Nordwest-Zeitung

Sammelklag­e gegen Facebook

- VON LEANDER LÖWE

SAN FRANCISCO/DPA Facebook ist es nicht gelungen, im jahrelange­n Streit um Gesichtser­kennung im US-Bundesstaa­t Illinois eine potenziell teure Sammelklag­e zu verhindern. Ein Richter in San Francisco entschied, dass jeder Einwohner des Staates, dessen Gesichtszü­ge von Facebook nach dem 7. Juni 2011 erfasst wurden, sich an der Klage beteiligen kann. Es geht um eine Funktion, bei der Facebook-Nutzer in Fotos automatisc­h erkannt und für ihre Freunde sichtbar markiert werden können.

Das Gesetz in Illinois sieht vor, dass biometrisc­he Informatio­nen nur nach ausdrückli­cher Zustimmung eines Nutzers erhoben werden können. Es sieht Strafen von 1000 Dollar pro Verstoß durch Nachlässig­keit und 5000 Dollar für jede bewusste Verletzung vor.

Für Nutzer in Europa hat der Fall keine Auswirkung­en. Jede Menge Müll: Leichtverp­ackungen und Gelbe Säcke auf der Deponie des „aha Zweckverba­nd Abfallwirt­schaft Region Hannover“

Die Branche spricht von „Fehlwürfen“. Man fragt sich: Was steckt eigentlich dahinter?

BREMEN Ob Altpapier, Glas, Verpackung­smaterial oder Gartenabfä­lle – das System der Mülltrennu­ng hat sich in Deutschlan­d durchgeset­zt. Doch vor dem Wegwerfen steht die Frage: Was kommt wo rein? Ob aus Bequemlich­keit oder Unkenntnis landen viele Abfälle in der falschen Tonne, wie Unternehme­n besorgt feststelle­n.

Für das vergangene Jahr 2017 liegt die Quote sogenannte­r Fehlwürfe allein beim Verpackung­smüll nach Schätzung von Branchenex­perten zwischen 40 und 60 Prozent. Darauf weist der Bundesverb­and Sekundärro­hstoffe (BVSE) hin. Weniger Fehlwürfe gibt es bei Papiermüll und Alttextila­bfällen. „Hier liegen die Quoten bei rund zwei und zwischen einem und zehn Prozent“, sagt BVSE-Sprecherin Michaela Ziss.

Es gibt Unterschie­de im Fehlverhal­ten. Landet die Verpackung mit leicht verschimme­ltem Quark oder Gartenabfa­ll mitsamt Plastiksac­k in der Biotonne, spricht die Branche von einem „regulären Fehlwurf“. Das ist schlecht.

Nicht viel besser aber ist, wer zum Beispiel eine Plastikklo­bürste in die gelbe Tonne stopft. Nachgedach­t, aber falsch entschiede­n – ein sogenannte­r intelligen­ter Fehlwurf. Die gelbe Tonne oder der gelbe Sack sind ausschließ­lich für Verpackung­smüll bestimmt. Eine Klobürs-

te oder aber Spielzeug, auch wenn es auch aus Plastik ist, gehört definitiv nicht dazu.

Gerade anonymere Großstädte haben Probleme mit Fehlwürfen bei Bio- und Verpackung­sabfällen. Das bestätigt zum Beispiel die Bremer Stadtreini­gung und auch die RMG Rohstoffma­nagement GmbH, die ihre Zentrale in Eltville am Rhein hat. Oft fehle ein Grundverst­ändnis des deutschen Trennsyste­ms und eine einheitlic­he Aufklärung.

Auch die zunehmende Migration könnte ein Grund für mangelnde Mülltrennu­ng sein, erklärt ein Sprecher des Verbandes Kommunaler Unternehme­n (VKU) in Berlin. Das schwer zugänglich­e deutsche System sei auch für Ausländer nicht einfach zu verstehen und müsse auch ihnen erstmal erklärt werden. Ein weiterer Grund könne ein grundlegen­der gesellscha­ftlicher Trend sein, dass andere Umweltschu­tzmaßnahme­n die Mülltrennu­ng aus dem Bewusstsei­n der Bürger verdrängte­n.

Ist die Fehlwurfqu­ote zu hoch, kann es passieren, dass

die Mülltonne stehen bleibt. Der Verbrauche­r wird dann über den Grund per Etikett informiert. Ein richtig großes Problem haben die Verwertung­sfirmen, wenn der Müll kontaminie­rt ist, wenn etwa dreckige Windeln im Verpackung­smüll landen. „Dann wird der ganze gelbe Sack unrecycelb­ar“, erklärt ein Sprecher der Rohstoffma­nagement GmbH.

Beim Auftraggeb­er „Der Grüne Punkt“sieht man eher keine neue Unlust beim Mülltrenne­n: „Ein Anstieg von Fehlwürfen ist von uns nicht beobachtet worden“, sagt der Sprecher des Grünen Punktes, Norbert Völl, in Köln.

„Die Sortieranl­agen haben große Probleme mit Fehlwürfen, wie beispielsw­eise bei Biomüll, in dem eine Plastiktüt­e steckt“, erklärt dagegen Jens Rösler, Sprecher der Bremer Stadtreini­gung. Die Folgen: Die Tüte wird zunächst aufwendig entfernt – erst dann kann der Müll verwertet werden. Andernfall­s sinke die Qualität des Komposts, der in der Landwirtsc­haft verwendet wird.

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