skämpfer teils als Verräter diffamiert worden. Auch diesen Aspekt greife der Film seines Bruders, der 2017 unter anderem in Berlin und München Premiere gefeiert hat, auf.  „Die guten Feinde“von Christian Weisenborn (90 Minuten) läuft am Sonntag, 15. April, 16.30 Uhr, im Casablanca, Johannisst­raße 17. Eintritt 9,50 Euro. Regisseur Weisenborn steht im Anschluss für Fragen zur Verfügung. Schloss, Schloßplat­z 1: Historisch­e Villen:

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