Bundesbank-Präsident mit klarem Kurs in Geldpolitik
Jens Weidmann wird 50 – Kein leichter Stand bei Abstimmungen in der EZB-Spitze
FRANKFURT Gespräche in nüchterner Arbeitsatmosphäre statt Geburtstagsfest: Viel Zeit zum Feiern dürfte Bundesbank-Präsident Jens Weidmann zu seinem 50. Geburtstag an diesem Freitag nicht haben. Wie im Vorjahr wird der Ökonom auf der Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington mit Kollegen über Geldpolitik und Weltwirtschaft diskutieren.
Im Alter von 43 Jahren übernahm Weidmann als damals jüngster BundesbankPräsident im Mai 2011 den Posten in Frankfurt von Axel Weber, der im Streit über die Anti-Krisenpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) hingeworfen hatte. In der Sache ist Weidmann von seinem Vorgänger nicht weit entfernt, im Ton aber verbindlich. Statt auf harsche Kritik setzt der Volkswirt auf feine Ironie.
Dass Weidmann von den Anleihenkäufen der EZB als Mittel der Geldpolitik wenig hält, daraus hat der gebürtige Solinger mit dem blonden Seitenscheitel allerdings nie einen Hehl gemacht. So warnte er im Sommer 2012: „Wir sollten die Gefahr nicht unterschätzen, Oft gut Weidmann gelaunt: Jens
dass Notenbankfinanzierung süchtig machen kann wie eine Droge.“
Durchsetzen kann sich der jungenhaft wirkende Bundesbank-Präsident mit seiner Haltung allerdings oft nicht. Denn im obersten Entscheidungsgremium der Notenbank – dem EZB-Rat – haben die Anhänger einer eher lockeren Geldpolitik die Mehrheit.
Zugleich gilt: Unabhängigkeit stellt Weidmann auch gegenüber Berlin unter Beweis. Regelmäßig mahnt der ehemalige Wirtschaftsberater von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) Haushaltsdisziplin in Deutschland an.
Weidmann gilt als stressresistent und uneitel. Lange wirkte der parteilose Volkswirt im Hintergrund. Er lotste die Kanzlerin durch die Finanzkrise, schnürte Rettungspakete für Banken und Unternehmen. Und heute, an der Bundesbank-Spitze? Für Weidmann ist klar: „Auch heute sieht die Bundesbank ihre zentrale Aufgabe darin, sich für Geldwertstabilität einzusetzen. Aus der Alleinverantwortung für die D-Mark ist nun eine Mitverantwortung für den Euro geworden.“
Nicht auszuschließen, dass Weidmann bei der IWF-Frühjahrstagung in zwei Jahren in anderer Funktion auftritt. Der Bundesbank-Chef gilt als Kandidat für die Nachfolge von Mario Draghi an der EZBSpitze im Herbst 2019.