Für Bahnstrecke – aber gegen Massentransport
Betrifft: „Die erste Million Container fest im Blick – Interview: Jade-Weser-Port-Vermarkter Andreas Bullwinkel über Ziele, Herausforderungen und die Bahn-Problematik“, Wirtschaft, 29. März
Bei der Aussage von Andreas Bullwinkel zur Oldenburger Bahnproblematik fragt man sich als Oldenburger, ob es sich um eine absichtliche Provokation oder um dreiste Ignoranz handelt.
Bullwinkel sagt, Menschen entlang der Bahn würden sich darüber aufregen, dass dort Züge fahren. Welch ein Unsinn! Natürlich ist niemand, der in den letzten 50 Jahren an der Bahnstrecke eine Wohnung oder ein Haus gekauft hat, gegen die Bahn (manche finden sie sogar gut), aber er ist dagegen, dass ein seit Jahrzehnten bestehender Verkehrsweg plötzlich als Massentransportpiste umfunktioniert wird, ohne die Folgen für ca. 20 000 Anwohner noch Alternativen ernsthaft geprüft zu haben.
Die nächste Fehleinschätzung: 11600 Einwendungen von Oldenburger Bürgern gegen den Stadtstreckenausbau werden dann auch von Herrn Bullwinkel schon mal verkleinert zu „Wenigen, die dagegen angehen“oder „einigen Herrschaften“– das ist einfach nur ignorant.
Und den Wunsch nach einer Bahnumgehung ausschließlich nach dem SanktFlorians-Prinzip zu beurteilen („Bloß nicht bei mir. Irgendwo anders ist es egal“), zeugt wiederum von Provokation oder geringem Kenntnisstand: An verschiedensten Orten gab es – gerade bezüglich der Belastungen durch Bahnverkehr – erfolgreiche Lösungen und gerechte Alternativen. Solcherlei verständliche Überlegungen von vornherein abzuurteilen, ist schlechter Stil.
Hier bedürfte es – gerade Durch den Jade-Weser-Port kommen viele Container nach Wilhelmshaven, ein Teil von ihnen wird mit der Bahn abtransportiert, was wiederum Auswirkungen auf die Anwohner der Bahnstrecke Wilhelmshaven-Oldenburg hat.
von einem Manager in verantwortlicher Position – einer Weitsicht, eines souveränen Ernstnehmens der Beteiligten, aber daran scheint es massiv zu mangeln (...).
Karsten Friedrichs-Tuchenhagen
Mit den sachlich falschen Aussagen bietet die Ð Herrn Bullwinkel eine große Plattform, die sie besser der Stadt und ihren Bürgern bieten sollte. Falsch ist: Es gibt noch keine Klage gegen den PFA1, da es auch noch keine Genehmigung dafür gibt. Falsch ist auch, dass die Oldenburger Initiativen gegen den JWP und die Bahn als umweltfreundliches Transportmittel seien! Richtig dagegen ist: Es werden jetzt schon Arbeiten des PFA1 unter dem Deckmantel der
Instandhaltung an der Strecke durchgeführt, ohne dass es dafür eine Genehmigung gibt. Es kommt zu den Verzögerungen beim Ausbau, weil die Bahn sich nicht an die gesetzlichen Vorgaben (u.a. Prüfung zu Alternativen, s. BVerwG AZ 3 4.15) hält! Und auf politischer Ebene hatte Herr Lies versprochen, bei der 2. Ausbaustufe des JWP eine Güterumfahrungstrasse für Oldenburg zu planen, die er für Sande durchgesetzt hat. Liebe Ð, bieten Sie den Initiativen und der Bürgermeinung auch so eine große Plattform!
Bernd Hufnagel
Wer den Beitrag über den Vermarkter Bullwinkel zur Entwicklung des Jade-WeserPorts gelesen hat, weiß, dass dabei weniger die Interessen
von Bahnanliegern verfolgt werden, als das Führungskonzept für die Weiterentwicklung des Tiefseehafens der Öffentlichkeit allgemeinverständlich zu vermitteln! Da werden dann die dynamischen Aspekte allemal stärker gewichtet, als die schwierigen Folgen des Ausbaues der Bahn durch die Stadt Oldenburg, mit allen schwerwiegenden Folgen für die betroffenen Bahnanlieger!
„Marketing also als operative Taktik zur Beeinflussung von politischen Entscheidung unter Außerachtlassung von Bürgerinteressen!“
Da erfolgt das „Echo“der „Initiative Lärmschutz“(LiVe) in der Ð zwangsläufig als Gegenpol, leider nur von dem Linken-Ratsherrn Höpken – ganz so, als sei das Thema für die tragenden Fraktionen im Rat der Stadt nicht würdig, Bahnanlieger-Interessen öffentlich
zu verteidigen! Volker Meyer
Vielleicht sollte sich Herr Bullwinkel mit der Stadt Oldenburg und den Bürgerinitiativen mal an einen Tisch setzen um Missverständnisse zu klären und Informationsdefizite zu beseitigen. Herr Bullwinkel behauptet zu Unrecht, dass es Klagen aus Oldenburg gibt. Derzeit gibt es nicht einmal einen Planfeststellungsbeschluss, gegen den geklagt werden könnte. Dass es zu Verzögerungen beim Planfeststellungsantrag gekommen ist, liegt nicht an der Stadt Oldenburg oder den fast 11 000 Einwendungen, sondern an den vielen Fehlern und Versäumnissen aufseiten der Bahn. Niemand hat in der Vergangenheit gefordert, dass „die Bahn aus Oldenburg ganz wegkommt“. Es wird lediglich gefordert, dass der Schwerlastverkehr um Oldenburg herum geführt wird, weil alles andere zu Chaos in Oldenburg führen wird.
Klaus Wutzke
Es kommt einer Desinformation gleich, wenn ein bezahlter Wirtschaftsfachmann die wirtschaftlichen Vorteile des Jade-Weser-Ports einseitig und interessengeleitet hervorhebt. Es grenzt an Irreführung, wenn derselbe Geschäftsführer die schädlichen gesundheitlichen Auswirkungen des vermehrten Schienenlärmaufkommens für die betroffenen Anlieger verschweigt.
Hat doch die Lärm- und Erschütterungsforschung eindeutig nachgewiesen, dass mehrmalige nächtliche Durchfahrten schwerer Ölund Containerzüge über Aufwachreaktionen mit wiederholter Unterbrechung des Schlafrhythmus zu gesundheitlichen Schäden am Herzkreislauf-, Stoffwechsel- und kognitiven System führen können. Die uns vorliegende Analyse von mehr als 30 medizinischer und epidemiologischer Studien ist ein hartes klagerechtliches Argument für die Befürworter einer Bahnumfahrung!
Und es grenzt an Unverfrorenheit, wenn ein Lobbyist des Jade-Ports die begründeten 11 000 Einwendungen Oldenburger Bürger ignoriert und diskreditiert. Eine Erweiterung der juristisch und politisch verengten Diskussion um die schädlichen Auswirkungen von Lärm und Erschütterungen zunehmender nächtlicher Bahndurchfahrten auf die Gesundheit der Bahnanlieger ist dringend.
Prof. Dr. Andreas Zieger