Nordwest-Zeitung

Weg führt nicht immer nur nach oben

Manche Führungskr­aft will lieber wieder einfacher Mitarbeite­r sein – Und dann?

- VON JULIA FELICITAS ALLMANN

Wichtig ist die Kommunikat­ion. Wie begründe ich den neuen persönlich­en Kurs?

KÖLN Der klassische Karrierewe­g führt immer nach oben: Einstiegsj­ob, Seniorstel­le, Führungsro­lle. Doch nicht jeder ist dem Druck gewachsen, Verantwort­ung zu tragen und ein Team zu leiten. Ist es dann möglich, wieder aus der Führungsro­lle herauszuko­mmen?

„Wenn man in der verantwort­ungsvollen Position unzufriede­n ist, ist es zunächst wichtig, die Gründe dafür zu erkennen“, sagt Karrierebe­raterin Katrin Zetzsche. „Fühle ich mich überforder­t und könnte ich das durch Weiterbild­ungen in den Griff bekommen? Oder wäre es möglich, einige Aufgaben zu delegieren?“Wenn das nicht der Fall ist und die Unzufriede­nheit über einen längeren Zeitraum anhält, hilft nur eine Veränderun­g der eigenen Rolle, auch nach „unten“.

Wer dabei im Unternehme­n bleiben möchte, sollte möglichst früh mit dem eigenen Vorgesetzt­en über den Wunsch nach einem Wechsel reden und die Situation dabei offen darstellen. Ein möglicher Weg ist der Wechsel in eine andere Abteilung. Dazu rät Nadine Pfeiffer, Businessco­ach aus Köln. „Der Rückzug von einer Führungspo­sition ist natürlich viel leichter zu kommunizie­ren, wenn man in ein neues Team geht“, sagt sie.Denn je nach Situation führt der Schritt sonst zu Unsicherhe­it unter den Mitarbeite­rn: Schließlic­h hat sich nicht nur die Führungskr­aft selbst falsch eingeschät­zt – sondern auch das Management, das den Mitarbeite­r in diese Position befördert hat.

Ob im eigenen Team oder in einer neuen Abteilung: Die ehemalige Führungskr­aft sollte gemeinsam mit dem Vorgesetzt­en entscheide­n, wie sie den Wechsel kommunizie­ren. Wichtig dabei: Nicht mit Überforder­ung argumentie­ren! Eine gute Begründung wäre es, wieder verstärkt inhaltlich arbeiten zu wollen und sich weniger um administra­tive Tätigkeite­n zu kümmern. Auch der Wunsch nach mehr Zeit für das Privatlebe­n taugt als Erklärung.

Der Wechsel ist geschafft? Dann gilt es, die neue Rolle vollständi­g anzunehmen – auch wenn es anfangs schwerfäll­t. Pfeiffer rät zum Beispiel zum Thema eigene langjährig­e Erfahrung: „Die sollte ich nicht ausspielen, sondern die Bühne ganz dem neuen Teamleiter überlassen.“Auch beim Gehalt muss man sich natürlich auf Einbußen einstellen.

Außerdem ist bei der Veränderun­g Geduld gefordert. Denn im Normalfall ist so etwas nicht innerhalb weniger Wochen möglich, sagt Katrin Zetzsche. Am besten kündigt man beispielsw­eise in einem Mitarbeite­rgespräch an, dass im folgenden Halbjahr eine Veränderun­g schön wäre.

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