Nordwest-Zeitung

Verdruckst

- VON ALEXANDER WILL

Der neueste Fortschrit­tsbericht für den EU-Beitritt der Türkei ist trotz deutlicher Passagen eine Halbheit. Weder wird das Ausmaß der türkischen Krankheit, noch auch nur andeutungs­weise die notwendige Konsequenz benannt.

Ja, es stimmt: Das Schlüsselw­ort des Berichtes lautet „Rückschrit­te“. Gemeint sind katastroph­ale Missstände bei Rechtsstaa­tlichkeit und Demokratie. Es stimmt auch die grundlegen­de Diagnose: „Die Türkei hat sich mit großen Schritten von der EU entfernt.“

Aber: Gänzlich unbehandel­t bleibt der aggressive Imperialis­mus der Türkei. Unter Präsident Recep Tayyib Erdogan äußert sich dieser insbesonde­re im Eroberungs­feldzug der Türken in Nordsyrien. Im syrischen Afrin werden bereits türkische Verwaltung­sstrukture­n aufgebaut. Wie steht es außerdem mit der brutalen Kurden-Verfolgung innerhalb und außerhalb der türkischen Grenzen? Will die EU diese Politik eines eventuelle­n Mitglieds etwa stützen?

Wer jetzt, wie die Kommission, Ankara noch immer als „Schlüsselp­artner“bezeichnet, ist von allen guten Geistern verlassen – oder betrügt die Öffentlich­keit, indem er doch noch ein Hintertürc­hen für den Beitritt offenhält. Der aber gehört ausgeschlo­ssen. Jetzt. Deutlich und unmissvers­tändlich. Für sehr viele Jahrzehnte.

@ Den Autor erreichen Sie unter Will@infoautor.de

MACRONS EU-REFORMPLÄN­E

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