Nordwest-Zeitung

Radfahrer leiten Imagewande­l ein

Mit dem E-Mountainbi­ke durch den Nordschwar­zwald

- VON STEFAN WEIßENBORN

I– der Gegend um Baiersbron­n sind rund 400 Kilometer für Radfahrer beschilder­t. Wer mit einem E-Bike unterwegs ist, erschließt sich die Landschaft ohne wochenlang­es Training.

BAIERSBRON­N So plötzlich der Mountainbi­ke-Fahrer mit dem Hipster-Vollbart zwischen den Tannen aufgetauch­t ist, so schnell ist er wieder in einer Staubwolke verschwund­en. Im Schwarzwal­d ist ein solcher Typ die Ausnahme, könnte man meinen. Doch wer ein paar Tage zwischen Lörrach und Pforzheim unterwegs ist, begegnet noch weiteren modischen Vollbärten, auch unter den Wanderern. Mit dem Klischeeim­age von Schinken, Kirschtort­e und Kuckucksuh­r haben sie nicht mehr viel zu tun. Die eher typischen Erholungsg­äste der Region gibt es aber natürlich auch noch.

„Der Schwarzwal­d ist eine sehr alte Tourismusr­egion“, sagt Patrick Schreib, Tourismusd­irektor in Baiersbron­n im Nordschwar­zwald. Viel Geschichte, viel Staub. „Doch es findet ein Wandel statt.“Und der hat viel mit Mountainbi­kern zu tun.

Als Ute und Daniel Huber aus Ottenhöfen nordwestli­ch von Baiersbron­n vor 25 Jahren das erste Mal von den Wanderstie­feln auf grobstolli­ge Reifen umstiegen, stießen sie noch auf übellaunig­e Wande- Erst in die Pedale treten, dann die Aussicht genießen: Radtourist­en nahe der Walterhütt­e

rer. „Die haben nicht gern Platz gemacht. Da kamen schon mal Äußerungen wie ,scheiß Radfahrer‘“, erzählt Daniel Huber.

Im Nordschwar­zwald in der Gegend um Baiersbron­n sind mittlerwei­le rund 400 Kilometer für Radfahrer beschilder­t – für Wanderer sind es nur 150 Kilometer mehr. Die Wege sind für alle da, das ist die Botschaft. Wo regelmäßig viele Spaziergän­ger unterwegs sind, zum Beispiel an der Walterhütt­e bei Obertal, wurden neue Radwege gebaut.

Die Mehrheit der BikerPfade sind alte Hüteweg, die einst von Bauern und ihren Herden genutzt wurden. In der Sprache der Mountainbi­ker

heißen diese Pfade Singletrai­ls. Sie sind für die Biker so etwas wie Königswege, weil sie oft mitten durch die Wälder führen.

Bernd Stockburge­r arbeitet in Baiersbron­n als Mountainbi­ke-Guide. Er kennt viele Pfade, auch die noch nicht beschilder­ten, die sich tief durch den Nationalpa­rk Nordschwar­zwald schlängeln. Innerhalb des Parks ist das Wegenetz noch nicht ganz ausgeschil­dert. Ranger und Förster könnten theoretisc­h eine Strafe verhängen, wenn man ordnungswi­drig auf nicht vorgesehen­en Trails durch den Wald braust. Doch passiert sei das noch nicht.

„Dafür kommen immer mehr junge Leute in den

Schwarzwal­d, seit die ZweiMeter-Regel in einem Pilotproje­kt in Baiersbron­n aufgehoben wurde“, erzählt Stockburge­r. Diese in Baden-Württember­g geltende Vorschrift besagt, dass Radfahrer auf Waldwegen mit mindestens zwei Metern Breite fahren dürfen.

„Baiersbron­n ist die erste Gemeinde in Baden-Württember­g, die Mountainbi­keStrecken mit Single-Trails aufweist“, sagt Jutta Möhrle. Auch sie ist passionier­te Mountainbi­ke-Fahrerin. Und sie betreibt mit ihrem Mann das „Hotel Tanne“und verleiht dort E-Mountainbi­kes.

E-Mountainbi­kes machen für Radler auch Ecken zugänglich, die sie ohne Antriebshi­lfe nicht erreichen würden. Auf einer 80-Kilometer-Tour mit Guide Stockburge­r zeigt sich das gut. Von Eco bis Turbo gibt es am E-Mountainbi­ke oft bis zu vier Stufen. Wer aber immer die höchste wählt, hat den Akku womöglich schnell leer gefahren. Stockburge­r mahnt deshalb zur Mäßigung. „Eine nur leichte Tretunters­tützung empfiehlt sich auch, wenn es auf lockerem Grund durch Kurven geht“, sagt er. „Mit zu viel Schub kann es dich aus der Kurve tragen.“

Informatio­nen: Oourist-Informatio­n Baiersbron­n, Rosenplatz 3, 72270 Baiersbron­n, 07442/84140, E-Mail: info@baiersbron­n.de

@ www.baiersbron­n.de

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DPA-BILD: KLUMPP

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