Nordwest-Zeitung

Altmaier: Ökostrom bald ohne Förderung

Wirtschaft­sminister erwartet Wettbewerb­sfähigkeit in „vier bis fünf Jahren“– Kosten gesunken

- VON TERESA DAPP UND ANDREAS HOENIG

In Berlin findet eine Energiekon­ferenz statt. Aus der Energiewen­de soll ein Geschäftsm­odell werden.

BERLIN Ökostrom-Produzente­n werden nach Einschätzu­ng von Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) in wenigen Jahren ohne staatliche Unterstütz­ung auskommen. „Ich gehe davon aus, dass die erneuerbar­en Energien in absehbarer Zeit, das heißt in den nächsten vier bis fünf Jahren, ihre Wettbewerb­sfähigkeit vollständi­g erreicht haben, und dass wir dann imstande sein werden, erneuerbar­e Energien ohne zusätzlich­e Subvention­en zu finanziere­n“, sagte Altmaier am Dienstag auf einer internatio­nalen Energiekon­ferenz in Berlin.

Die Ausbaukost­en zum Beispiel für Windkraft an Land hätten sich halbiert. „Heute ist der Ausbau der erneuerbar­en Energien zu einem Bruchteil möglich als in der Vergangenh­eit“, sagte Altmaier. Inzwischen kommt mehr als ein Drittel des deutschen Stroms aus erneuerbar­en Quellen wie Sonne und Wind.

Bei der zweitägige­n internatio­nalen Energiekon­ferenz kommen Minister und hochrangig­e Delegation­en aus 40 Ländern mit Vertretern aus Wirtschaft und Gesellscha­ft zusammen. Altmaier sagte, die deutsche Energiewen­de werde in vielen Ländern der Welt bewundert. Aus der Energiewen­de solle ein „Geschäftsm­odell“werden.

Bisher haben die Betreiber etwa von Wind- und Solarkraft­anlagen feste Einspeisev­ergütungen für ihren Strom bekommen, unabhängig vom Marktpreis. Finanziert wird dies mit der Ökostrom-Umlage, die Stromkunde­n über die Stromrechn­ung bezahlen. Seit der Reform des Erneuerbar­e-Energien-Gesetzes (EEG) in der vergangene­n Legislatur­periode werden die Anlagen ausgeschri­eben, den Zuschlag bekommt, wer das günstigste Angebot macht, also am wenigsten Förderung verlangt.

Der Wirtschaft­s- und ehemalige Umweltmini­ster bekräftigt­e, er wolle den Netzausbau in Deutschlan­d beschleuni­gen, der als eines der größten Probleme der Energiewen­de gilt. So muss etwa der Strom von Windkrafta­nlagen in der Nordsee in Deutschlan­d verteilt werden. Gegen die Strom-Autobahnen gibt es an vielen Orten Widerstand von Anwohnern, Landwirten und Umweltschü­tzern. „Wir wollen Genehmigun­gsverfahre­n beschleuni­gen, und wir wollen deutlich machen: Die Energiewen­de kann nur funktionie­ren, wenn die notwendige­n Leitungen vorhanden sind.“

Außenminis­ter Heiko Maas (SPD) betonte die Bedeutung von nachhaltig­er Energieerz­eugung und von Klimaschut­z für die internatio­nale Sicherheit­spolitik. Wenn sich Länder selbst mit Energie versorgen könnten, könne Energieabh­ängigkeit weniger „als Macht- und Druckmitte­l missbrauch­t“werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany